Reisetagebuch Liberia: Findels mit Aufklärungspostern

Weiterleben nach Ebola – Unsere Mädchen haben geholfen

Direkt nach der Landung in Monrovia merken wir: Liberia ist weiter im Ausnahmezustand.

Noch bevor die Pässe kontrolliert werden, müssen sich alle Passagiere mit Chlorwasser die Hände waschen, es wird Fieber gemessen. Ebola hat bis zum Juli 2015 über 4.700 Menschen das Leben gekostet – darunter viele Mütter, Väter und Kinder. Der erste Fall trat im März 2014 auf – genau als wir mit UNICEF zum letzten Mal „unsere“ Teenager-Mädchen im Armenviertel West Point und anderen Regionen besuchten.

Gerade in West Point, in den beengten, stickigen Wellblechverschlägen, wütete das Virus besonders: Ärmliche Wohnverhältnisse, kein fließendes Wasser, kaum Wissen über die seltene Krankheit – ideale Bedingungen für einen hoch ansteckenden Erreger. Im Fernsehen hatten wir gesehen, wie Männer in Schutzanzügen Leichen aus den Hütten trugen und das ganze Viertel unter Quarantäne gestellt wurde. Und jetzt erfuhren wir, mit wie viel Mut Angeline, Jessica, Helen, alle 500 Mädchen, die wir fördern, sich gegen das Virus gestellt hatten.

Reisetagebuch Liberia: UNICEF bildet Mädchen als Aufklärungshelfer aus

Gemeinsam gegen Ebola: UNICEF hat „unsere“ Mädchen als Aufklärungshelfer ausgebildet und mit Material ausgestattet.

© UNICEF Liberia/2015

„Wir wollen etwas tun!“

Die Teenager, die in West Point selbst ein so hartes Leben haben, wollten ihre Nachbarn vor Ebola schützen – UNICEF griff ihre Initiative sofort auf. Schulungen wurden organisiert, Aufklärungsposter gedruckt, Eimer und Chlor verteilt. Dann gingen die Mädchengruppen von Haus zu Haus und zeigten, was zu tun ist: Oft die Hände waschen, Erkrankte nicht berühren und sie sofort in ein Behandlungszentrum bringen. Insgesamt erreichten sie rund 10.000 Haushalte – und schafften es, dass alle Menschen hier gesund blieben!

Während des Ebola-Ausbruchs waren auch die UNICEF-Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz. In der Bevölkerung herrschte panische Angst. UNICEF leistete so lange Überzeugungsarbeit bei Mitarbeitern der Behörden und religiösen Führern, bis alle die Fakten kannten.

Gleichzeitig koordinierte das Kinderhilfswerk den größten Einsatz von Hilfsgütern seit dem Zweiten Weltkrieg: Flugzeuge brachten täglich Chlor, Zelte, Plastikhandschuhe. Riesige Mengen Hygienebedarf erreichten 450.000 Menschen, alle Schulen im Land wurden versorgt. Unter großem Zeitdruck richtete UNICEF auch zwölf Auffangzentren für Kinder ein, deren Eltern plötzlich ins Krankenhaus mussten.

Weiter wachsam sein

Im September 2015 hieß es endlich: Liberia ist offiziell Ebola-frei. Trotzdem gilt es, wachsam zu bleiben: Kurz nach unserer Rückkehr nach Deutschland erfahren wir, dass erneut ein 15-jähriger Junge an Ebola erkrankt und gestorben war. Zum Glück konnte der Ausbruch schnell eingedämmt werden. Doch damit das auch in Zukunft funktioniert, müssen Aufklärung und Gesundheitsversorgung dringend ausgebaut werden – wir haben selbst gesehen, wie schlecht es damit in den Slums der Städte und auf dem Land aussieht.

Reisetagebuch Liberia: Poster zum Händewaschen

Bild 1 von 5 | Aufklärung rettet Leben: Damit das Land Ebola-frei bleibt, müssen alle mitmachen.

© UNICEF/DT2015-39320/Kerstin Bücker
Reisetagebuch Liberia: Händewaschen Pflicht am Eingang des UNICEF-Büros

Bild 2 von 5 | Händewaschen Pflicht: Am Eingang des UNICEF-Büros steht Chlorlösung bereit.

© UNICEF/DT2015-39319/Kerstin Bücker
Reisetagebuch Liberia: Findels mit Aufklärungspostern

Bild 3 von 5 | Von Haus zu Haus: Wir helfen mit, Aufklärungsposter zu zeigen – jede Familie muss erreicht werden.

© UNICEF/DT2015-33214/Kerstin Bücker
Reisetagebuch Liberia: Vertrauen ist wichtig bei der Ebola-Prävention

Bild 4 von 5 | Vertrauen zählt: „Es sind unsere Mädchen – deshalb haben wir ihnen geglaubt.“ Clement Robinson (r.) hatte nach den Präsentationen der Mädchen keine Angst mehr vor Ebola.

© UNICEF/DT2015-33221/Kerstin Bücker
Reisetagebuch Liberia: Theaterstück über die Hilfe für Ebola-Patienten

Bild 5 von 5 | Schutzkleidung und mehr: In einem Theaterstück zeigen die Jugendlichen, welche Hilfe Ebola-Patienten brauchen.

© UNICEF/DT2015-33262/Kerstin Bücker