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Das ist doch ungerecht!


von Ninja Charbonneau

Jedes Schulkind hat eine Vorstellung davon, was gerecht und was ungerecht ist. Wenn der Lehrer schimpft, obwohl ein anderer gestört hat, ist das ungerecht. Wenn ein Kind mehr Süßigkeiten bekommt als das andere, auch. Ungerechtigkeit macht uns wütend. Da geht es den Kindern wie uns Erwachsenen.

Die 2-jährige Arcade mit ihrer Mutter in Burundi. ©UNICEF/BRDA2012-00034/Krzysiek

Die 2-jährige Arcade mit ihrer Mutter in Burundi.

© UNICEF/Krzysiek

Johannes Wedenig empfindet das, was er in Burundi erlebt, sogar als „schreiende Ungerechtigkeit“. Wedenig ist Österreicher und leitet das UNICEF-Büro im burundischen Bujumbura. Immer wieder sieht er Kinder, die chronisch mangelernährt sind. „Ich habe selbst eine 20 Monate alte Tochter, und dann sehe ich Kinder, die auch 20 Monate alt sind, und man könnte meinen, sie sind vier oder fünf Monate jünger. Sie sind viel zu leicht für ihr Alter und in ihrer Entwicklung zurück, weil sie chronisch mangelernährt sind – das ist doch eine schreiende Ungerechtigkeit!“, sagt Wedenig. „Was diesen Kindern in den ersten 1.000 Tagen ihres Lebens fehlt, werden sie nie wieder aufholen, sie behalten ein Handicap für’s Leben.“ Fast zwei Drittel der Kinder in Burundi sind chronisch mangelernährt – eine schleichende und große Gefahr.

Manchmal haben wir bei UNICEF Deutschland das Glück, dass Mitarbeiter wie Johannes Wedenig zu uns nach Köln kommen und über ihre Arbeit in den UNICEF-Projektländern erzählen. Für mich ist es immer sehr motivierend. Sie brennen für ihre Arbeit und schildern mit ihren eigenen Worten und aus persönlicher Erfahrung, wie UNICEF arbeitet und was wir für Kinder bewirken können. Manche Dinge, die uns im Prinzip bekannt sind, werden so noch viel anschaulicher. Wenn wir zum Beispiel von unserem Ziel einer „Chancengerechtigkeit“ für Kinder (eine leider etwas umständliche Übersetzung für das englische „equity“) sprechen, dann meinen wir genau das, was Johannes Wedenig beschreibt: Es ist schrecklich ungerecht, dass so viele Kinder schon von Geburt an kaum eine Chance haben, etwas aus ihrem Leben zu machen. Das müssen wir ändern!
Und noch etwas habe ich aus dem Vortrag von Wedenig mitgenommen: Burundi steht sehr selten im Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit – zu Unrecht, denn das kleine Land im Zentrum Afrikas gehört zu den ärmsten Ländern der Welt mit einer der höchsten Kindersterblichkeitsraten. Deshalb sind für UNICEF zweckungebundene Spenden so wichtig. Zweckungebunden ist Ihre Spende, wenn Sie als UNICEF-Pate dauerhaft helfen, wenn Sie UNICEF-Grußkarten kaufen oder wenn Sie eine Einzelspende machen, ohne einen Verwendungszweck anzugeben. Die Kinder in Burundi sind das beste Beispiel dafür, dass diese Spenden nicht irgendwo in einem großen Topf landen, sondern gezielt dort eingesetzt werden, wo sie dringend gebraucht werden und wofür es wenig direkte Spenden gibt. Nicht nur die Kinder, deren Leid wir im Fernsehen sehen können, brauchen unsere Hilfe, sondern alle Kinder in Not. Das ist nur gerecht.

P.S.: Burundi wird auch eines der Projektländer sein, das wir in diesem Jahr mit der traditionellen UNICEF-Weihnachtsaktion „Zeit zu teilen“ unterstützen. Mehr dazu erfahren Sie hier ab Mitte November.

Ninja Charbonneau
Autor*in Ninja Charbonneau

Ninja Charbonneau ist Pressesprecherin und schreibt im Blog über Hintergründe zu aktuellen Themen.