Indonesien: Aulia gehört dazu
Seit ihrer Geburt kann Aulia, neun Jahre alt, nicht laufen. Zum Glück gibt es in ihrer Nähe nun eine Schule, die Mädchen und Jungen mit Behinderungen fördert. In ihrem Heimatland Indonesien ist das nicht selbstverständlich.
Nächste Stunde: Sportunterricht! Die Kinder der Grundschule Nurul Ulum in Watampone im Südosten der indonesischen Insel Sulawesi stürmen auf den Schulhof. Hinter ihnen tritt ihr Lehrer Pak Anzar aus der Tür. Auf dem Arm hält er Aulia. Die Neunjährige kann nicht laufen, weil ihre Beine seit ihrer Geburt gelähmt sind.
Trotzdem macht sie beim Sport mit. Heute steht das Spiel Kasti-Ball auf dem Plan. Dabei schlagen die Kinder einen Ball mit einem Schläger – ähnlich wie beim Baseball. Während die anderen hüpfen und sich dehnen, setzt der Lehrer Aulia auf einem Stuhl ab. Direkt davor hat er ein Rohr aufgebaut – extra für sie.
Damit kann sie den Ball in das Spielfeld bringen, ganz ohne Schläger. Den könnte sie niemals schwingen. Während sich die anderen hinter Aulia aufstellen, nimmt sie einen Ball, steckt ihn in die Rohröffnung und gibt ihm einen Schubs. Als ihr Ball den Ball im Spielfeld trifft, jubeln Aulias Klassenkameraden.
Klar, Aulia würde jetzt lieber wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler laufen und werfen. Aber sie ist froh, dass sie überhaupt zur Schule gehen kann. Auch in einem relativ wohlhabenden Land wie Indonesien ist das Kindern mit Behinderung oft nicht möglich.
Sie lernen nichts, kommen kaum vor die Tür und bleiben für den Rest der Menschen unsichtbar. Dass Aulia die normale Schule in ihrem Stadtviertel besuchen kann, verdankt sie einem Projekt, das UNICEF unterstützt. Hier werden Lehrer ausgebildet, Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen am Unterricht teilhaben zu lassen und sie mit besonderen Mitteln zu fördern – zum Beispiel mit dem Rohr beim Kasti-Ball im Sportunterricht.
Beim Lesen und Schreiben braucht Aulia keine besondere Unterstützung. Da sitzt sie genau wie die anderen Drittklässler am Tisch – und fällt nur wegen ihrer Leistung auf. Denn Aulia ist gut. Richtig gut. Und ehrgeizig. Bei einem Lesewettbewerb hat sie gerade den zweiten Platz belegt. Für Aulia ist das erst der Anfang: Wenn sie groß ist, will sie Ärztin werden.