

Impfung gegen Malaria: Der erste Malaria-Impfstoff ist da
Große Hoffnungen ruhen auf ihm: Mit RTS,S ("Mosquirix") ist erstmals seit Beginn der Malaria-Forschung ein Impfstoff gegen Malaria im Einsatz. Unzähligen Kindern könnte er das Leben retten. UNICEF als weltweit größter Impfstoff-Abnehmer steht in den Startlöchern, um schon bald Millionen Dosen Malaria-Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
Meilenstein in der Malaria-Forschung
Malaria ist eine der häufigsten Todesursachen für Kinder unter fünf Jahren. Hunderttausende Kinder sterben jedes Jahr daran. Jahrzehntelang wurde erfolglos an einer Malaria-Impfung geforscht. Doch seit einiger Zeit gibt es endlich einen ersten Malaria-Impfstoff. Gesundheitsexpert*innen weltweit betrachten ihn als einen Meilenstein im Kampf gegen die lebensgefährliche Infektionskrankheit.

Malaria bedroht das Leben von Millionen Kindern weltweit.
© UNICEF/UN0688712/DejonghDer Malaria-Impfstoff Mosquirix (RTS,S)
Viele Impfstoff-Kandidaten waren über die Jahre im Rennen – doch nur ein Impfstoff hat es bisher durch alle Phasen der Impfstoff-Zulassung geschafft. Der Malaria-Impfstoff RTS,S (auch unter dem Produktnamen "Mosquirix" bekannt) wurde von dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Er ist der weltweit erste Impfstoff überhaupt gegen eine parasitäre Erkrankung beim Menschen. Die Impfung soll schwere Krankheitsverläufe verhindern.
Mosquirix ist das Ergebnis von jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung. Der Impfstoff wirkt gegen den Malaria-Erreger "Plasmodium falciparum" – den tödlichsten Malariaparasiten weltweit und den am weitesten verbreiteten in Afrika.
Bereits im Jahr 2016 wurde RTS,S von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen – allerdings zunächst einmal nur pilotweise in drei afrikanischen Ländern: In ausgewählten Gebieten in Ghana, Kenia und Malawi sollte der Impfstoff gezielt eingesetzt werden, um noch mehr über die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes herauszufinden und seinen Einsatz sehr genau zu kontrollieren. In den drei Ländern wurde RTS,S daraufhin von den nationalen Behörden zugelassen, und seit 2019 ist der Impfstoff dort im Rahmen der Pilotprojekte im Einsatz. Im Jahr 2021 hat die WHO Mosquirix schließlich für eine breite Nutzung empfohlen.

Mosquirix wirkt gegen "Plasmodium falciparum", den tödlichsten Malariaparasiten.
© UNICEF/UN0641056/U.S. CDC/Unique Identifier/Daylin PaulÜbrigens: Die WHO kann zwar Empfehlungen für Impfstoffe oder Medikamente aussprechen, sie ist aber nicht die Institution, die ein Medikament oder einen Impfstoff zulässt. Die Entscheidung, einen Impfstoff tatsächlich einzusetzen, liegt bei den nationalen Zulassungsbehörden der Länder selbst.
Vier Impfstoff-Dosen schützen gegen Malaria
Damit Mosquirix gegen Malaria schützt, braucht jedes Kind vier Impfstoff-Dosen. Die ersten drei Impfungen erhalten die Babys in ihrem ersten Lebensjahr. Rund um den 24. Lebensmonat bekommen sie die letzte Impfung, die Booster-Impfung, um den Malaria-Impfschutz aufzufrischen.
Wirksamkeit des Malaria-Impfstoffs RTS,S (Mosquirix)
Der Impfstoff RTS,S hat in der über zwei Jahre laufenden Pilotphase bewiesen, dass er sicher und signifikant wirksam ist. Um eine konkrete Zahl zu nennen: In den Gebieten, in denen Mosquirix eingesetzt wurde, sind laut WHO 30 Prozent weniger Kinder an Malaria gestorben als zuvor. Nicht nur die Malaria-Sterblichkeit konnte durch die Impfung gesenkt werden: Unter den geimpften Kindern hatten außerdem deutlich weniger Kinder einen schweren Malaria-Verlauf oder mussten im Krankenhaus behandelt werden.
So lange schützt RTS,S vor Malaria
Der bisher zugelassene Malaria-Impfstoff RTS,S ist noch sehr neu auf dem Markt. Derzeit lässt sich daher noch nicht exakt in Zahlen angeben, wie lange die Wirkung der Malaria-Schutzimpfung anhält. Es wird aber bereits mit Hochdruck daran geforscht, dies herauszufinden. Fest steht, dass die Wirksamkeit nicht ein Leben lang anhält, sondern im Laufe der Zeit wieder nachlässt.
Pilotphase: Wo Mosquirix bisher eingesetzt wird
Bisher wird Mosquirix ausschließlich in ausgewählten Regionen der drei Länder Ghana, Kenia und Malawi eingesetzt. 2019 startete die WHO in diesen Ländern Pilotprojekte mit RTS,S und koordiniert seitdem die Durchführung der Impfungen und die Auswertung der Ergebnisse.
Basierend auf den Erfahrungen aus diesen Pilotprojekten sprach die WHO im Oktober 2021 die offizielle Empfehlung dafür aus, Mosquirix auch breiter einzusetzen – und zwar in Ländern mit mäßiger bis hoher Übertragung durch den Malariaparasiten P. falciparum. Die WHO-Empfehlung für Mosquirix schließt auch Kinder mit ein.
Kurz nach der WHO-Empfehlung entschied die "Gavi Vaccine Alliance" (kurz: GAVI) Ende 2021, die Verbreitung von Mosquirix finanziell zu fördern. GAVI ist die globale Impfallianz aus verschiedenen Partnern, die sich dafür einsetzt, dass Menschen auch in den ärmsten Ländern der Welt Impfungen erhalten. GAVI finanziert die Impfprogramme und liefert die Impfstoffe. UNICEF ist einer der Partner innerhalb der GAVI-Impfallianz.

UNICEF ist Partner der globalen Impfallianz GAVI.
© UNICEF/UN0662108/IbrahimMehr als 1,4 Millionen Kinder haben inzwischen mindestens eine der benötigten vier RTS,S-Impfdosen erhalten (Stand: April 2023). In diesem Jahr läuft die Pilotphase in den obigen drei Ländern noch weiter, um den Mehrwert der vierten Impfstoff-Dosis noch besser zu verstehen und längerfristig messen zu können, wie die Impfungen wirken. Die Menge an bereitgestelltem Malaria-Impfstoff soll in dieser Zeit noch weiter erhöht werden.
Das kostet der Malaria-Impfstoff RTS,S momentan
Aktuell kostet eine Dosis RTS,S-Vakzin 9,30 Euro (Stand: Februar 2023, Quelle: https://www.unicef.org/). Der Preis könnte in den nächsten Jahren aber noch sinken, wenn möglicherweise weitere Impfstoffe zugelassen werden und die Impfstoff-Produktion weiter gesteigert wird.
Große Nachfrage nach RTS,S – aber begrenztes Angebot
Die Nachfrage nach dem Malaria-Impfstoff ist in den von Malaria betroffenen Ländern riesig. Vor allem in afrikanischen Ländern warten Eltern sehnsüchtig darauf, ihre Kinder impfen lassen zu können. Aber obwohl die Produktion von RTS,S bereits hochgefahren wurde, ist der Impfstoff noch längst nicht ausreichend verfügbar. Noch dazu haben viele Länder nicht die finanziellen Mittel, um Impfstoff in großen Mengen einzukaufen.

Sudan: Schlangestehen für schützende Moskitonetze. Die neuen Impfstoffe werden ebenfalls von Millionen Menschen erwartet.
© UNICEF/UN0770224/Mojtba Moawia MahmoudWirtschaftlich schwächere Länder können deshalb bei der Impfallianz GAVI eine Unterstützung beantragen, wenn sie die neuen Malaria-Impfstoffe in ihrem Land anbieten möchten. Mindestens 28 Länder in Afrika planen momentan, diese Unterstützung durch GAVI zu beantragen (Stand: April 2023).
R21 und weitere Malaria-Impfstoff-Kandidaten
Die Malaria-Impfstoff-Entwicklung ist sehr in Bewegung: Gleich mehrere Impfstoffe werden gerade umfangreich klinisch getestet. So ist der an der Universität Oxford entwickelte Impfstoff "R21/Matrix-M" momentan in Phase III – also der letzten Phase seiner Entwicklung. Die Hoffnungen speziell bei diesem Impfstoff sind groß, da die Wirksamkeit hier bei über 75 Prozent und damit deutlich höher liegen könnte als bei RTS,S.
Wenn die Ergebnisse der aktuell laufenden Studie zu R21/Matrix-M vorliegen, wird die WHO anschließend entscheiden, ob sie den Impfstoff empfiehlt. Bei der WHO-Entscheidung spielen vor allem die Sicherheit des Impfstoffs, die Wirksamkeit und die Dauer des Impfschutzes eine Rolle. Wenn alles glatt läuft, könnte die Produktion von "R21/Matrix M"-Impfdosen schon 2024 starten.
Mitte April gab es dazu eine interessante Meldung aus Ghana: Die nationale Zulassungsbehörde Ghanas hatte entschieden, die WHO-Empfehlung für RS21 nicht länger abzuwarten, sondern den Impfstoff aufgrund seiner hohen Wirksamkeit schon jetzt im Land zuzulassen.
Neben "R21/Matrix M" sind noch weitere Malaria-Impfstoffkandidaten in der Pipeline. So forschen derzeit etwa mehrere Unternehmen (Moderna, BioNTech und CureVac) an Vakzinen auf mRNA-Basis. Die meisten dieser Impfstoff sind jedoch aktuell noch in einer früheren Entwicklungsphase. Man kann noch nicht abschätzen, wie lange es dauern wird, bis sie auf den Markt kommen könnten.
Malaria-Schutz für Kinder: So unterstützt UNICEF bei Malaria-Impfungen
UNICEF als weltweit größter Impfstoff-Käufer
UNICEF ist der weltweit größte Käufer von Impfstoffen. Wir haben jahrzehntelange Erfahrung darin, Impfstoffe für Kinder zu beschaffen und bereitzustellen, und sind Experte darin, die Impfungen selbst in entlegenste und schwerstzugängliche Gebiete zu bringen.
Auch im Rahmen der globalen Impfallianz Gavi sind wir als Hilfsorganisation der Partner, der sich um die Beschaffung und Bereitstellung von Impfstoffen für Kinder und Familien kümmert. Diese Rolle werden wir auch bei der Bekämpfung der Malaria wieder einnehmen.

UNICEF bringt Impfstoffe selbst in entlegenste Gebiete, so wie hier in Nepal.
© UNICEF/UN043111118 Millionen Dosen Malaria-Impfstoff bis 2025 bestellt
Wir von UNICEF werden alles daran setzen, so schnell wie möglich so viel Malaria-Impfstoff wie möglich für Kinder und Familien in Malaria-Risikogebieten zu beschaffen. Denn mit jeder Impfung kann ein Kind davor bewahrt werden, schwer an Malaria zu erkranken oder sogar daran zu sterben.
Wir haben GlaxoSmithKline (GSK) bereits damit beauftragt, 18 Millionen Dosen RTS,S zu produzieren. Diese Malaria-Impfstoffdosen sollen insgesamt bis 2025 verfügbar sein. Die ersten 4 Millionen Dosen wird GSK uns voraussichtlich ab Ende 2023 zur Verfügung stellen.
Die Impfungen sind ein großer Schritt nach vorn in unseren gemeinsamen Bemühungen, das Leben von Kindern zu retten.
Jedes Jahr könnten so Tausende von Kinderleben gerettet werden. "Dies ist ein großer Schritt nach vorn in unseren gemeinsamen Bemühungen, das Leben von Kindern zu retten und die Belastung durch Malaria im Rahmen umfassender Programme zur Prävention und Bekämpfung von Malaria zu verringern", sagt Etleva Kadilli, die Direktorin der UNICEF Supply Division, über diesen Meilenstein.
Gar keine Frage, es werden noch deutlich mehr Impfstoffe benötigt, bis alle Kinder in Malaria-Gebieten mit Impfstoffen versorgt und geschützt werden können, aber: Der Anfang ist gemacht.
So schätzt UNICEF die zukünftige Malaria-Impfstoff-Situation ein
Unsere Impfstoff-Expert*innen gehen davon aus, dass die Engpässe für Malaria-Impfstoffe noch für die nächsten etwa zwei bis fünf Jahre anhalten werden. Nach unseren Schätzungen wird es ab spätestens 2028 ein ausreichendes Angebot an Malaria-Impfstoffe geben, um die gesamte Nachfrage zu decken.
Da die Impfstoff-Produktion im Laufe der nächsten Jahre noch weiter hochgefahren wird, gehen wir davon aus, dass die Preise für den Impfstoff sinken werden (aktueller Preis: 9,30 Euro je Dosis; Stand: Februar 2023). Jedes Kind braucht vier Dosen für einen vollständigen Impfstatus. Wenn weitere Impfstoffe auf den Markt kommen, wird auch dies dazu beitragen, dass die Durchschnittspreise der vorhandenen Impfstoffe weiter sinken werden.
Und wenn es mit der Zulassung des Impfstoffs R21/Matrix-M wie erhofft läuft, dann könnten wir möglicherweise schon ab 2024 erste Dosen dieses zweiten Malaria-Vakzins beschaffen.

Malaria-Prophylaxe und -Diagnostik (hier im Foto: Blutentnahme für einen klassischen Malaria-Test) werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen zur Malaria-Bekämpfung.
© UNICEF/UN0779262/Henny/SlingshotImpfstoffe als Ergänzung zur "klassischen" Malaria-Prophylaxe
Eines ist sehr wichtig zu betonen: Die Malaria-Impfungen sind nicht die alleinige Lösung im Kampf gegen Malaria. In naher Zukunft werden sie keine "klassische" Malaria-Prophylaxe ersetzen können.
Aber in Kombination mit den bisherigen präventiven Strategien sowie einer schnellen Diagnostik und Behandlung sind die Impfungen ein wichtiges weiteres Tool, um Kinder vor den lebensgefährlichen Erregern zu schützen. Für die Arbeit von UNICEF bedeutet das: Wir werden den Familien auch weiterhin Moskitonetze zur Verfügung stellen, ihnen mit Schnelltests helfen und infizierte Kinder und Mütter mit Malaria-Medikamenten versorgen.
Malaria-gefährdeten Kindern Hoffnung schenken
Als Leser*in dieses Artikels haben Sie erfahren, wie wichtig der neue Malaria-Impfstoff für Millionen von Menschen zukünftig sein kann. UNICEF als weltweit größter Impfstoff-Abnehmer steht bereit, um den Impfstoff zu verteilen und Leben zu retten. Doch es gibt noch viel zu tun, und die bisherigen Impfstoffe allein werden nicht die ultimative Antwort sein: Malaria bleibt eine der tödlichsten Krankheiten der Welt, und es braucht weiterhin Anstrengungen, um sie zu bekämpfen.
Sie können Teil dieser Anstrengungen werden, indem Sie UNICEF bei der Bereitstellung von Impfstoffen und weiteren Hilfsmaßnahmen weltweit unterstützen. Jede Spende zählt und kann dazu beitragen, das Leben von Kindern und Familien zu verbessern, die von Malaria betroffen oder gefährdet sind. Lassen Sie uns gemeinsam Hoffnung schenken und einen Schritt in Richtung einer Welt ohne Malaria gehen.

Ein UNICEF-Helfer gibt einer Frau Moskitonetze für ihre Familie. Bald werden Malaria-Impfungen die Palette unserer Hilfsangebote im Kampf gegen Malaria noch weiter ergänzen.
© UNICEF/UN0770181/Mojtba Moawia MahmoudUNICEF: Pressemitteilung zu Malaria-Impfungen (August 2022)
UNICEF: Fragen und Antworten zu Malaria-Impfstoffen (Februar 2023)
WHO: Pressemitteilung zur Empfehlung des Malaria-Impfstoffs (Oktober 2021)
WHO: FAQs zu Malaria-Impfungen (April 2022)
WHO über den Effekt der Impfungen in Kenia (April 2023)

Susanne Nandelstädt arbeitet als Online-Redakteurin für UNICEF. Im Blog schreibt sie über UNICEF-Projekte weltweit.