

11 Dinge, die Sie über Impfungen wissen sollten
Impfungen gehören zu den größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie retten Leben und verhindern jedes Jahr bis zu drei Millionen Todesfälle in Folge gefährlicher Krankheiten wie Diphterie, Keuchhusten, Tetanus oder Masern. Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass jedes Kind geimpft werden kann.
Jedes Jahr findet die Weltimpfwoche statt. Sie hat vor allem das Ziel, über die Wichtigkeit von Impfungen aufzuklären und Regierungen, Partnerorganisationen und Spender*innen zur Unterstützung aufzurufen. Denn Krankheiten wie Masern, Kinderlähmung (Polio) oder Tetanus gehen uns alle an und lassen sich nur wirksam bekämpfen, wenn möglichst viele Menschen geimpft sind.
Die Covid-19-Pandemie hat den Menschen überall auf der Welt erneut vor Augen geführt, wie wichtig Impfungen sind, um Krankheitsausbrüche zu vermeiden. Sie sind das wirksamste Schutzschild gegen Infektionskrankheiten und retten Leben.

Jetzt ganz tapfer sein… Eine Mutter in Eritrea lässt ihr Kind gegen Masern impfen.
© UNICEF/NYHQ2014-3533/PirozziIn Deutschland und anderen Industrieländern entscheiden sich einige Eltern bewusst dagegen, ihre Kinder zu impfen – mit schwerwiegenden Folgen.
Doch in vielen Ländern haben viele Eltern gar keine Wahl – weil sie es sich nicht leisten können, ihre Kinder impfen zu lassen, weil es keine Gesundheitsstation in erreichbarer Nähe gibt, weil Konflikte sie daran hindern oder weil ihnen das Wissen darüber fehlt, wie wichtig Impfungen sind.
Covid-19 hat die Situation verschlimmert. Weil durch die Pandemie die Gesundheitssysteme geschwächt und wichtige Routinedienste ausgefallen sind, haben im Jahr 2020 23 Millionen Kinder grundlegende Impfungen verpasst. Dadurch droht die Zahl der Todesfälle bei Kindern weiter anzusteigen.
Warum Impfungen so wichtig sind
1. Kinderkrankheiten sind nicht harmlos
Jährlich sterben schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren weltweit an Krankheiten, vor denen sie durch verfügbare Impfungen geschützt gewesen wären. Mehr als jedes vierte Kind unter fünf Jahren starb weltweit an Lungenentzündung, Masern oder Durchfallerkrankungen. Ein Großteil der Ansteckungen hätte durch Impfungen vermieden werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Impfverweigerung inzwischen auf die Top-Ten-Liste der globalen Gesundheitsgefahren gesetzt.
2. Beispiel Masern
Noch vor einigen Jahrzehnten haben große Masern-Epidemien jährlich geschätzte 2,6 Millionen Menschen getötet. Weltweit haben Impfungen gegen Masern zwischen 2000 und 2018 23,2 Millionen Kindern das Leben gerettet. Aber: 2018 starben immer noch rund 140.000 Menschen an den Folgen von Masern.
In den letzten Jahren gab es sogar wieder eine Zunahme von Masern-Ausbrüchen – wegen fehlendem Impfschutz. So erreichte die Zahl der gemeldeten Masern-Fälle im Jahr 2019 einen neuen Höchststand.

Der vierjährige Akram aus Afghanistan hat Masern. Seinen Eltern war nicht bewusst, wie wichtig es ist, ihren Sohn zu impfen.
© UNICEF/PFPG2013P-0357/Madhok3. Babys und Kinder ohne Impfschutz
Weltweit ist die Zahl der geimpften Kinder grundsätzlich zwar gestiegen, aber bis zu 17 Millionen Kinder erhielten im vergangenen Jahr noch immer keinen Impfschutz. Betroffen sind vor allem die Kinder aus den ärmsten Familien in Entwicklungs- und Schwellenländern, obwohl sie den Schutz am dringendsten brauchen. Denn Mädchen und Jungen aus armen Familien sind häufig bereits durch Mangelernährung geschwächt. Viele Kinder können zudem wegen Unsicherheit, Konflikten sowie dem Zusammenbruch von öffentlichen Gesundheitsdiensten in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten nicht geimpft werden.
4. Konflikte fördern Krankheiten
Zwei von fünf der nicht geimpften Kinder – rund acht Millionen Mädchen und Jungen –leben in einem Konfliktland oder fragilen Staat ohne funktionierendes Gesundheitssystem. Wie wichtig Impfungen sind, sieht man auch daran, was ohne sie passiert. So ist zum Beispiel Kinderlähmung (Polio) in Syrien 2013 erstmals wieder aufgetreten, weil im Bürgerkrieg vielerorts das Gesundheitssystem zusammengebrochen war und Routineimpfungen nicht mehr überall stattfanden.

Die vierjährige Rimas stammt aus Syrien und ist mit ihrer Familie ins jordanische Irbid geflohen. Die Markierung an ihrem kleinen Finger bedeutet, dass sie ihre Polio-Impfung bekommen hat.
© UNICEF DT/CharbonneauIm Jemen sind 2017 über eine Million Menschen an Cholera oder wässrigem Durchfall erkrankt, 58 Prozent der Fälle betrafen Kinder. Unter Flüchtlingen der Rohingya-Minderheit ist 2017 eine Diphterie-Epidemie ausgebrochen, die sich im Flüchtlingslager schnell ausbreiten konnte. Durch breit angelegte Impfkampagnen ist es gelungen, die Epidemien einzudämmen.

Ein Junge in einem Flüchtlingslager für geflüchtete Rohingya in Bangladesch erhält eine Diphterie-Impfung.
© UNICEF/UN0155464/SujanDoch das Risiko weiterer Ausbrüche bleibt bestehen: Allein im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind seit Anfang letzten Jahres mehr als 5.300 Kinder an Masern gestorben. Deshalb führt UNICEF im April 2020 im Kongo eine Impfkampagne gegen Masern durch – wegen des Coronavirus unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. 150.000 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren sollen geimpft werden.
5. Impfen unter Einsatz ihres Lebens
Für das Überleben und gesunde Aufwachsen von Kindern ist den UNICEF-Mitarbeitenden und Tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfern kein Weg zu weit. Sie fahren von Ort zu Ort, gehen von Tür zu Tür, informieren Eltern und impfen jedes einzelne Kind.
Viele Helfer*innen riskieren sogar ihr Leben, damit auch in Konfliktregionen Mädchen und Jungen Impfschutz erhalten – zum Beispiel in Afghanistan, Irak, Jemen, Südsudan oder Syrien. Allein 2017 hat UNICEF die Impfung von fast 20 Millionen Kindern unterstützt, die in von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffenen Regionen leben.

Bild 1 von 3 | Für den Schutz von Kindern vor gefährlichen Krankheiten ist den Helferinnen und Helfern kein Weg zu weit und jedes Transportmittel recht.
© UNICEF/UNI184260/Lucky8 LLC
Bild 2 von 3 | In Indien wird ein Kind im fahrenden Zug geimpft.
© GAVI
Bild 3 von 3 | Nepal: Träger transportieren eine Kühlbox mit UNICEF-Impfstoffen gegen Masern, Röteln und Polio über eine Hängebrücke.
Mehr spektakuläre Bilder vom Transport der Impfstoffe gibt es in unserer Fotoreportage.
© UNICEF/UNI199159/Panday6. Logistische Herkulesaufgabe
UNICEF plant und organisiert riesige Impf-Aktionen von der Bestellung der Impfstoffe über den lückenlosen gekühlten Transport, Schulungen von Helfer*innen bis hin zu Informations- und Aktivierungskampagnen – damit am Ende zum Beispiel über 100 Millionen Kinder in einem riesigen Land wie Indien innerhalb weniger Tage geimpft werden können. Nach dem Wirbelsturm "Idai" und den Überschwemmungen haben UNICEF und WHO mit einer groß angelegten Impfkampagne 900.000 Menschen in Mosambik gegen Cholera geimpft.

Eine Gesundheitshelferin in einem stark zerstörten Viertel von Ost-Aleppo in Syrien gibt der dreijährigen Nada eine Schluckimpfung zum Schutz vor Kinderlähmung (Polio).
© UNICEF/UN060902/Al-Issa7. Größter Impfstoff-Lieferant der Welt
UNICEF versorgt jährlich 45 Prozent aller Kinder weltweit mit Impfstoffen. Da wir ein großer Abnehmer sind, können wir die Kosten senken, zum Beispiel auf weniger als umgerechnet 70 Cent pro Dosis Fünffach-Impfstoff.
8. Corona-Impfstoffe für die ärmsten Länder
Aktuell unterstützt UNICEF zudem die größte Impfaktion aller Zeiten. Als weltweit größter Impfstoff-Lieferant organisiert UNICEF bis Ende des Jahres im Rahmen der Impfinitiative Covax die Beschaffung und Lieferung von bis zu zwei Milliarden Corona-Impfdosen.
Denn unabhängig von der finanziellen Lage müssen alle Länder Zugang zu Impfungen haben, um ihre Bevölkerung vor Covid-19 zu schützen. Das ist eine Frage der globalen Gerechtigkeit.
Kinder werden zwar bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft, trotzdem ist die weltweite Impfaktion für sie besonders wichtig. Denn mit jede*r Gesundheitshelfer*in, der oder die vor dem Virus geschützt ist, kann zum Beispiel die Versorgung von zahlreichen Kindern sichergestellt werden. Und mit jedem geimpften Lehrenden können mehr und mehr Kinder zum Unterricht zurückkehren.
9. Impfungen retten Leben
In den letzten 20 Jahren hat UNICEF dazu beigetragen, mehr als 760 Millionen Kinder mit lebensrettenden Impfungen zu erreichen und somit 13 Millionen Todesfälle zu vermeiden. Und warum tun wir das alles?
Kurz gesagt: Impfungen retten Leben! Wir haben das Ziel fest vor Augen, dass kein Kind mehr an vermeidbaren Krankheiten sterben soll. Jedes Kind hat ein Recht auf Überleben und gesunde Entwicklung. Impfungen sind ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. Nach Schätzungen von UNICEF und WHO werden durch Impfungen jährlich bis zu drei Millionen Kinder gerettet.
10. Erfolgsstorys
Durch Impfungen sind die Masern-Todesfälle drastisch gesunken, Polio-Fälle gibt es nur noch in zwei Ländern, und Neugeborenen-Tetanus ist in den meisten Ländern der Welt eliminiert. Die Pocken gelten als ausgerottet. Neue Hoffnung gibt zum Beispiel ein seit einigen Jahren eingesetzter Cholera-Impfstoff.

Als Reaktion auf den Ausbruch von Polio in 2015 und 2016 wurden im März 2018 etwa 460.000 Kinder in Laos gegen die Krankheit geimpft.
© UNICEF/UN0198144/NazerTetanus bei Müttern und Neugeborenen, das in den meisten Fällen tödlich verläuft, wurde in fast allen Ländern der Welt eliminiert. Auch in den verbleibenden zwölf Ländern wollen wir Neugeborenen-Tetanus endgültig beseitigen.
11. Impfungen wirken
Sie gehören nachweislich zu den wirksamsten und effektivsten Maßnahmen, um das Überleben und gesunde Aufwachsen von Kindern zu sichern und haben dazu beigetragen, dass die Kindersterblichkeit seit 1990 halbiert wurde. Impfungen sind kostengünstig und in jedem Fall viel preiswerter, als Krankheiten zu behandeln und Epidemien und Pandemien zu bekämpfen, wenn sie erst einmal ausgebrochen sind.
Vielleicht tut eine Spritze einen kurzen Moment lang ein klein bisschen weh – aber dafür schützt sie zuverlässig vor Krankheiten, die lebenslange Folgen haben oder sogar tödlich verlaufen können.
Wir haben die historische Chance, die Covid-19-Pandemie zu beenden und vermeidbare Infektionskrankheiten zu besiegen. Daher müssen wir uns nun gemeinsam anstrengen, um jedes Kind und jede Gemeinde mit Impfstoffen zu erreichen, ihre Gesundheitsversorgung sicherzustellen und Vertrauen in lebensrettende Impfungen zu stärken.

Aua! Dieser Junge in Bangladesch verzieht sein Gesicht, aber der kurze Pieks rettet ihm womöglich das Leben.
© UNICEF/UN0155470/SujanImpfungen schenken und Leben retten
Die diesjährige Weltimpfwoche steht unter dem Motto #VaccinesWork“ ("Impfungen wirken"). Möchten Sie mithelfen, damit jedes Kind weltweit Zugang zu Impfungen haben kann?
In unserem Spendenshop können Sie zum Beispiel Impfstoffe gegen Masern, Polio oder Tetanus spenden – wir kümmern uns dann darum, dass Impfungen dort durchgeführt werden, wo sie gerade am dringendsten gebraucht werden.
Spenden Sie lebensrettende Impfungen für Kinder
* Wir haben diesen Blog-Beitrag zur Weltimpfwoche 2021 für Sie aktualisiert.

Ninja Charbonneau ist Pressesprecherin und schreibt im Blog über Hintergründe zu aktuellen Themen.