"Wir müssen zusammenhalten und uns einmischen"
UNICEF: Du bist 1946 geboren. Im gleichen Jahr wurde UNICEF gegründet. Da lag Deutschland noch in Trümmern. Welche Erinnerungen hast Du an die Zeit, als Du noch der kleine Udo warst?
Panikrocker Udo Lindenberg zu 70 Jahren UNICEF, Weihnachten und seiner neuen UNICEF-Grußkarte "Happy X-Mas"
Udo Lindenberg: Ja, ich erinnere mich noch – Deutschland in Trümmern, und der kleine Udo mittendrin. Als Kind dachte ich, wenn so was passiert, müssen die Erwachsenen ja wohl ziemlich bescheuert sein. Auf die kannste dich schon mal nicht verlassen. Gut, dass es so Organisationen wie UNICEF gibt – die haben damals vor 70 Jahren schon kapiert, dass die Kinder ja nun wirklich nichts für den Wahnsinn der Alten können und besonderen Schutz brauchen. UNICEF gibt‘s jetzt 70 Jahre und ist heute wichtiger denn je. Ja, Leute, noch mehr Power für UNICEF.
UNICEF: Die Welt ist heute ziemlich aus den Fugen, wenn man an all die Kriege und die Wut denkt, die überall verbreitet wird. Macht Weihnachten da überhaupt noch Sinn?
Udo Lindenberg: Wenn man sich heute die Nachrichten anschaut, totaler Horror. Krieg und Terror und Gewalt.
Da macht Weihnachten für mich nur noch Sinn, wenn man auch an all die anderen Kinder in der Welt denkt, die so dringend unsere Hilfe brauchen. Für die sollten wir gerade jetzt zu Weihnachten mit großzügigen Spenden am Start sein. Immer nur das bordeigene Kind mit Geschenken zu überhäufen, find ich daneben.
UNICEF: Im Song Happy X-Mas von John Lennon singt der Chor „War is over, if you want it“. Lennon hat dazu gesagt, dass jeder verantwortlich für den Frieden ist. Was kann denn der Einzelne tun?
Udo Lindenberg: Irgendwann musst Du Dich im Leben entscheiden, ob Du Dich engagierst. Was unseren Traum vom Frieden angeht, träumst du alleine, bist du ein Träumer. Träumen wir zusammen, wird's Realität. Wir müssen zusammenhalten und uns einmischen.
Wir sollten die Politiker wählen, die nicht Marionetten der Rüstungs-Lobby sind und mit denen zusammenarbeiten, die den gesamten Planeten als unseren vollen Verantwortungsbereich sehen. Es ist für alle Menschen genug Nahrung und Wasser da, man muss es nur gerecht verteilen. Das ist unser großes Ziel.
UNICEF: Was wünschst Du den Kindern, die jetzt mitten im Krieg aufwachsen?
Udo Lindenberg: Krieg ist das Schlimmste, was einem Kind passieren kann. Schau nur nach Aleppo. Es ist unerträglich, wie hilflos da jetzt auch schon wieder die Weltgemeinschaft versagt. Das Grauen des Völkermordes. So was ist hier bei uns gerade mal 70 Jahre her, aber manchmal glaubt man, dass das einige schon vergessen haben.
Ich wünsche deshalb allen Kindern auf der Welt, dass sie in Frieden aufwachsen – und dass sie was Vernünftiges lernen können. Und ich wünsche den Kindern in allen Teilen des Planeten, dass ihre Würde zählt, so wie es in der UNO-Charta steht!
UNICEF: Auf Deiner neuen UNICEF-Weihnachts-Friedenskarte rockst Du zusammen mit einer Frau. Welches sind die für Dich die größten weiblichen Rockstars?
Udo Lindenberg: Die größten weiblichen Rockstars sind für mich Marlene Dietrich, Nina Hagen, Nena und Pink.