
UNICEF-FOTO DES JAHRES 2010
DER WETTBEWERB
Mit der Auszeichnung “UNICEF-Foto des Jahres“ prämieren UNICEF Deutschland und das Magazin GEO im Verlag Gruner + Jahr AG & Co KG einmal im Jahr Fotos und Fotoreportagen, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren.
Mit seiner Reportage mit zwei Familien aus Vietnam gewinnt der Fotograf Ed Kashi den aktuellen Wettbewerb.Seine Bilder zeigen, dass unter einem Krieg auch Folgegenerationen zu leiden haben – ohne dass ein Ende abzusehen ist.
ED KASHI, USA
Vietnam: Ein Krieg, der vererbt wird
Im Mai 1975 wurde der Vietnamkrieg für beendet erklärt. Die USA zogen ihre Truppen ab, Nord- und Südvietnam vereinigten sich wieder zu einer Nation. Die Außenwelt hat, nach 35 Jahren, das Drama zu den Akten gelegt. Nur: Für die Innenwelt gibt keine Verjährung, kein Verfallsdatum für die Hinterlassenschaften der amerikanischen Kriegswillkür. Geführt wurde der Krieg auf grausame und zudem extrem die Umwelt schädigende Weise. So setzten die USA das Herbizid Agent Orange ein, das als Entlaubungsmittel der Guerilla die Deckung im Dschungel nehmen sollte. Agent Orange enthält Dioxine, die krebserregend wirken und das Erbgut schädigen. Die Auswirkungen des Giftes belasten die vietnamesische Bevölkerung bis zum heutigen Tag, festzumachen an Krebserkrankungen, Immunschwäche und schwersten Missbildungen. Nach offiziellen Schätzungen leben in Vietnam 1,2 Millionen Kinder mit Behinderungen. In ländlichen Regionen ist der Anteil behinderter Kinder deutlich höher als in den Städten. Schaut man in das Gesichtchen der neunjährigen Nguyen Thi Ly, zeigen sich auf tieftraurige Weise die Spätfolgen des Gifteinsatzes vor 35 Jahren.

© Ed Kashi/Agentur VII
Nguyen Thi Ly, wie auch die anderen betroffenen Kindern auf den Fotos von Ed Kashi, lebt in Da Nang. Da Nang war einstmals ein Stützpunkt der Amerikaner, auf dem Agent Orange tonnenweise angeliefert und für Sprüheinsätze verteilt wurde. Allein in der 800.000 Einwohnerstadt leben heute 56.000 Menschen mit Behinderungen aufgrund des Gifteinsatzes. Heutzutage werden hier mit Geldern der amerikanischen Regierung und Hilfsorganisationen wissenschaftliche Untersuchungen über die ökologischen, sozialen und medizinischen Nachwirkungen von Agent Orange durchgeführt. UNICEF unterstützt vor allem mit Spendengeldern aus den USA Hilfsprogramme, damit behinderte Kinder ein möglichst normales Leben führen können und vor Diskriminierung geschützt werden.
Mit seiner Fotoserie dokumentiert Kashi den Alltag von zwei Familien, die von der Organisation "Children of Vietnam" Hilfe erhalten. "Ich glaube zutiefst an die Kraft stiller Bilder. Sie können die Einstellung von Menschen ändern", sagt Kashi über seine Arbeit. Besonders am Herzen liegen ihm die kleinen "Kriegsveteranen". Mit seinen Bildern will er deutlich machen, dass unter einem Krieg auch Folgegenerationen zu leiden haben – ohne dass ein Ende abzusehen ist.