LUCA TOMMASINI, ITALIEN
PAKISTAN: DIE GESTRANDETEN NACH DEN FLUTEN
Wie bezeichnet man die Wassermassen, die im Jahr 2010 ungefähr ein Fünftel von Pakistan überschwemmten und um die 20 Millionen Menschen ihrer Häuser, ihrer Felder, ihres Tierbestandes und der gesamten Infrastruktur beraubten und manchen das Leben kostete? Jahrhundertflut? Jahrtausendflut?
Und wie nennt man die ungebremste Kraft, die im Jahr 2011 erneut die Provinzen Sindh, Teile von Belutschistan und Punjab unter Wasser setzte? Sintflut?

© Luca Tommasini/Freier Fotograf
Auf den Fotos des italienischen Fotografen Luca Tommasini sehen wir keine der dramatisch über die Ufer getretenen Flüsse, wir sehen nur die Gestrandeten, die Überlebenden einer nicht enden wollenden Katastrophe in der Region Sindh.
Wir sehen auf den ersten Blick nur Menschen, die versuchen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. In kargen Lehmhütten, bei improvisierten Schulbesuchen, bei Zusammenkünften vor einem Fernsehapparat. Woher aber Nahrung, sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Arbeit in Zukunft kommen sollen, ist völlig ungewiss. Regierung, Militär und Hilfsorganisationen stehen vor kaum überwindbaren Herausforderungen.
Allein neun Millionen Kinder litten unter den Überschwemmungen in Pakistan. UNICEF koordinierte federführend die Nothilfe in den Bereichen Wasserversorgung, Ernährung und Kinderschutz, richtete Notschulen und Kinderzentren ein und impfte im August 2010 1,2 Millionen Kinder und Frauen. Für viele Familien ist die Katastrophe ein wiederkehrender Albtraum. Nach den erneuten schweren Überschwemmungen sind 2011 nach heftigen Monsoon-Regenfällen knapp fünf Millionen Menschen von der Flut betroffen – darunter mehr als zwei Millionen Kinder.
Biografie: Luca Tommasini
