Pressemitteilung

"Lichtgestöber. Der Winter im Impressionismus"

Köln

Austellung in der Kunstkammer Rau vom 11.11.2012 bis 14.04.2013

„Ich habe heute während eines Teils des Tages im Schnee gemalt, der unaufhörlich herniederfiel. Sie hätten gelacht, wenn Sie mich so gesehen hätten, weiß von Kopf bis zu den Füßen, mit einem Bart, der von Eiszapfen wie Stalaktiten starrt.“ - Claude Monet, 26. Februar 1895

Wie in diesem Zitat von dem bekannten französischen Maler Claude Monet anschaulich geschildert, entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche impressionistische Meisterwerke in schneeverwehter Landschaft und Eiseskälte. Dieser unwirtlichen Atmosphäre setzten sich die Künstler mit Begeisterung aus. Was hat sie bewegt, unter diesen schwierigen Bedingungen en plein air zu arbeiten und wie konnte der Winter ein so bestimmendes Sujet in der Malerei der Impressionisten werden?

Ausgangspunkt der groß angelegten Ausstellung in der Kunstkammer Rau sind sechs herausragende impressionistische Winterlandschaften der berühmten Maler Claude Monet, Gustave Caillebotte und Alfred Sisley aus der »Sammlung Rau für UNICEF«. Dazu kommen 57 hochkarätige Leihgaben aus internationalen Museen mit Werken von Courbet, van Gogh, Gauguin, Pissarro, Rohlfs, Liebermann, Slevogt und Corinth, die den Winter in seinen vielfältigen Facetten vom lichten Schneegestöber bis zum frühlingshaften Tauwetter schildern.

Mit einem innovativen und breit gefächerten interdisziplinären Zugang beantwortet die Schau die Frage, warum die winterliche Atmosphäre so interessant für die Impressionisten war. Der Einfluss der strengen Winter zum Ende des 19. Jahrhunderts auf die Malerei wird mithilfe von frühen Fotografien, historischen Presse-Illustrationen und einer 300 Jahre umfassenden Klimakurve geschildert. Der Fokus liegt dabei auf den Winter- und Wetterereignissen zwischen 1870 und 1890. Eine Wetterstation auf der Anhöhe des Museums und ein schmelzender Schneeblock schlagen zudem eine sinnlich erfahrbare Brücke zu den Klimaveränderungen der Gegenwart und eröffnen so den Besuchern einen neuartigen Blick auf die impressionistische Wintermalerei. Das Projekt wird durch exzellente wissenschaftliche Partner wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), den Deutschen Wetterdienst (DWD) sowie durch UNICEF Deutschland unterstützt.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Botschafters der Republik Frankreich, Maurice Gourdault-Montagne. Sie ist Bestandteil des offiziellen Programms zur 50-Jahr-Feier des Élysée-Vertrages.

»Impressionismus ist eine Weltanschauung, keine Richtung‘ – so sieht es der berühmte deutsche Maler Max Slevogt, den es seit seiner Jugend in die Landschaft der Pfalz bei Neukastel gezogen hat und der mit sechs Werken in der Ausstellung vertreten ist. Seine Bilder nehmen uns mit auf eindrucksvolle Spaziergänge durch den Pfälzer Wald. Sie sind ein wichtiger Teil dieser außergewöhnlichen Ausstellung über den Winter im Impressionismus, den das Arp Museum Bahnhof Rolandseck im Rahmen seines Jubiläumsjahres zeigt«, so der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär und Vorsitzende der Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Walter Schumacher, anlässlich der neuen Ausstellung in der Kunstkammer Rau.

Museumsdirektor Dr. Oliver Kornhoff stellt den Bezug zum Jahresthema »Architektur« her: »Weil ‚Weiß nicht gleich Weiß ist‘, wie es Richard Meier, der Architekt unseres Museumsneubaus, einmal gesagt hat, malten die Impressionisten wie Monet immer wieder Schnee und Eis. In den strengen Wintern zwischen 1870 und 1890 arbeiteten sie direkt am Ort des Geschehens, um winterliche Wälder, schneeverwehte Alleen und eisglitzernde Flussläufe festzuhalten. So ist es folgerichtig, dass wir sie anlässlich unseres fünften Geburtstags mit dem White Guy Richard Meier zusammenführen, bietet doch die weiße Fassade seines Gebäudes je nach Tages- und Jahreszeit vielfältige impressionistische Licht- und Schattenspiele«.

Die Ursache für die weißen »Farbexplosionen« der Impressionisten liegt in den strengen Wintermonaten der 1870er bis 1890er Jahre. So wurde im Winter des Jahres 1879 mit - 23,9 °C ein absoluter Kälterekord gemessen. Ein Vergleich mit heutigen Pariser Wintern zeigt: Die winterlichen Durchschnittstemperaturen lagen zum Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 5 °C unter den heutigen Wintertemperaturen der französischen Hauptstadt. Ein enormer Unterschied und die Impressionisten reagierten unmittelbar auf die kalten Winter – von den impressionistischen Anfängen in den verschneiten Pariser Vororten bis zu den nahezu abstrakten norwegischen Wintereindrücken Monets aus den 1890er Jahren. Um die Jahrhundertwende gerät man dann in die farbintensiven Schneelandschaften von van Gogh, Gauguin sowie Munch und erlebt das Echo des französischen Impressionismus in der deutschen Malerei bei Slevogt, Liebermann und Corinth.

Seitenblicke entlang des Weges auf die heroischen Winteransichten der Salonmaler schärfen das Auge für das Besondere der impressionistischen Schneelandschaft ihrer Zeit, die auch in frühen Fotografien von Eugène Cuvelier oder der Gebrüder Bisson festgehalten wurden. Anschaulich demonstriert die Schau den Einfluss dieser Fotografien auf die impressionistische Malerei und umgekehrt das Rückwirken der impressionistischen Wintergemälde auf die Fotografie des frühen 20. Jahrhunderts von Alfred Stieglitz bis zu Albert Renger-Patzsch. Presse-Illustrationen des 19. Jahrhunderts stellen einen direkten Bezug zwischen dem alltäglichen Leben und der Bildenden Kunst her.

Die Ausstellung findet mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Sozial- und Kulturstiftung des LVR, der Rudolf-August Oetker Stiftung und der Rheinland-Pfalz Bank Stiftung statt.

Ein vielfältiges und umfangreiches museumspädagogisches Programm begleitet die Ausstellung. Öffentliche Führungen werden an jedem ersten Sonntag im Monat angeboten. Am ersten Adventssonntag (2.12.12) feiert das Arp Museum Bahnhof Rolandseck, unterstützt von der UNICEF-Gruppe Bonn den Aktionstag »Adventszauber. Rund um Eis und Schnee« mit freiem Eintritt, kostenfreien Führungen und einem vielfältigen Programm für Familien mit Kindern.

Im neuen Jahr erwartet die Besucher ein aufregendes Rodelwochenende mit garantiertem echtem Schnee am Museumshang vor dem Bahnhof (12. – 13.1.13) und bei einem Konzert im Festsaal erklingt Schuberts »Winterreise« (24.1.13). Der stellvertretende Direktor des LVR-LandesMuseums Bonn, Lothar Altringer, führt am 28.2. durch die Ausstellung und am 14.3.13 findet das beliebte Kunst-Café mit der Ausstellungskuratorin Dr. Susanne Blöcker statt.

Eine Kooperation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen der Kulturregion machen Klimaschutz für Kinder und Jugendliche in zahlreichen Angeboten praktisch erlebbar. Im Zuge der Kooperation mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eine wissenschaftliche Vortragsreihe entstanden, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinandersetzt. Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Institut français Bonn beleuchtet die Rolle des Winters in der französischen Kulturgeschichte.

Das vollständige Programm finden Sie unter www.arpmuseum.org.

Anmeldung für alle Kurse und Themenführungen bis 10 Tage vor Beginn unter
Tel. 02228/9425-63 oder an fuehrungen(at)arpmuseum.org.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Kerber-Verlag
(184 Seiten, 39,95 Euro im Buchhandel, 35 Euro im Museumsshop).


Pressekonferenz:
Freitag, 9. November 2012, 11 Uhr

Eröffnung:
Sonntag, 11. November 2012, 11 Uhr

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und Feiertage 11–18 Uhr

Eintrittspreise:
8 €, erm. 6,50 €



Historischer Sonderzug zur Eröffnung!

Am Eröffnungstag (Sonntag, 11.11.12) stellt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck einen kostenfreien historischen Sonderzug – mit einer original Henschel & Sohn T18 Dampflokomotive – bereit, der von 10 bis 16 Uhr zwischen Remagen und Bonn pendelt. Die genauen Abfahrtszeiten erfahren Sie in Kürze auf unserer Internetpräsenz unter www.arpmuseum.org.

Kontakt

Leiterin Kommunikation Claudia Seiffert M.A.,
Tel. 02228-9425-39, mobil 0172/63 46 269, Fax 02228-9425-21, seiffert(at)arpmuseum.org