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UNICEF Berlin beim Sommerfest von Terre des Femmes

Am 15. Juli fand ein Sommerfest für die afrikanischen Communities statt, das TERRE DES FEMMES e.V. organisiert hat. UNICEF Berlin nahm zusammen mit der Evangelischen Elisabeth Klinik, der Deutschen AIDS-Hilfe, der Horizonte gGmbh, dem JES-Bundesverband e.V., Mama Afrika e.V. und FaZIT Brandenburg daran teil.

Obwohl das Wetter einmal wieder ziemlich durchwachsen war, kamen mehrere hundert Interessierte auf das Tempelhofer Feld, um bei fröhlicher und ausgelassener Atmosphäre den Sommer mit Musik und Speisen vom Grill zu feiern und dabei auch etwas über die Hilfsprogramme der verschiedenen Organisationen zu erfahren.

Das Event schuf insbesondere die Möglichkeit, die konkreten Hilfsangebote durch die hier ungezwungenen Begegnungen innerhalb der Communities vertrauter und zugänglicher zu machen. Jede NGO skizzierte mit einem Grußwort ihre Arbeit und Aktivitäten und konnte am eigenen Informationsstand für Gespräche und weiterführende Auskünfte und Broschüren aufgesucht werden. UNICEF Berlin bot außer Informationen auch verschiedene Spiele, Bastelmöglichkeiten und Spaß mit Wasser-Tattoos und Riesenseifenblasen für alle an, die wie immer großen Zuspruch fanden.

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© UNICEF Berlin
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Alwina Roth, engagierte Mitarbeiterin im Berliner UNICEF-Aktionsteam für Events und Sponsoren, stellte bei der Begrüßung besonders das UNICEF Hilfsprogramm „Schulen für Afrika“ vor: Das Programm geht auf eine gemeinsame Initiative von UNICEF, der Nelson-Mandela-Stiftung und der Peter Krämer Stiftung aus dem Jahr 2004 zurück und wurde anfänglich in sechs afrikanischen Ländern durchgeführt, findet aber inzwischen sogar in 7 weiteren Ländern statt. So erreicht die Kampagne mittlerweile ca. 30 Millionen Kinder in 13 Ländern: Die Kinder können in neu gebauten oder renovierten Schulen lernen, erhalten Schulmaterial bzw. profitieren von besserer Unterrichtsqualität. Der Unterricht umfasst auch die Aufklärung über Hygiene und über Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge, insbesondere den Schutz vor HIV/Aids. In vielen Programmländern ist das Konzept der „kinderfreundlichen“ Schulen bereits umfassend in der Bildungspolitik verankert. International haben es mittlerweile 94 Länder offiziell adaptiert – 2005 waren es noch nicht einmal halb so viele.

Trotz dieser großen Erfolge, gibt es dennoch bis heute allein im südlichen Afrika über 30 Millionen Kinder im Grundschulalter, die nicht eingeschult wurden. Häufig sind es Kinder aus sehr abgelegenen Regionen oder Kinder, die von bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen oder HIV/Aids betroffen sind. Deutschland unterstützt die Initiative „Schulen für Afrika“ in fünf Ländern: Madagaskar, Malawi, Niger, Ruanda und Südafrika. Um in diesen Staaten noch mehr Kinder zu erreichen und die Unterrichtsqualität zu verbessern, ruft UNICEF Deutschland für „Schulen für Afrika“ zu weiteren Spenden auf.

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Nach den Ansprachen der verschiedenen NGOS ging das Sommerfest in ein fröhliches Grillfest über und wurde besonders von dem Konzert der senegalesischen Rapperin SISTER FA in Schwung gehalten. Auch eine Fashion Show wurde von SISTER FA und andere Frauen aus ihrem Netzwerk Assouboul organisiert.

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SISTER FA engagiert sich für Frauenrechte und insbesondere gegen weibliche Genitalverstümmelung und arbeitet eng mit TERRE DES FEMMES zusammen. In ihrer Musik thematisiert sie Frauenrechtsverletzungen und klärt dadurch viele Menschen darüber auf, die sich sonst vielleicht nicht mit dem Thema auseinandersetzen würden.

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Dem Vernehmen nach war auch eine Vielzahl der am Sommerfest partizipierenden Familien aus dem Senegal, wo viele der Frauen, die heute zwischen 14 und 49 Jahre alt sind, noch Opfer der menschenrechtsverletzenden Genitalverstümmelung sind. Die Bekämpfung dieser grausamen Tradition steht besonders im Fokus der Arbeit von TERRE DES FEMMES e.V., aber bildet natürlich schon im Hinblick auf das Alter der Opfer zum Tatzeitpunkt, auch einen Schwerpunkt der Arbeit von UNICEF bei der Nothilfe für Kinder: Die Mädchen werden häufig in ihrem dritten, jedenfalls zumeist vor ihrem siebenten Lebensjahr verstümmelt und haben danach ihr Leben lang mit schweren Schmerzen, Infektionen oder komplizierten Schwangerschaften und Geburten zu kämpfen - oder sie verbluten bereits im Anschluss an den Eingriff. Gerade im Senegal hat UNICEF bereits erfolgreich mit der senegalesischen Partnerorganisation TOSTAN in einigen tausend Dörfern Aufklärungsarbeit geleistet und mehr als 6000 Gemeinden zu einer Abkehr von dieser Praxis bewegen können. Die Zahl der Genitalverstümmelungen ist im Senegal insgesamt um ca. 50 % zurückgegangen.

Bildung und Kommunikation sind der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die elementare Menschenrechtsverletzung an den Mädchen. Frauen, die lesen und schreiben können und ihre Rechte kennen, entwickeln das Wissen und das Selbstbewusstsein, Probleme offen zur Sprache zu bringen. Denn häufig sind auch andere Dorfbewohner weniger überzeugt von der Tradition als zunächst angenommen. Nach vielen Gesprächen entscheiden die Dorfgemeinschaften schließlich zusammen, die Genitalverstümmelung zu beenden.

FGM/C, so das englische Kürzel für Female Genitale Mutilation/-Cutting, ist noch in 30 Ländern, besonders in Afrika, aber auch in Asien und im arabischen Raum sehr verbreitet. Mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit sind Opfer von FGM/C - die genaue Zahl der Betroffenen ist unbekannt. Mehr als die Hälfte der 200 Millionen gezählten Opfer lebt in Indonesien, Ägypten und Äthiopien. Relativ zur weiblichen Bevölkerungszahl sind aber die Genitalverstümmelungen in Somalia, Guinea, Djibouti und Sierra Leone verbreiteter: hier sind über 90% der heute 14-49jährigen Frauen beschnitten.

FGM/C ist eine Menschenrechtsverletzung, die Mädchen und Frauen weltweit betrifft. Ihre Beseitigung ist deshalb ein globales Anliegen. Im Jahr 2012 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die sog. Meilenstein-Resolution „Ending female gental mutilation“ , in der die internationale Gemeinschaft aufgefordert wird, die Bemühungen zur Beendigung der Praxis zu intensivieren. Im September 2015 hat sich die UN auf eine neue Reihe von sog. nachhaltigen Entwicklungszielen verständigt, die SDGs (Sustainable Development Goals), die als fünftes Ziel (Goal 5) die Verbesserung von Mädchenrechten beinhalten: Danach sollen schädliche Praktiken wie Kindes-, Früh- und Zwangsheirat und FGM/C bis zum Jahr 2030 abgeschafft werden. Sowohl die Resolution als auch der SDG-Rahmen verankern den politischen Willen der internationalen Gemeinschaft und der nationalen Partner, zusammenzuarbeiten, um das Handeln zu beschleunigen und die Praxis weltweit zu beenden.

Doch wie kann den Frauen und Mädchen geholfen werden, die bereits zu Opfern einer Genitalverstümmelung geworden sind? Der Chefarzt der Abteilung für Plastische Chirurgie und Handchirurgie von der Evangelischen Elisabeth Klinik, Prof. Dr. med. Markus Küntscher, und seine Kollegin Dr. Lissa Masumbuku, waren beim Sommerfest auf dem Tempelhofer Feld, um den hier lebenden Betroffenen eine Perspektive für eine besseres Leben nach einer FGM vorzustellen: Die Operationen, die sich heute dank der medizinischen Mikrotechnik durchführen lassen, versprechen sehr gute Heilungs- bzw. Rekonstruktionsmöglichkeiten - und darüber hinaus häufig sogar auch die Rückkehr des geraubten Lustempfindens.

Die Verbindung der Aufklärungsarbeit über Hilfsprogramme mit der fröhlichen Stimmung und der ausgelassenen Musik von SISTER FA sorgte für ein außergewöhnliches Sommerfest. UNICEF Berlin ist sehr dankbar dafür, von TERRE DES FEMMES e.V. eingeladen worden zu sein und freut sich außerordentlich über die weitere Zusammenarbeit im Kampf gegen Mädchenrechtsverletzungen!

Ann-Katrin Fahrenkamp

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