Fotoreportagen

Syrien: “Die Angst ist mit Händen zu greifen”


von Ninja Charbonneau

Aleppo. Den Namen dieser syrischen Stadt hören wir häufig in den Nachrichten. Aleppo ist eine der Städte, um die seit Monaten erbittert gekämpft wird. Menschen sterben, Häuser werden zerstört – jeden Tag. Wie können die Familien, die zwischen den Fronten gefangen sind, überleben? Und was können wir tun, um ihnen zu helfen?

Kinder in Syrien (© UNICEF Syria)

In zahlreichen syrischen Städten spitzt sich die Lage für die Kinder zu: Sie müssen in Notunterkünften Unterschlupf finden, da die Häuser ihrer Familien zerstört wurden.

© UNICEF Syria

Ein UNICEF-Mitarbeiter, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann, war vor ein paar Tagen in Aleppo und schildert seine Eindrücke:

„Um von Damaskus nach Aleppo zu kommen, muss man durch Gebiete fahren, die von der Opposition kontrolliert werden. Erst durch Homs, dann durch die Gebiete rund um Hama und Idleb und dann nach Aleppo rein. Unterwegs haben wir das gewaltige Ausmaß der Zerstörung an den Häusern, den Schulen, der gesamten Infrastruktur gesehen. In Aleppo hört man andauernd Schüsse, und die Angst ist mit Händen zu greifen.

In den von Oppositionellen kontrollierten Gebieten sahen wir nur sehr wenige Zivilisten auf der Straße. Aber wir haben viele Kinder beobachtet, die am Straßenrand kleine Behälter und Flaschen mit Benzin verkaufen, weil es keine funktionierenden Tankstellen mehr gibt. Es gibt keinen Strom und kaum fließendes Wasser, so dass die Menschen angefangen haben, sich eigene Brunnen zu graben.

In Aleppo ist das Universitäts-Gelände zur größten Notunterkunft der Stadt umfunktioniert worden: 32.000 Menschen harren in 22 völlig überfüllten Gebäuden aus. Die Zustände sind grauenhaft. Die Flüchtlinge bekommen Nahrungsmittel und Trinkwasser, aber Toiletten und Duschen existieren praktisch nicht.

Es gibt viele andere Notunterkünfte, darunter eine speziell für Mädchen. Für 70 Mädchen vom Baby bis zur Jugendlichen stehen nur vier Schlafzimmer und zwei Toiletten zur Verfügung. Alle diese Mädchen sind allein, sie haben niemanden.

Wir machen uns große Sorgen darum, wie wir die Kinder schützen können. Ein großes Problem ist auch, dass viele Mädchen und Jungen seit fast zwei Jahren nicht zur Schule gehen können.

Große Sorgen macht uns auch der Beginn der warmen Jahreszeit und wie wir den Kindern sauberes Trinkwasser geben und für bessere hygienische Zustände sorgen können. Vor allem die ländlichen Gebiete sind schwer zu erreichen.“

UNICEF bringt Hilfsgüter in umkämpfte syrische Städte

Der UNICEF-Mitarbeiter hat einen Lastwagenkonvoi begleitet, der vergangene Woche medizinische Hilfsgüter, 2.000 Hygiene-Sets für Familien sowie Kleidung und Schulmaterial nach Aleppo gebracht hat. Zusätzlich haben neun Lastwagen mit medizinischen Hilfsgütern, Nahrung, Hygiene-Sets und Schulmaterial für 55.000 Menschen die Stadt Talbiseh bei Homs erreicht. Trotz der Kämpfe gelingt es UNICEF mit seinem Netzwerk aus lokalen Partnern, den Menschen in Syrien zu helfen. Acht Millionen Menschen haben landesweit sauberes Trinkwasser erhalten. 50 mobile Gesundheitsteams – meist Freiwillige, die mit einem Auto oder Motorroller umherfahren – bringen Hilfe auch zu den Kindern, die kein Krankenhaus aufsuchen können.

Hilfsgüter für Kinder und Familien (© UNICEF Syrien/AMusse)

Lastwagen bringen Hilfsgüter für Kinder und Familien in die umkämpften syrischen Städte Aleppo und Talbiseh in der Nähe von Homs.

© UNICEF Syrien/AMusse

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Ninja Charbonneau
Autor*in Ninja Charbonneau

Ninja Charbonneau ist Pressesprecherin und schreibt im Blog über Hintergründe zu aktuellen Themen.