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Covid-19: In griechischen Flüchtlingslagern droht eine humanitäre Katastrophe

Köln / Berlin

Lange wurde davor gewarnt, nun ist es eingetreten: Das Coronavirus breitet sich in griechischen Flüchtlingslagern aus. Am Wochenende haben die Behörden ein zweites Flüchtlingslager abgeriegelt.

Coronavirus griechisches Flüchtlingslager Moria: Zwei Jungen spielen auf Baumstämmen

Spielende Kinder im Flüchtlingslager Moria.

© UNICEF/UNI312607/Romenzi

Erst vor wenigen Tagen wurde der erste Corona-Fall in einem griechischen Flüchtlingslager bekannt. Das Camp, welches sich rund 80 Kilometer von Athen befindet, wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Seither wurden 23 weitere Bewohner des Camps positiv auf Covid-19 getestet. Insgesamt leben dort rund 3.000 Menschen.
Am Wochenende kam es nun in einem anderen Camp in Malakasa nahe Athen zu einem weiteren Fall. Ein 53-jähriger Afghane wandte sich mit Corona-Symptomen an die medizinische Einrichtung innerhalb des Flüchtlingslagers. Im Krankenhaus wurde er später positiv auf das Virus getestet. Seine Familie und er wurden unter Quarantäne gesetzt. Das Flüchtlingscamp wurde abgeriegelt. Laut Behördenangaben sollen nun schrittweise alle der rund 1.700 Bewohner auf das Virus getestet werden.

Die Angst ist groß, dass sich das Virus auch in den Camps auf den griechischen Inseln ausbreiten könnte. In den überfüllten Camps leben mehrere Tausend geflüchtete Menschen auf engstem Raum, inmitten von Schlamm und Müll in Zelten oder im Freien. In solch prekären Verhältnissen können die Menschen nicht den nötigen Abstand halten. Unzureichende sanitäre Anlagen und der fehlende Zugang zu sauberem Wasser führen zu mangelhaften Hygieneverhältnissen. Vor allem Kinder sind dadurch von Infektionskrankheiten bedroht. Aufgrund der zusätzlichen lokalen Ausgangssperre bleibt ihnen die notwendige medizinische Versorgung vielfach verwehrt. Es droht eine humanitäre Katastrophe.

Um dies zu verhindern, sollen unter Beachtung der neuesten Maßnahmen gegen das Coronavirus alle geflüchteten und migrierten Menschen, insbesondere Kinder und ihre Familien, von den griechischen Inseln schnell auf das Festland gebracht werden.

In den vergangenen Wochen hatten sich die deutsche Bundesregierung und andere europäische Staaten bereit erklärt, besonders schutzbedürftige geflüchtete und migrierte Kinder aus Griechenland aufzunehmen. Diese Zusage ist nun wichtiger denn je. Sie darf – trotz der Pandemie – nicht zu einem leeren Versprechen werden. Es müssen nun alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Kinder so schnell wie möglich aufzunehmen.