Statement

Welten sind zerbrochen – die Kinder brauchen weiter Hilfe!

Statement von Afshan Khan, UNICEF Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien im Palais des Nations in Genf nach ihrer Rückkehr aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet

Genf

"Ich bin gerade aus der Türkei zurückgekehrt, wo ich aus erster Hand die Verwüstungen gesehen habe, die die starken Erdbeben in der Südosttürkei und in Syrien hinterlassen haben.

Ich war in Kahramanmaras, einer der elf am stärksten betroffenen Provinzen. Siebzehn Tage, nachdem die Erdbeben Gebäude in Schutt und Asche gelegt haben, leben Tausende Familien immer noch in überfüllten Notunterkünften. Noch immer suchen Familien Zuflucht in Autos, an Busbahnhöfen, unter Brücken und in behelfsmäßigen Zelten.

Ukraine: Ein Mädchen steht vor Boxen mit Hilfsgütern und schaut in die Kamera.

Ein kleines Mädchen steht vor Kisten mit Hilfsgütern, die den Überlebenden des Erdbebens in Kahramanmaraş, Türkei, geschickt wurden.



© UNICEF/UN0781435/Ölçer

Die Kinder und Familien, die das Erdbeben überlebt haben, sind nun mit Obdachlosigkeit, Nahrungs- und Wassermangel sowie Temperaturen konfrontiert, die nachts regelmäßig unter den Gefrierpunkt fallen. Mehr als eine Million Menschen sind in Notunterkünften - Turnhallen, Stadien, Hotels und Schlafsälen - untergebracht und haben nur begrenzten Zugang zur wichtigsten Grundversorgung.

Ich habe eines dieser Notunterkünfte in Kahramanmaras besucht. Ursprünglich waren dort 9.000 Menschen untergebracht, heute sind es fast 18.000. Fast ein Drittel von ihnen sind Kinder. Die Räumlichkeiten sind beengt und die Lebensbedingungen sind katastrophal.

Ich habe eine örtliche Schule besucht, die durch die Erdbeben völlig zerstört wurde. Die Bildung von fast vier Millionen Kindern, darunter mehr als 350.000 geflüchtete und migrierte Menschen, ist gefährdet. Die Zahl der beschädigten oder zerstörten Schulen ist überwältigend.

Wir wissen, wie wichtig Lernen und eine gewisse Routine für Kinder sind, um das Erlebte verarbeiten zu können. Gerade jetzt, inmitten von Zerstörung und Ungewissheit, brauchen Kinder Unterstützung, damit sie ein Gefühl der Normalität wiedererlangen können.

Unter den von den Erdbeben Betroffenen sind auch einige der 800.000 syrischen Flüchtlingskinder, die die Türkei in den letzten zehn Jahren großzügig aufgenommen hat. Viele von ihnen haben schon einmal ihr Zuhause verloren. Das macht die Komplexität der Tragödie aus, die wir jetzt vor uns sehen.

Es besteht die Gefahr, dass die Kinder Angstzustände, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen entwickeln. Sie müssen schnellstmöglich wieder zur Schule zu gehen, und sie brauchen dringend psychosoziale Unterstützung, um das Trauma, das sie erlebt haben, zu verarbeiten.

UNICEF arbeitet Hand in Hand mit der Regierung und vielen Partnern, um lebensrettende Hilfsgüter und sofortige psychosoziale Unterstützung bereitzustellen. Wir unterstützen die Regierung bei der Identifizierung unbegleiteter und von ihren Eltern getrennter Kinder, bei der Einrichtung von kindgerechten temporären Lernzentren und bei der Ermittlung des Wasser-, Gesundheits- und Ernährungsbedarfs.

Bisher haben wir fast 270.000 Menschen, darunter über 162.000 Kinder, mit wichtigen Hilfsgütern wie Hygienesets, Winterkleidung und elektrischen Heizgeräten versorgt. UNICEF benötigt 196 Millionen US-Dollar, um innerhalb von drei Monaten drei Millionen Menschen, darunter 1,5 Millionen Kinder, in der Türkei zu erreichen.

Das Ausmaß der Verwüstung in der Türkei ist schlichtweg katastrophal. Die Kinder sind Zeugen von Tod und Zerstörung geworden. Welten sind zerbrochen. Sie brauchen unsere weitere Unterstützung."

Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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