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„Fast jede Sekunde flieht ein Kind aus der Ukraine“

+++ News Update 18.03.2022, 17 Uhr +++

Genf/Köln

Ukraine: UNICEF liefert weitere lebenswichtige Hilfsgüter

UNICEF hat bis zum 17. März 2022 85 LKW-Ladungen mit insgesamt 858 Tonnen humanitärer Hilfsgüter für Kinder und Familien in die Ukraine und die Nachbarländer geschickt: 78 LKW-Ladungen mit mehr als 780 Tonnen Hilfsgütern sind für die Ukraine bestimmt, sieben LKW-Ladungen für die Nachbarländer.

34 LKW-Ladungen sind bereits in der Ukraine eingetroffen; weitere Lieferungen sind für die kommenden Tage vorgesehen.

Drei LKW-Ladungen sind bereits in Polen eingetroffen. Die Hilfsgüter sind für den Einsatz in den sogenannten „Blue Dot“-Anlaufstellen bestimmt. Dies sind sichere Orte, in denen geschulte Fachkräfte Kinder und Familien, die auf der Flucht sind, unterstützen.

Drei Lastwagen sind auf dem Weg nach Rumänien, einer unterwegs zur Republik Moldau.

Die Lieferungen umfassen medizinische Hilfsgüter, Hygienesets, Spiel- und Lernmaterialien für Kinder und Jugendliche sowie Decken und Winterkleidung

15. März: Statement von UNICEF-Sprecher James Elder zur Lage der Kinder in der Ukraine im Palais des Nations in Genf

„Seit dem 24. Februar wurden in der Ukraine zahlreiche Kinder getötet. Viele weitere wurden verletzt. Mehr als 1,5 Millionen Kinder sind bereits aus der Ukraine geflohen – das heißt, seit Beginn des Krieges durchschnittlich mehr als 75.000 Kinder pro Tag.

Republik Moldau: Mutter mit Baby auf dem Arm kommt über die ukrainische Grenze an.

Familien aus der Ukraine kommen am Grenzübergang Palanca in der Republik Moldau an. Sie sind vor dem Krieg in ihrem Land geflohen.

© UNICEF/UN0607408/Modola

Diese letzte Zahl ist besonders schockierend. Jede einzelne Minute fliehen 55 Kinder aus der Ukraine. Seit dem 24. Februar ist somit fast jede Sekunde ein Kind aus der Ukraine geflohen.

In ihrer Geschwindigkeit und ihrem Ausmaß ist dies die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie sich verlangsamt.

Wie alle Kinder, die durch Krieg und Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben wurden, sind die ukrainischen Kinder, die in den Nachbarländern ankommen, einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von ihren Familien getrennt oder Opfer von, Gewalt und sexueller Ausbeutung zu werden. Zudem steigt das Risiko, dass sie Opfer von Menschenhandel werden.

Die Kinder brauchen dringend Sicherheit, Stabilität und Schutz, insbesondere diejenigen, die allein unterwegs sind oder von ihren Familien getrennt wurden.

Der sicherste und schnellste Weg aus dieser Katastrophe – tatsächlich der einzige Weg – ist den Krieg zu beenden, und zwar sofort.

Bis dahin müssen Angriffe auf zivile Gebiete und auf die zivile Infrastruktur aufhören.

Sie müssen aufhören, weil sie Menschenleben fordern.

Sie müssen aufhören, weil sie Menschen dazu zwingen, trotz katastrophaler Not auf wichtige Gesundheitsdienste zu verzichten.

Sie müssen aufhören, weil sie dazu führen, dass Kinder nicht zur Schule gehen können.

Sie müssen aufhören, weil sich Millionen von Kindern in den Konfliktgebieten der Ukraine befinden.

Ich war gerade zwei Wochen lang in Lwiw (Lemberg) in der Westukraine und habe dort mit Müttern, Vätern und Kindern gesprochen, die um ihr Leben geflohen sind, sowie mit Helfer*innen, die alles tun, um sie zu unterstützen.

Als ich die Kinderärzt*innen in Lwiw - die über Nacht 60 Kinder aus Krankenhäusern in Kiew aufgenommen hatten - fragte, wie sie sich darauf vorbereiten, erklärten sie mir, wie sie die Behandlung der Kinder priorisieren: wenn viele Kinder mit Kriegsverletzungen eingeliefert werden, verwenden sie ein Aufklebersystem, um die Behandlung der Kinder zu koordinieren. Ein grüner Sticker heißt: verletzt, aber ohne dringenden Bedarf, gelb heißt: muss behandelt werden, und rot heißt: um dieses Kind muss sich sofort gekümmert werden. Ein schwarzer Sticker bedeutet, dass das Kind noch lebe, aber es nicht mehr gerettet werden könne.

UNICEF ist weiterhin mit seinem Team in der Ukraine im Einsatz und liefert dringend benötigte wichtige Hilfsgüter. Am Wochenende ist ein weiterer Hilfskonvoi in der Ukraine eingetroffen: 22 LKWs mit 168 Tonnen Hilfsgütern, darunter Hebammen-Sets, Ausrüstung für Geburtshilfe und ärztliche Versorgung, Sauerstoffkonzentratoren, Kühlboxen sowie Decken und Winterkleidung, Wasser und Hygienekits, sowie Materialien für frühkindliche Bildung.

Die Zahl unserer mobilen Kinderschutzteams wird aktuell von landesweit neun auf 47 erweitert, um Kinder Land psychosozial zu betreuen.

Unsere Unterstützung erstreckt sich auch auf die Nachbarländer. Gemeinsam mit unseren humanitären Partnern und den lokalen Behörden richten wir sogenannte "Blue Dots"-Anlaufstellen ein, um geflüchtete Kinder und Familien zu schützen und zu unterstützen. Ein Chat Bot auf Facebook informiert über Sicherheitsmaßnahmen und darüber, was zu tun ist, wenn unbegleitete Kinder aufgefunden werden. Und wir liefern Hygieneprodukte an Einrichtungen für geflüchtete Menschen.

Aber eines muss klar sein: Trotz unermüdlicher Bemühungen von freiwillig helfenden Großmüttern bis hin zu Regierungen, von Pfadfindern bis UN-Organisationen wird sich die Lage der Kinder in der Ukraine immer weiter verschlimmern, solange dieser Krieg andauert.“

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Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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