Pressemitteilung

UNICEF und UNHCR: Recht auf Bildung für alle schutzsuchenden Kinder sichern

Berlin/ Köln

Zum Schulstart rufen UNICEF-Deutschland und UNHCR dazu auf, das Recht auf Bildung für alle schutzsuchenden Kinder in Deutschland zu sichern. Die beiden Organisationen begrüßen, dass Bund und Länder sich bemühen, Kindern aus der Ukraine den Bildungszugang umfassend zu ermöglichen, hieß es am Sonntag vom Kinderhilfswerk und vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Das außerordentliche Engagement aller Akteure verdiene große Anerkennung. Wichtig sei es aber, allen schutzsuchenden Kindern Zugang zum Schulsystem einzuräumen, unabhängig von Status, Aufenthaltsdauer oder Herkunft. Das werde zwar allgemein anerkannt, das Ziel müsse aber mit konkreten Maßnahmen angestrebt und die Schulen entsprechend ausgestattet werden.

Mädchen an Schreibtisch

Ein Mädchen aus dem Irak mit UNICEF-Lernmaterialien in einem Zimmer der Erstaufnahme Ellwangen.

© UNICEF/UNI338393/Etges

Gemeinsames Lernen ist wichtig und bereichernd, betonten UNICEF und UNHCR. Schutzsuchende Kinder und Jugendliche sollten daher so schnell wie möglich in das deutsche Schulsystem integriert werden. So könnten auch Lernlücken vermieden werden, ganz unabhängig davon, ob Kinder dauerhaft in Deutschland bleiben werden. Es sollten flächendeckend zusätzliche Lernprogramme zum Aufholen von versäumtem Stoff angeboten werden.

Damit alle Kinder in Deutschland, einschließlich der neu aus der Ukraine oder anderen Teilen der Welt angekommenen Kinder, ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können, sollten Schulen finanziell und personell besser ausgestattet werden. Der Erwerb der deutschen Sprache sollte umfassend gefördert werden. Das ist der Schlüssel zum gemeinsamen Lernen und zu sozialer Teilhabe. Auch sollten Angebote psychologischer und sozialer Betreuung an den Schulen erweitert werden, wenn möglich auch in den wichtigsten Fremdsprachen. Zusätzliche Lernangebote in der jeweiligen Muttersprache, die den gemeinsamen Regelunterricht auf Deutsch ergänzen, wären ebenfalls sinnvoll.

„Für Kinder, die nach Deutschland geflüchtet sind, sind die Schulen der Türöffner zur Gesellschaft und ein Stück Normalität nach der schweren Zeit auf der Flucht “, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Es braucht dringend weitere Investitionen und Angebote, um das Recht auf Bildung von Anfang an zu verwirklichen. In der Praxis müssen immer noch einige Kinder lange auf ihren ersten Schultag warten.“

„Flüchtlinge haben oft alles verloren, nicht aber die Hoffnung auf die Zukunft. Schule ist ein Schlüssel zu einer positiven Perspektive“, sagte Katharina Lumpp, Repräsentantin von UNHCR in Deutschland. „Wir hören bei unserer Arbeit auf der ganzen Welt jeden Tag, wie extrem wichtig es Eltern und Kindern ist, dass die Kinder trotz der Flucht zur Schule gehen können. Zugang zur Schule und damit zu Bildung von Anfang an ist ein grundlegendes Menschenrecht.“

Bis Ende Juli 2022 wurden bundesweit mehr als 145.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an deutschen Schulen aufgenommen. Die Kultusministerkonferenz erwartet, dass voraussichtlich bis zu 400.000 geflüchtete ukrainische Schüler in Deutschland zur Schule gehen werden.

Auch unter den Asylsuchenden aller Nationalitäten sind viele Kinder und Jugendliche, für die ein solch umfassender Bildungszugang sichergestellt werden sollte. Von Januar bis Juli 2022 waren unter den 89.395 neuen Asylsuchenden mehr als 18.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, für die Schule von großer Bedeutung für ihre Entwicklung ist. Diese Zahlen zeigen, wie hoch der Bedarf an Schulplätzen ist, damit Schulen ihrem Bildungsauftrag für alle Kinder angemessen nachkommen können.

Service für die Redaktionen

» Hinweise von UNHCR und UNICEF Deutschland für das Schuljahr 2022/23 finden Sie hier.

Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

0221-93650-235presse@unicef.de