Menschen für UNICEF

Geburtstagsstart mit Jennifer


von Autor Kerstin Bücker

„Bist Du auch auf Facebook?“
Für Jennifer Anena aus Uganda gehören SMS und soziale Medien zum Alltag. Per SMS schreibt die 19-Jährige im Netzwerk U-Report Kommentare und nimmt an Umfragen teil.

Jetzt stellte die junge „U-Reporterin“ ihr Engagement beim Neujahrsgespräch in Berlin vor: UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt hatte Nichtregierungsorganisationen, Vertreter der Ministerien, Abgeordnete und viele weitere UNICEF-Partner ins Schloss Bellevue eingeladen. Zum Start ins 60. Geburtstagsjahr von UNICEF Deutschland 2013 stand das Thema Innovation im Mittelpunkt – unter dem Titel „Per SMS für Kinderrechte“.

Das UNICEF-Neujahrsgespräch in Berlin: Gruppenfoto (© REGIERUNGonline/Schacht)

Das UNICEF-Neujahrsgespräch in Berlin (v.l.n.r.): Martin Mogwanja, Conny Czymoch, Jennifer Anena, Daniela Schadt, Dr. Juergen Heraeus, Patrick Burton, Oliver Ronneberger.

© REGIERUNGonline/Schacht

UNICEF fördert die Nutzung neuer Medien

Afrika ist der am schnellsten wachsende Handymarkt der Welt. In entlegenen Regionen rufen Bauern per Mobilfunk die Wettervorhersage ab oder informieren sich über Marktpreise. „Für UNICEF geht es darum, die neuen Technologien im Sinne der Kinder zu nutzen“, sagte Martin Mogwanja, stellvertretender Exekutivdirektor von UNICEF. UNICEF sorgt zum Beispiel in Sambia und Malawi dafür, dass Gesundheitshelfer junge Mütter per SMS über Impftermine informieren können. Die Helfer leiten Informationen nicht mehr auf Papier, sondern mobil an Gesundheitsbehörden weiter – das verbessert die Planung.

Über U-Report nehmen schon über 170.000 junge Leute konkret Einfluss. So wollte die Regierung ein Programm für junge Unternehmer starten – doch um sich zu bewerben, sollte man einen höheren Schulabschluss haben. U-Reporter diskutierten per SMS, dass diese Bedingung die meisten Jugendlichen ausschließen würde. Schließlich öffnete die Regierung ihr Programm für alle. Um die Initiative zu bewerben, haben die U-Reporter gemeinsam mit den Musikern von One Heart Family feat. Bigdeal ein eigenes Musikvideo produziert. Sie helfen auch mit, dass die Anliegen der Kinder und Jugendlichen in die neue Weltagenda für nachhaltige Entwicklung einfließen. „Ganz oben sollte der Kampf gegen Armut stehen“, sagt Jennifer. „Jeder sollte einen Job finden können und seinen Lebensunterhalt verdienen.“ Sie und ihre Freunde diskutieren oft auch in der Schule über Themen aus U-Report – die halbe Klasse ist schon Mitglied. Nur die Lehrer verstehen sie oft nicht, sagt die 19-Jährige.

Uganda: Innovativer Solarcomputer

Ein Solarcomputer im Einsatz: Die Digital Drum ist aus einem wetterfesten, alten Ölfass und einem Solarcomputer zusammengebaut.

© UNICEF/NYHQ2011-2053crop/Tylle

Internetzugang ist in Jennifers Heimat Uganda längst nicht selbstverständlich. Gerade in ländlichen Regionen fehlt es oft noch an Netzabdeckung. Deshalb braucht es Investitionen und Partner, die Hand in Hand arbeiten: „Jeder Afrikaner sollte die Vorteile des Mobilfunks nutzen können“, sagte Oliver Ronneberger, Leiter südliches Afrika von Nokia Siemens Networks auf dem Podium. „Wir brauchen Breitband-Technologie zu erschwinglichen Preisen.“ Diskutiert wurde aber auch über die Gefahren: „Cyberbulling ist ein ernstes Problem. Doch Gesetze allein helfen nicht“, sagt Patrick Burton, Geschäftsführer des Zentrums für Gerechtigkeit und Gewaltprävention in Kapstadt. „Wir müssen Anti-Gewalt-Programme auch online denken und junge Leute im Umgang mit neuen Medien stärken.“

Gestern Kinderbotschafterin – heute UNICEF-Mitarbeiterin

„Es war toll, die First Lady zu treffen und so viele engagierte Menschen“, sagte Jennifer nach dem Neujahrsgespräch. Hier traf sie auch die deutschen UNICEF-JuniorBotschafterinnen Laura Höer aus Dresden und Kira Lena Zerwer aus Hamburg.

Drei UNICEF JuniorBotschafterinnen (© UNICEF Deutschland)

JuniorBotschafterinnen unter sich: Jennifer Anena (19) aus Gulu, Uganda, Laura Höer (17) aus Dresden, Kira Lena Zerwer (17) aus Hamburg.

© UNICEF Deutschland

Begleitet wird Jennifer von UNICEF-Mitarbeiterin Caroline Barebwoha aus Uganda. Sie lädt von unterwegs direkt Fotos und Texte auf den UNICEF-Server – in Berlin gibt es überall W-LAN, also kein Problem. So kann UNICEF Uganda direkt per Facebook und Twitter über Jennifers Begegnungen als U-Reporterin in Deutschland berichten.

Caroline ist heute 26 und nahm vor gut zehn Jahren selbst am ersten UN-Weltkindergipfel teil. UNICEF hatte im Jahr 2002 rund 400 Kinder und Jugendliche aus aller Welt nach New York eingeladen, damit sie auf höchster politischer Ebene ihre Meinung sagen können. Mit den vielfältigen neuen Medien gibt es jetzt noch erheblich mehr Möglichkeiten, junge Leute unmittelbar zu beteiligen.

Jeder kann das Programm in Uganda direkt unterstützen oder sich weiter informieren.

Kommunikation via Internet zwischen Berlin und UNICEF Uganda (© UNICEF Deutschland)

Moderne Technik macht's möglich: Caroline Barebwoha und Jennifer Anena kommunizieren aus Berlin mit dem UNICEF-Büro in Uganda.

© UNICEF Deutschland

Und schon in wenigen Tagen geht’s weiter

Am 28. Januar startet UNICEF Deutschland gemeinsam mit dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung WorldWeWant.de. Auf der Plattform können Jugendliche ab 14 Jahren den Politikern sagen, in welcher Welt sie leben wollen. Die Ergebnisse diskutieren ausgewählte Jugendliche dann mit Bundesminister Dirk Niebel und Horst Köhler, dem ehemaligen Bundespräsidenten und deutschem Vertreter des UN-Expertengremiums für die neue Entwicklungsagenda nach 2015. U-Reporterin Jennifer will, dass möglichst viele deutsche Jugendliche mitmachen – damit die Stimme der jungen Generation weltweit Gehör findet.

Drei Fragen an Jennifer Anena

Wie gefällt Dir Deutschland?

Es ist sehr kalt! Und die Reise war lang – erst von Gulu mit dem Bus fünf Stunden in die Hauptstadt Kampala, dann über Nacht über Amsterdam nach Berlin. Aber es war toll, die First Lady und die deutschen JuniorBotschafterinen zu treffen. Alle waren sehr nett zu mir! Besonders hat mir in Berlin der Reichstag gefallen, von dort kann man über die ganze Stadt sehen. Auch die vielen U-Bahnen, Züge und Busse fand ich sehr beeindruckend.

Was wünschst Du Dir für die Welt von morgen?

Das Wichtigste ist, dass jeder genug zum Leben verdienen kann – wir brauchen mehr Jobs und müssen weiter dagegen kämpfen, dass Menschen in Armut aufwachsen. In Uganda hat immer noch nicht jeder Zugang zu sauberem Wasser. Wenn jemand krank wird, gibt es oft keine Medikamente. Und: Die Schulen müssen besser werden.

Was sind Deine Zukunftspläne?

Ich möchte die Schule gut abschließen und dann studieren. Meine Lieblingsfächer sind Wirtschaft und Geographie. Ich möchte später als Buchhalterin arbeiten. In Uganda gibt es nicht viele Jobs für junge Leute. Deshalb hoffe ich, dass es klappt!

Hier finden Sie alle weiteren Beiträge zum 60. Geburtstag von UNICEF Deutschland.

Kerstin Bücker
Autor*in Kerstin Bücker

Kerstin Bücker leitet den Bereich Kommunikation und Kinderrechte bei UNICEF Deutschland.