© UNICEF/UN0481052/ShaonMangelernährung in Bangladesch: Mithilfe eines Maßbands wird bei einem Kind der Armumfang gemessen.
Gut zu wissen

8 Beispiele, wie UNICEF Kinder vor Mangelernährung schützt

Besser als jede Behandlung von Mangelernährung ist, wenn Kinder gar nicht erst so schwer erkranken. Für die Prävention von Mangelernährung setzt UNICEF sich auf ganz verschiedene Weise ein. In unserem Blog zeigen wir wie.


von Sandra Bulling

Weltweit sind derzeit rund 13 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren lebensgefährlich mangelernährt - das sind mehr als die gesamte Bevölkerung eines Landes wie Belgien. Doch während in Westeuropa kein Kind von gefährlichem Hunger bedroht ist, so ist die Situation in manchen Regionen der Erde wie dem Horn von Afrika oder der zentralen Sahelzone so dramatisch, dass jede Minute ein Kind um sein Überleben kämpft. Auch in Südasien sind Kinder betroffen: dort ist die Gesamtzahl akut mangelernährter Mädchen und Jungen sogar am höchsten.

Blog

Hungersnot, Ernährungskrise, Mangelernährung – Was ist das?

Rund um die Uhr sind UNICEF-Kolleg*innen im Einsatz, um schwer akut mangelernährte Kinder weltweit mit therapeutischer Spezialnahrung wie Erdnusspaste zu versorgen. Die hilft, dass Mädchen und Jungen schnell wieder zu Kräften kommen. Doch nicht nur das: UNICEF sorgt auch dafür, dass viele Kinder gar nicht erst in gefährliche Mangelernährung rutschen. Wie das funktioniert, zeigen die folgenden Beispiele unserer Arbeit.

So beugt UNICEF Mangelernährung bei Kindern vor

1. Sauberes Wasser

In vielen Ländern dieser Welt trinken Kinder täglich verschmutztes Wasser aus Flüssen oder Teichen. Durchfall und andere Krankheiten sind die Folge – die wiederum oft eine Mangelernährung nach sich ziehen. Denn die geschwächten Körper können häufig nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen.

Aufgrund des Klimawandels leben immer mehr Kinder in Gebieten, die durch starken Wassermangel geprägt sind. Deswegen bringt UNICEF sauberes Wasser zu den Familien: entweder mit dem Bau von solarbetriebenen Brunnen in Dörfern, Schulen und Flüchtlingslagern, oder mithilfe von Wassertrucks und Wasserreinigungsmitteln für Familien, die in Dürre- oder Konfliktgebieten leben.

Wassertrucks bringen Trinkwasser in ein Flüchtlingslager

Bild 1 von 2 | Syrien: Wassertrucks bringen Trinkwasser in ein Flüchtlingslager in der Provinz Aleppo.

© UNICEF/UN0623285
UNICEF: solarbetriebene Pumpen

Bild 2 von 2 | Im Süden von Madagaskar hat UNICEF acht solarbetriebene Pumpen installiert. Dadurch halten rund 40.000 Menschen sauberes Trinkwasser.

© UNICEF/UN0267028/Raoelison

2. Händewaschen mit Seife und sichere Latrinen

Drei von zehn Menschen können sich nicht zu Hause die Hände waschen. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sicheren Latrinen oder Toiletten. Durch Fäkalien sowie unzureichende Hygiene im Haushalt erkranken viele Kinder immer wieder an Würmern oder Durchfall, wodurch das Risiko einer Mangelernährung steigt.

UNICEF baut in Gemeinden und auch Schulen Latrinen und Waschbecken, informiert Kinder und Eltern über richtige Hygiene und liefert Pakete mit Hygieneartikeln an Familien in Katastrophen- und Konfliktgebieten aus, die alles verloren haben. Gerade an Sammelpunkten oder in Flüchtlingslagern, wo viele Menschen zusammentreffen, sind Hygienemaßnahmen besonders wichtig.

Mädchen in Indien wäscht sich die Hände

Bild 1 von 2 | Indien: Ein Mädchen wäscht sich die Hände in einem Waschbecken, das UNICEF in ihrer Schule eingerichtet hat.

© UNICEF/UN0606969/Panjwani
In Uganda erarbeitet UNICEF zusammen mit Dorfbewohnern einen Plan zu Hygiene aus.

Bild 2 von 2 | In Uganda erarbeitet UNICEF zusammen mit Dorfbewohnern einen Plan, um Hygienemaßnahmen und Latrinen in den Gemeinden einzurichten die von allen Anwohnern akzeptiert und gewartet werden.

© UNICEF/UNI217968/Abdul

3. Medizinische Versorgung

Nicht nur Krankheiten durch verschmutztes Wasser, sondern auch andere Infektionen wie Masern oder Malaria sind Ursache dafür, dass Kinder mangelernährt sind. Denn erkrankte Jungen und Mädchen sind oft zu geschwächt zum Essen und leiden unter Appetitverlust. In vielen Ländern fehlt eine rechtzeitige medizinische Behandlung und der Zustand der Kinder verschlechtert sich immer weiter. Gleichzeitig macht die Mangelernährung Kinder wiederum anfälliger für Krankheiten – ein Teufelskreis. Das Risiko, dass ein schwer akut mangelernährtes Kind an gewöhnlichen Infektionskrankheiten stirbt, ist bis zu elfmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.

UNICEF unterstützt weltweit die medizinische Versorgung von Familien, vor allem in abgelegenen Regionen, die schwer zugänglich sind und wo es kaum eine staatliche Gesundheitsversorgung gibt. Impfungen sind dabei eine wichtige Maßnahme, um Kinder vor Krankheiten zu schützen.

Kind erhält Vitamin A und Wurmkur.

Bild 1 von 3 | Südsudan: Ein Kind erhält Vitamin A und eine Wurmkur von einem mobilen Gesundheitsteam.

© UNICEF/UNI286782/Ryeng
Menschen stehen bei mobiler Klinik in Afghanistan an.

Bild 2 von 3 | Mobile Kliniken wie hier in Afghanistan bieten eine medizinische Grundversorgung für Kinder und Familien.

© UNICEF/UN0665332/Bidel
Ein UNICEF-Gesundheitshelfer trägt Kühlcontainer mit Impfstoffen aus.

Bild 3 von 3 | Ein UNICEF-Gesundheitshelfer bereitet sich auf eine Impfkampagne vor und trägt Kühlcontainer, mit denen Impfstoffe in weit entlegene Dörfer transportiert werden.

© UNICEF/UN070231/Hatcher-Moore

4. Nahrhaftes und gesundes Essen

Blog

Gute Ernährung für Kinder Wirklichkeit werden lassen

Eine gesunde Ernährung ist die Basis für eine gesunde Entwicklung. Und ein wichtiger Baustein, um Mangelernährung vorzubeugen. Doch oft fehlt den Müttern und Vätern dazu nicht nur das Geld, sondern auch das Wissen um wichtige Nährstoffe.

In Elterngruppen werden sie von UNICEF-Mitarbeitenden unterstützt und lernen, wie sie ihre Kinder auch mit wenigen Mitteln und lokalen Lebensmitteln gesund und ausgewogen ernähren können.

Ernährung: Eine spezielle Schale mit Löffel und Erklärung zur richtigen Ernährung von Kindern

Bild 1 von 3 | Die sogenannte Complementary Feeding Bowl ist eine spezielle Schale, die wichtige Aspekte einer gesunden und abwechslungsreiche Ernährung erklärt - zum Beispiel die verschiedenen Lebensmittelgruppen, die angemessene Mahlzeitengröße pro Alter und, dass Händewaschen vor dem Essen wichtig ist.

© UNICEF Burundi/2022/E.R. Santamaria
UNICEF-Mitarbeiterin zeigt Müttern ein Schaubild zu gesunder Ernährung.

Bild 2 von 3 | Im Südsudan zeigt UNICEF-Mitarbeiterin Jane Gune Rombe Müttern auf einem Schaubild, welche lokalen Lebensmittel eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung bieten.

© UNICEF/UNI231069/Estey
UNICEF: Schaubild zu gesunder Ernährung

Bild 3 von 3 | Eltern lernen die Bedeutung von Lebensmittelgruppen, Nährstoffen und vieles mehr, wie hier in Malawi.

© UNICEF/UNI280936

5. Vitamine und Nährstoffe für schwangere Frauen

Frauen haben während Schwangerschaft und Stillzeit einen besonderen Bedarf an nährstoffreichem Essen. Doch in vielen Ländern können Schwangere nicht genug wichtige Nährstoffe einnehmen, wie beispielsweise Eisen, Folsäure, Kalzium und Zink. Oft leiden sie unter Blutarmut (Anämie) oder Bluthochdruck (Präeklampsia). Das kann unter anderem zu einem niedrigen Geburtsgewicht ihres Babys führen. Kurz gesagt: Kinder kommen oft schon mangelernährt auf die Welt.

Um die Ernährung von schwangeren Frauen und stillenden Müttern zu verbessern, unterstützt UNICEF die Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitaminen und Nährstoffen, beispielsweise Reis, Mehl und Salz. Schwangere erhalten zudem Mikronährstoffe, Wurmkuren und medizinische Versorgung durch geschulte Hebammen.

Gesundheitsmitarbeiterin in Indien misst den Hämoglobin-Wert einer schwangeren Frau

Bild 1 von 2 | Heena Joshi, Gesundheitsmitarbeiterin in Indien misst den Hämoglobin-Wert einer schwangeren Frau, um eine mögliche Anämie frühzeitig zu erkennen.

© UNICEF/UN0392251/Kolari
Afghanistan: Eine Hebamme gibt einer schwangeren Frau Nährstoffe.

Bild 2 von 2 | Afghanistan: Bei einer Vorsorgeuntersuchung gibt Hebamme Gul Ghotai einer schwangeren Frau Folsäure-Präparate und andere Nährstoffe.

© UNICEF/UN0652321/Nesbitt

6. Soziale Grundsicherung

Familien in extremer Armut können sich ein ausgewogenes und gesundes Essen oft nicht leisten. Sie haben auch keinerlei Rücklagen, wenn Katastrophen eintreten. Bei langen Dürren oder Einkommensverlust – wie beispielsweise durch Corona-Einschränkungen – reduzieren viele Familien Mahlzeiten oder lassen medizinische Behandlungen ausfallen, weil die Kosten für die Fahrt zum Krankenhaus oder Medikamente zu hoch sind.

UNICEF arbeitet mit den Behörden vieler Länder zusammen, um soziale Grundsicherungssysteme für die ärmsten Familien aufzubauen. Dazu gehören auch Bargeldauszahlungen, damit sie lebenswichtige Dinge wie Essen, Wasser, Kleidung oder Gesundheitsversorgung bezahlen können.

Eine Mutter aus Madagaskar erhält eine Auszahlung im Rahmen eines Cash-Programms von UNICEF.

Bild 1 von 2 | Die 34-jährige Justine und ihre Tochter aus Madagaskar erhalten ihre monatliche Auszahlung im Rahmen eines Cash-Programms von UNICEF. Von den rund 34 Euro können sie Lebensmittel, Saatgut und auch Schulmaterial kaufen.

© UNICEF/UN0595835/Andrianantenaina
In Kenia bereitet eine Frau eine ausgewogene Mahlzeit für ihre Familie vor.

Bild 2 von 2 | In Kenia bereitet Anastacia Kalekye eine ausgewogene Mahlzeit für ihre Familie vor. Die Zutaten konnte sie dank eines Programms zur Auszahlung von Bargeldhilfe, das von UNICEF unterstützt wird, kaufen.

© UNICEF/UN0273234/Ndinda

7. Lernen in der Schule

Schulbildung ist für viele Kinder die Chance, dem Teufelskreis extremer Armut zu entkommen und sich ein besseres Leben aufzubauen. Zudem bekommen Kinder während des Schulbesuchs oft auch eine Schulmahlzeit – für viele das einzige warme Essen des Tages.

UNICEF sorgt dafür, dass Kinder überall auf der Welt lernen und ihre Fähigkeiten entfalten können. Dazu gehört auch, dass Lehrer gut ausgebildet werden, dass Schulmaterialien gut aufbereitet sind und dass Kinder Zugang zum Internet und digitalen Geräten haben. In vielen Schulen, die UNICEF unterstützt, gibt es Gemüsegärten, die das tägliche Essen mit Vitaminen und Nährstoffen anreichern.

Elfenbeinküste: Mädchen sitzt mit Buch an ihrem Schultisch.

Bild 1 von 3 | Kinder lernen in einer Schule in der Elfenbeinküste. Das Besondere an dieser Grundschule: Sie wurde aus Plastikmüll erbaut.

© UNICEF/UN0616786/Dejongh
Mauretanien: Junge hört dem Unterricht über das Radio zu.

Bild 2 von 3 | Unterricht per solarbetriebenem Radio – für viele Kinder die Realität während der Ausgangsbeschränkungen durch die Corona-Pandemie, so wie hier in Mauretanien.

© UNICEF/UN0495429/Pouget
Ein Mädchen gießt das Gemüse in einer Grundschule in Malawi.

Bild 3 von 3 | Ein Mädchen gießt das Gemüse in einer Grundschule in Malawi. Das Wasser kommt aus einem solarbetriebenen Brunnensystem, das UNICEF für die Schule gebaut hat.

© UNICEF/UN0566743/Chikondi

8. Mangelernährung frühzeitig erkennen

Wenn sich bei Kindern erste Anzeichen einer Mangelernährung zeigen, dann ist eine schnelle Behandlung notwendig. Damit Eltern frühzeitig erkennen können, wann ihre Kinder Hilfe benötigen, schult UNICEF nicht nur Gesundheitsmitarbeiter*innen sondern auch Mütter und Väter – zum Beispiel im Umgang mit einem speziellen Maßband zur Messung des Armumfangs. Zeigt das Bändchen rot, müssen die Kinder schnellstmöglich mit therapeutischer Spezialnahrung behandelt werden.

Mutter aus dem Südsudan hält Maßband in die Kamera.

Bild 1 von 2 | Die 20-jährige Victoria Jore hat im Südsudan an einer Schulung zum Thema gesunde Ernährung teilgenommen.

© UNICEF/UN0594146/Naftalin
UNICEF-Ernährungsspezialistin im Südsudan, zeigt Mutter wie das Maßband richtig anlegt wird.

Bild 2 von 2 | Mary Achii, UNICEF-Ernährungsspezialistin im Südsudan, zeigt Victoria Jore, wie sie das Maßband richtig anlegt.

© UNICEF/UN0594131/Naftalin
Sandra Bulling, Deutsches Komitee für UNICEF
Autor*in Sandra Bulling

Sandra Bulling leitet die Abteilung Programmkommunikation und bloggt über Themen der internationalen Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit.