Wie Big Data in Entwicklungsländern hilft
Wie kann Innovation bei UNICEF aussehen? Das haben wir uns auch gefragt – und Sunita Grote, Leiterin des Innovationsteams von UNICEF in New York, dazu gelöchert. Wir staunen nicht schlecht, wie die technischen Superlative dieser Welt auch Kindern nutzt.
Was genau ist dein Job beim UNICEF Innovation Fund?
Als Managerin des Innovation Fund versuche ich UNICEF auf die Zukunft vorzubereiten. Wir wollen wissen, ob und wie UNICEF neue Technologien für sich nutzen kann, um schneller bessere Ergebnisse für Kinder zu erzielen.
Ich bin zum Beispiel dafür verantwortlich, dass unsere Geldmittel in ausgewählte Open-Source-Technologielösungen fließen. Wir forschen nach passenden Start-ups und investieren in sie. Diese Unternehmen arbeiten dann wiederum direkt in den Programmländern von UNICEF.
Das Praktische an den Open-Source-basierten-Lösungen sind ihre offenen Quelltexte. Dadurch können diese von Dritten eingesehen und weiterentwickelt werden. Das spart Entwicklungskosten und profitiert gleichzeitig von einer großen Entwicklergemeinschaft.
Das klingt alles ziemlich abstrakt.
Vereinfach gesagt, beaufsichtige ich unsere ausgewählten Start-ups und prüfe, wie diese mit unseren Investitionen arbeiten. Dabei tauchen spannende Themenfelder auf: neue Technologien wie zum Beispiel Blockchain, künstliche Intelligenz, Data Science oder Drohnen beschäftigen uns tagtäglich.
Wir sind ein sehr dynamisches und vielseitiges Team aus Designern, Softwareentwicklern, Datenwissenschaftlern und Projektmanagern – ein bunter Strauß Nerds.
Die Kollegen vom UNICEF-Innovationsteam zeigen den neugierigen Kindern in Malawi die neusten Technologien in puncto Drohnen.
Das Innovationsteam in New York existiert seit etwas über einem Jahr. Was waren die besten Entwicklungen für Kinder in deinen Augen?
Unser Innovationsteam hat im November 2016 angefangen gemeinsam mit Start-ups zu arbeiten. Wir werten gerade den ersten Schwung von Unternehmen aus, die ihre Investitionsphase abgeschlossen haben.
Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass all diese Unternehmen an Prototypen und Pilotprojekten in sehr frühen Stadien arbeiten. Oft sind ihre Produkte noch nicht fertiggestellt oder lassen sich noch nicht im großen Maßstab umsetzen.
Hast du ein Erfolgsbeispiel für uns?
Ja! Wir haben einige interessante Projekte umgesetzt. Da wäre zum Beispiel „Somleng“ – eine neue IVR-Plattform (das steht für Interactive Voice Response und ist ein Sprachdialogsystem).
Die Plattform ermöglicht Unternehmen Sprachnachrichten mit lebensrettenden Informationen an Gemeinden zu senden. Auch Menschen, die vielleicht Analphabeten sind, können so erreicht werden.
In Kambodscha zum Beispiel haben wir es als Frühwarnsystem für Hochwasser verwendet. Diese neue Kommunikationsmöglichkeit hilft uns, IVR-Inhalte zu versenden und das mit einer Kostenersparnis von 95 Prozent im Vergleich zu den bestehenden Lösungen.
Was ist deine größte Herausforderung?
Oh, da gibt es viele – wie das nun mal so ist, wenn man etwas Neues ausprobiert und regelmäßig den Kurs wechselt. Eine Herzensangelegenheit ist es für mich dieses Jahr unsere geschlechtsspezifischen Unterschiede in unserem Portfolio anzupacken. Wir haben nur wenige Bewerbungen von Start-ups, die von Frauen geführt werden.
Und – obwohl dies ein häufiges Problem für Risikokapitalgeber ist – ist unser Ziel, 2018 ein geschlechtsneutrales Portfolio zu schaffen. Wir wollen die richtigen Partnerschaften für uns finden und vor allem Frauen, die ein Technologie-Unternehmen gegründet haben, ermutigen sich beim UNICEF-Innovationsfonds zu bewerben.
Was sind deine Pläne für die kommenden Monate?
Wir haben arbeitsreiche Monate vor uns. In 2018 wollen wir weitere 20 Start-ups aufspüren und in diese investieren. Zehn UNICEF-Länderbüros wollen wir so finanziell unterstützen. Außerdem haben wir gerade unseren Aufruf an Start-ups, die sich mit dem Thema Blockchain beschäftigen, gestartet. Ein neues und spannendes Gebiet.
Ansonsten stehen alltägliche Aufgaben auf der Agenda: laufende Prozesse ausbauen, unsere technische Unterstützung und Betreuung verbessern, um Erfolgschancen weiter zu erhöhen.
Wie genau macht ihr das?
Unternehmen, die im selben Technologiebereich arbeiten, wollen wir miteinander verbinden. Sie sollen zu einer Einheit verschmelzen und gegenseitig voneinander profitieren.
Nach einem Jahr, in dem wir nun alles zum ersten Mal ausprobiert, Fehler gemacht und vieles gelernt haben, sind wir jetzt in der Phase der Konsolidierung und Stärkung des Fonds.
Und zum Abschluss: Was ist super an deinem Job?
Kein Tag ist wie der andere! Jeder Tag ist hektisch und ich weiß nie wirklich, was passieren wird oder wohin er mich führt. Gerade wählen wir die nächsten zwei Start-ups aus, die an VR/AR (Virtual Reality und Augmented Reality) und Data Science arbeiten. Das ist großartig, weil wir viele kluge Technologen und Unternehmer aus der ganzen Welt treffen.
Der Zusammenhalt und die Vielseitigkeit von unserem Team machen den Unterschied – Energie, Können und Gelächter füllen unsere Alltagssituationen.