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Projektreise nach Kambodscha: Tag 5


von Ursula Grass

Arsenverseuchtes Wasser und gute Tipps für Mütter

Glücklicherweise hat es gestern mit den Hotelzimmern doch noch geklappt, so dass wir alle versorgt waren. Nun habe ich auch wieder meinen “normalen” Rhythmus: ich wache um 4.50 Uhr auf und bin pünktlich beim Frühstück. „Ich freue mich schon auf mein Interview“, meint Susanne, die heute an der Reihe ist, Protokoll zu führen.

Wir laden die Autos und starten in die Provinz Kampong Siem. Dort werden wir die Kor Koh Primary School im Dorf Koah Mitt besuchen. Die Schule wurde durch die katholische Kirche und die Mönche des nahliegenden buddhistischen Zentrums finanziert. Ein besonders großes Problem ist in dieser Gegend das arsenverseuchte Wasser.

Trinkbares Wasser für Kinder ist die Ausnahme

In der Schule angekommen, erwartet uns die 51-jährige Schulleiterin Sun Si Horn mit ihren Kollegen. 103 SchülerInnen besuchen die Schule, so berichtet sie. Die Schülerzahlen sind abnehmend, denn viele Menschen verlassen die Region. Im letzten Jahr sind nur 12 Kinder geboren worden. Der Grund liegt unter anderem an der starken Arsenverseuchung des Wassers. „Arsen ist wie ein unsichtbares Monster. Man kann es nicht sehen, riechen oder schmecken. Aber es verursacht furchtbare Krankheiten. Die Ärzte sagen, es sei eine Hautkrankheit, aber wenn man die Medikamente absetzt, kommt es wieder“, berichtet Sum Si Horn besorgt. Selbst das Wasser aus dem Schulbrunnen ist arsenhaltig. Es kann nur zum Spülen auf der Toilette verwendet werden.

Stellvertretender Schulleiter erklärt  den richtigen Umgang mit den Wasserquellen. © UNICEF Deutschland

Der stellvertretende Schulleiter erklärt anhand eines Plakates den richtigen Umgang mit den Wasserquellen vor Ort.

© UNICEF Deutschland

Trinkbares Wasser muss von den 18 Sechstklässlern im zwei Kilometer entfernten Dorf geholt werden. Die Kinder fahren mit den Fahrrädern dorthin und schöpfen aus dem Brunnen, welcher nur für eine Stunde jeden zweiten Tag geöffnet ist, das Wasser in ihre an den Rädern befestigten Behälter. Immer wieder wird dabei natürlich einiges verschüttet. Die jüngern Kinder schöpfen das arsenversuchte Wasser für die Behälter in den Toiletten. Dabei müssen sie von einem Lehrer beaufsichtigt werden, um zu garantieren, dass das Wasser nicht getrunken wird. Dank UNICEF wird die Schule in der nächsten Zeit einen Regenwassertank erhalten. Ebenso wird die Schulung der Lehrer im WASH-Programm unterstützt.

Die Schüler der Kor Koh Schule beim Wasserschöpfen. © UNICEF Deutschland

Die Schüler der Kor Koh Schule beim Wasserschöpfen. Nur ein einziger Brunnen im Umkreis der Schule enthält trinkbares Wasser.

© UNICEF Deutschland

Richtige Ernährung für Kleinkinder: Das “Child Health”-Trainingsprogramm

Nach dem Mittagessen besucht ein Teil unserer Gruppe ein ganz besonderes, von UNICEF gefördertes Projekt: Das “Child Health”-Müttertrainingsprogramm im Dorf Thormaneth. Über 40 Mütter mit Kindern im Alter zwischen 6-24 Monaten haben sich eingefunden und schauen gerade einen Film über gesunde Ernährung. Dies ist ein großes Problem, denn viele Kinder leiden unter Mangelernährung weil sie falsch ernährt werden. Hier werden die Mütter angeleitet, die Babys sechs Monate lang zu stillen. Die ehrenamtlichen Helferinnen kochen vor den Müttern einen gesunden Brei und erklären alle Zutaten. Im Anschluss wird gezeigt, wie man die Kleinen richtig füttert.

Zubereitung von gesunder Babynahrung. © UNICEF Deutschland

Beim Mütter-Trainingsprogramm erfahren die Frauen, wie sie Babynahrung mit gesunden Zutaten richtig zubereiten.

© UNICEF Deutschland

Obwohl ich mich schon so lange mit den Problemen der Menschen in anderen Ländern beschäftige, wird mir hier nochmals verdeutlicht, dass viele Missstände an mangelndem Wissen der Menschen liegt. Auch Susanne ist dieser Meinung: „Ich bin begeistert, dass es dieses Müttertrainingsprogramm gibt. So lernen die Mütter konkret, was für ihre Kinder gut ist.“

Helga, die mit ihren 71 Jahren einfach unglaublich aktiv und engagiert ist, hat heute Mittag mit Babette Protokoll geführt. Beide freuen sich schon, zuhause über die ergreifenden Eindrücke berichten zu können.

Reisetagebuch

Lesen Sie hier alle Berichte der UNICEF-Ehrenamtlichen von ihrer Reise nach Kambodscha:

Reisevorbereitung: “Auf, auf nach Kambodscha”

Tag 1: Gedanken zur Reise am Frankfurter Flughafen

Tag 2: Ankunft in Phnom Penh

Tag 3: Am Stadtrand

Tag 4: Besuch der Sokung Provinz

Tag 5: Arsenverseuchtes Wasser und gute Tipps für Mütter

Tag 6: Besuch im Provinzkrankenhaus in Kampong Thom

Tag 7: Schulprojekte und „Wasser wirkt“ in Keo Por

Haben Sie auch Interesse, ehrenamtlich bei UNICEF mitzuwirken?
Machen Sie es den anderen Reisenden und mir nach und informieren Sie sich in unserer Rubrik Engagement für UNICEF über die zahlreichen Möglichkeiten.

Ursula Grass, UNICEF-Gruppe Karlsruhe. © UNICEF Deutschland
Autor*in Ursula Grass

Ursula Grass ist Leiterin der UNICEF-Gruppe in Karlsruhe und bloggt von der Projektreise der Ehrenamtlichen aus Kambodscha.