ANDREA GJESTVANG, NORWEGEN
NORWEGEN: DER SCHLIMMSTE TAG IHRES LEBENS
Am 22. Juli 2011 zündete Anders Breivik eine Autobombe in Oslo, die acht Menschen tötete. Dann begab sich der Attentäter zum Feriencamp auf der Insel Utøya und erschoss gezielt 69 Jugendliche. Die Norwegerin Andrea Gjestvang ist durch ihr Land gereist, um 43 der 495 Jugendlichen, die das Massaker seelisch und körperlich verletzt überlebt haben, zu porträtieren und ihre Reflexionen über das Geschehen aufzuschreiben. „Einen Tag in der Geschichte“ nennt die Fotografin ihr Projekt, mit dem sie ein tieferes Verständnis für die Opfer entwickeln möchte. Es zeigt, wie die Jugendlichen mit den Folgen des Geschehens umgehen.
„Mein Leben hat sich in mehr als in einer Hinsicht verändert. In der Grundschule wurde ich gehänselt, ich fühlte mich traurig und zog mich zurück“, sagt Cecilie, die sich gemeinsam mit einer Freundin zu verstecken suchte. Ihre Freundin wurde getötet, sie selbst überlebte schwer verletzt. Die letzte Kugel stoppte an ihrem Weisheitszahn, ihr Arm musste amputiert werden. Trotzdem schätze sie jetzt das Leben und habe zu ihrem wahren Selbst gefunden, erzählte die 17-jährige der Fotografin. Die 15-jährige Ylva betont, dass sie ihre Narben mit Würde tragen wolle. Denn diese wurden ihr zugefügt, weil sie für Werte einstehe, die sie auch nach dem historischen schwarzen Tag aufrecht halte. „Das Leben geht weiter. Ich sage mir diesen Satz jeden Tag. Es ist der Satz, den ich auf dieser Welt am meisten hasse“, sagt Tuva (17), die sich verstecken konnte und das Attentat deshalb körperlich unverletzt überlebt hat.

© Andrea Gjestvang/Agentur Moment
Biografie: Andrea Gjestvang
