Pressemitteilung

Jedes dritte Kind in Afrika muss arbeiten

Köln

Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni ruft UNICEF dazu auf, den Kampf gegen kommerzielle Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent zu verstärken. Fast jedes dritte Kind in Afrika muss schon im Alter zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten, südlich der Sahara liegt der Anteil arbeitender Mädchen und Jungen mit über 35 Prozent weltweit am höchsten. Allein in Südafrika müssen schätzungsweise 850.000 Kinder arbeiten. UNICEF hat zur Fußball-Weltmeisterschaft einen Aktionsplan aufgelegt, um während der WM besonders benachteiligte und gefährdete Kinder zu schützen und für die Umsetzung der Kinderrechte in Südafrika zu werben. „Wirksamen Kinderschutz gibt es nur, wenn die ganze Zivilgesellschaft sich für Null-Toleranz gegen Ausbeutung von Kindern einsetzt“, sagte die Leiterin von UNICEF in Südafrika Aida Girma.

UNICEF hat erfolgreich darauf hingewirkt, dass der internationale Verhaltenskodex der Tourismusindustrie gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern rechtzeitig vor Beginn der WM von Südafrikas Tourismussektor übernommen wurde. Die Leiterin von UNICEF in Südafrika, Aida Girma, begrüßte das Engagement der Tourismusindustrie: „Die Mitwirkung der Tourismusindustrie ist entscheidend, um erfolgreich gegen die Ausbeutung von Kinder vorgehen zu können.“

Es gibt Befürchtungen, dass in Südafrika im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft die Ausbeutung von Kindern sowie Kinderhandel zunehmen könnten. Gewalt in Familien, Missbrauch und Kinderhandel sind schon heute große Probleme in Südafrika. Allein in 2008 und 2009 wurden schätzungsweise 50.000 Kinder Opfer von Gewalt. Während des Weltcups sind alle Schulen in Südafrika geschlossen. Viele Kinder werden deshalb voraussichtlich für längere Zeit unbeaufsichtigt sein und können in gefährliche Situationen geraten.

Rote Karte gegen sexuelle Ausbeutung und Kinderhandel

Um Kinder während der WM zu schützen, startete Ende Mai eine landesweite Aufklärungskampagne gegen sexuelle Ausbeutung und Missbrauch. Gemeinsam mit Partnern verbreitet UNICEF Informationen in Broschüren, Anzeigen, TV- und Radio-Spots. Über Partner wie TOTAL werden an Tankstellen kleine rote Karten mit Kontaktnummern verteilt. Diese Hotlines können angerufen werden, wenn irgendwo auffällt, dass Kinder missbraucht oder ausgebeutet werden.

Gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation „Fair Trade in Tourism South Africa“ haben UNICEF und die Internationale Arbeitsorganisation erreicht, dass der internationale Verhaltenskodex der Tourismusindustrie gegen sexuelle Ausbeutung auf Südafrikas Tourismussektor übertragen wurde. 14 führende Unternehmen der Branche, darunter die Autovermieter AVIS und Hertz sowie die Hotelketten Radisson und Protea haben sich Anfang Juni zur Einhaltung des Kodex verpflichtet. UNICEF setzt zudem alles daran, um Kinder und Jugendliche, die während der WM aus den Nachbarländern Mosambik, Lesotho, Simbabwe und Swasiland nach Südafrika kommen, zu informieren und ihnen aufzuzeigen, wo sie sich in Notsituationen hinwenden können.

Kinderschutzzonen auf Fan-Festen

Gemeinsam mit seinen Partnern richtet UNICEF auf FIFA-Fan-Festen spezielle Zonen für Kinder ein. Fünf Standorte wurden ausgewählt – in Durban, Nelspruit, Port Elizabeth, Sandton und Soweto. Die Kinderzonen dienen als Anlaufpunkt für Kinder, die allein unterwegs sind oder ihre Angehörigen suchen. Kinder können dort auch die Spiele in einer sichereren Umgebung verfolgen. Geschultes Personal kümmert sich um die Kinder und organisiert Aktivitäten.

Sportfeste und Aufklärung für Kinder und Jugendliche

Gemeinsam mit seinen Partnern organisiert UNICEF während der WM 21 Sportfeste in Schulen und Gemeinden, an denen jeweils bis zu 2.000 Kinder teilnehmen werden. Auf diesen Veranstaltungen werden die Kinder auch über den Schutz vor sexueller Ausbeutung, Kinderarbeit und HIV/Aids informiert. Um den Kinderschutz während des Großereignisses WM 2010 zu stärken, hat UNICEF gemeinsam mit dem Sozialministerium Trainingskurse für Sozialarbeiter organisiert. Dieses Ausbildungsprogramm ist auch ein Beitrag, um langfristig den Kinderschutz in Südafrika zu stärken. Dafür setzen sich auch die internationalen UNICEF-Botschafter Lang Lang und Harry Belafonte ein, die Anfang Juli auf dem FIFA-Kulturfest in Johannesburg erwartet werden.

Zur Lage der Kinder in Südafrika

Nach dem Ende der Apartheid haben sich für viele südafrikanische Familien die Lebensbedingungen verbessert. Es gibt in vielen Bereichen neue Gesetze und Entwicklungsprogramme. Die Regierung wendet mehr Mittel für soziale Zwecke auf als jemals zuvor. So sind Grundschulen offiziell kostenlos und arme Familien haben Anspruch auf finanzielle Unterstützung.

Doch trotz dieser Fortschritte ist Südafrika auch nach dem Ende der Apartheid eine geteilte Gesellschaft. Mehr als die Hälfte aller Kinder müssen weiterhin von weniger als einem Dollar am Tag leben – besonders in den ländlichen Regionen im Osten des Landes.

Südafrika hat eine der höchsten HIV-Infektionsraten auf der Welt. Jedes Jahr stecken sich rund 500.000 Menschen neu an. In den vergangenen Jahren haben etwa 3,7 Millionen Mädchen und Jungen ihren Vater oder ihre Mutter durch Aids verloren.

Trotz erheblicher Investitionen in das Bildungswesen ist die Qualität des Unterrichts vielfach weiter unzureichend und die Schüler schneiden in internationalen Vergleichen schlecht ab. Jede dritte Schule hat nicht einmal fließendes Wasser.

UNICEF-Programme

UNICEF unterstützt in Südafrika landesweite Programme für Kindergesundheit, HIV/Aids-Präventionsprogramme sowie Kinderschutz und Sportprogramme. Von Deutschland unterstützt UNICEF den Aufbau kinderfreundlicher Schulen in Südafrika und in zehn weiteren afrikanischen Ländern.