Pressemitteilung

Bangladesch: Mehr als 200.000 Rohingya-Kinder brauchen Hilfe

Köln

UNICEF-Mitarbeiter berichtet aus den Flüchtlingslagern der Rohingya in Bangladesch

Die Flucht von Angehörigen der Rohingya-Minderheit nach Bangladesch weitet sich zu einer schnell wachsenden humanitären Krise aus. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass bereits mehr als 200.000 Kinder, die aus Myanmar geflohen sind, dringend humanitäre Hilfe brauchen.

Unter ihnen sind auch über 1.000 unbegleitete Flüchtlingskinder, die von ihren Eltern getrennt wurden. UNICEF hilft den geflüchteten Familien unter anderem mit Trinkwasser, behandelt mangelernährte Kinder und hat „Kinderfreundliche Orte“ zum Schutz der Mädchen und Jungen eingerichtet, in denen sie psychosozial betreut werden. Die Hilfe muss dringend ausgeweitet werden. UNICEF Deutschland hat 150.000 Euro für die Soforthilfe bereitgestellt und ruft zu Spenden auf.

Eine Familie hat gerade die Grenze nach Bangladesch überquert.

Diese Rohingya-Familie hat gerade die Grenze von Myanmar nach Bangladesch zu Fuß überquert und wartet nun darauf, in ein Flüchtlingslager weiterfahren zu können.

© UNICEF/UN0120414/Brown

Der Leiter der Kinderschutz-Abteilung von UNICEF Bangladesch, Jean Lieby, berichtet von seinen Eindrücken in Flüchtlingscamps in der Region Cox Bazar in Bangladesch:

„Wir sehen eine beispiellose Fluchtwelle von Menschen der Rohingya-Minderheit, die die Grenze von Myanmar nach Bangladesch überqueren. Seit dem 25. August sind rund 400.000 Menschen geflohen.

Sowohl das Ausmaß als auch das Tempo dieser Massenflucht ist bisher einmalig in Bangladesch. Um eine Vorstellung zu vermitteln: 220.000 Menschen sind allein in den sechs Tagen zwischen dem 4. und 10. September nach Bangladesch gekommen. Und es gibt keine Anzeichen, dass diese Fluchtbewegung in absehbarer Zeit aufhören wird.

Dies ist eine wachsende humanitäre Krise, und Kinder sind mittendrin. Nach vorläufigen Schätzungen sind 60 Prozent der fliehenden Rohingya Kinder und Jugendliche.

Das erste, das einem in den verschiedenen Flüchtlingscamps der Rohingya auffällt, ist die große Zahl Kinder. Man sieht Kinder, die seit Tagen nicht geschlafen haben. Sie sind hungrig und schwach. Nach einer solchen langen und kraftraubenden Reise sind viele Kinder krank und brauchen dringend medizinische Versorgung.

Kinder sind traumatisiert. Sie brauchen Schutz und psychologische Hilfe. Wir sehen auch schwangere Frauen, und wir wissen, dass viele Babys seit der Ankunft ihrer Mütter in Bangladesch geboren wurden.

Wir gehen davon aus, dass rund 200.000 Rohingya-Kinder dringend unsere Hilfe brauchen

Rohingya: Ein Junge steht auf einem Hügel in Kutupalong in Bangladesch, wo derzeit viele Rohingya Zuflucht suchen.

Die Zukunft für diesen Jungen und Tausende andere Rohingya-Kinder ist ungewiss: Wie lange werden sie noch in den provisorischen Camps leben müssen?

© UNICEF/UN0120411/Brown

Während die Flüchtlingscamps Tag für Tag wachsen, müssen wir die Versorgung mit Trinkwasser und sanitären Anlagen sicherstellen. Wir wollen nach Möglichkeit Krankheiten verhindern, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden.

Es gibt viele hilfsbedürftige Menschen in den Lagern mit einem großen Anteil von Kindern, Frauen und älteren Menschen, die auf sehr beengtem Raum und unter schlechten hygienischen Bedingungen leben. In solchen Situationen können sich sehr leicht Krankheiten ausbreiten, die für Kinder lebensgefährlich sein können.

Ich bin besonders besorgt über die Kinder, die von ihren Eltern oder Sorgeberechtigten getrennt wurden. Wir haben bisher 1.128 getrennte Kinder identifiziert. Wir befürchten, dass diese Zahl in den nächsten Tagen noch zunehmen wird.

Zusätzliche Hilfsgüter werden aus der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka sowie vom zentralen UNICEF-Logistikzentrum in Kopenhagen nach Cox Bazar gebracht. Wir werden mindestens 7,3 Millionen US-Dollar für die Soforthilfe brauchen. Der Bedarf wird allerdings mit der größer werdenden Zahl der geflüchteten Rohingya weiter steigen.“

UNICEF arbeitet mit Hochdruck daran, die Nothilfe vor Ort auszuweiten. Bisher wurden bereits drei Trinkwasseranlagen mobilisiert und 330 Wasserstellen installiert oder repariert. Seit dem 8. September wird Trinkwasser für 3.600 Menschen nach Cox Basar geliefert. In 41 „Kinderfreundlichen Orten“ leistet UNICEF psychosoziale Hilfe für über 5.000 Kinder. Dort werden auch Notschulen eingerichtet.

Spenden für die Rohingya

Hier erhalten Sie weitere Informationen sowie alles Wissenswerte dazu, wie UNICEF dank Ihrer Spenden den Rohingya in Bangladesch hilft.

Service für die Redaktionen

Die Pressestelle vermittelt gerne Interviews mit Jean Lieby (deutschsprachig), der sich weiterhin in Cox Bazar aufhält.

» Sendefähiges Bild- und Videomaterial zur Lage der Rohingya