Die ungewöhnlichsten Schulwege der Welt
Diese Kinder überwinden für Bildung alle Hindernisse
Nichts kann sie aufhalten! Sie überqueren Berge und Flüsse oder Kampflinien, laufen viele Kilometer zu Fuß – manche Kinder nehmen große Strapazen und Risiken auf sich, um die Schule besuchen zu können. Diese Beispiele gehören wohl zu den ungewöhnlichsten Schulwegen der Welt.
Sambia: Wo Schulwege zu Seen werden
Stellen Sie sich vor, einmal im Jahr ist für Schulen – für Bildung – einige Monate lang „Land unter“. Ein riesengroßer See entsteht während der jährlichen Regenzeit in Sambia dort, wo normalerweise der Schulweg ist. In Sambias westlicher Provinz, in der Barotse-Auenlandschaft, müssen die Schulen zur Zeit der jährlichen Überflutungen für einige Monate schließen.
Das Leben hier, in einem der größten Feuchtgebiete Afrikas, ist für Kinder eine besondere Herausforderung und fordert ständige Anpassungsfähigkeit. Der Klimawandel verstärkt Unsicherheiten durch extremere Wetterereignisse zusätzlich.

Mit der schwimmenden Schule fällt der Unterricht nicht mehr aus, wenn die jährliche regionale Überflutung stattfindet.
© UNICEF/Zambia/2018/JamesAuch die Malabo Grundschule musste früher für einige Monate im Jahr geschlossen werden. Jetzt kann die Schule aber endlich dauerhaft Unterricht anbieten: Aus der niedrig gelegenen Schule aus Lehmwänden ist mit UNICEFs Unterstützung nun eine „schwimmende Schule“ geworden. Neu auf einem höher gelegenen Ufer errichtet, wird sie während der Regenzeit zu einer Insel für Bildung. Gut, dass die Kinder erfahrene Paddler und Schwimmer sind! Zu Fuß oder mit dem Kanu - diese Kinder trotzen den jährlichen Wetterextremen.
Es ist großartig, dass die Überschwemmung die Schule nicht mehr beeinträchtigt und wir nicht schließen.

Ostukraine: Wo Bildung unter Beschuss steht
Stellen Sie sich vor, der Schulweg ist übersäht von Minen, Panzersperren und scharfer Munition. Für viele Kinder in der Ostukraine ist das seit Jahren der Alltag: Ihre Wohnhäuser, ihr Schulweg, ihre Schulen stehen unter Beschuss. Viele Schulwege verlaufen ganz in der Nähe der sogenannten Kontaktzone. Dort sind die Kämpfe am heftigsten, denn es ist die Grenze zwischen den von der Regierung kontrollierten Gebieten und denen unter Kontrolle der Nichtregierungs-Gruppen.

Sonia (14) fürchtet die Minen und Blindgänger, die in ihrer Stadt und der Umgebung verstreut liegen.
© UNICEF/UN0312582/FilippovKontrollpunkte und gefährliche, durchlöcherte Straßen müssen Mädchen und Jungen tagtäglich passieren, um zur Schule zu kommen. Dabei besteht immer wieder die Gefahr, in ein Kreuzfeuer zu geraten. Zu allem Überfluss bleiben die Schulbusse aufgrund der schlechten Straßen oft liegen. Besonders schlimm ist die Situation im Winter, wenn bei Schneefall die Busse nur langsam vorankommen und die Fahrt bis zu zwei Stunden dauern kann.
Die Strapazen des gefährlichen Schulwegs rauben den Schülerinnen und Schülern Energie und Konzentration. Auch die Schulen sind nicht sicher, weil sich potenzielle Angriffsziele wie Militärstandorte, Stützpunkte, Lager oder Kontrollposten in unmittelbarer Nähe befinden.
Eines Tages, als ich zur Schule kam, waren alle Kinder schon im Schutzraum der Schule. Die Bombardierung fing an, da war ich gerade auf dem Schulweg. Ich musste mich beeilen.

Trotzdem ist der Schulbesuch wichtig – nicht nur, um zu lernen. Er bietet Kindern und Jugendlichen in Krisensituation Halt und Sicherheit. Damit Mädchen und Jungen in der Ostukraine weiterhin lernen können, unterstützt UNICEF Reparaturen der beschädigten Bildungseinrichtungen und stellt Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Außerdem arbeitet UNICEF in der gesamten Ostukraine mit zahlreichen Partnern zusammen, damit Hunderttausende vom Konflikt betroffene Kinder und Jugendliche Zugang zu psychosozialer Unterstützung erhalten.
Von Venezuela nach Kolumbien: Wo Bildung keine Grenzen kennt
Stellen Sie sich vor, dass Kinder für den Schulunterricht tagtäglich das eigene Land verlassen. Für Hunderte Jungen und Mädchen aus Venezuela ist das der Fall. Früh am Morgen, bei jedem Wetter sind Schülerinnen und Schüler auf dem Weg von Venezuela ins Nachbarland Kolumbien.

An der Francisco de Paula Santander Brücke warten jeden Morgen gegen 5 Uhr Hunderte von Jungen und Mädchen, die die Staatsgrenze von Venezuela überqueren.
© UNICEF/UN0309970/ArcosDiese morgendliche Migration zur Schule hängt mit der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise Venezuelas zusammen. Viele venezolanische Familien können sich weder die Schulfahrt noch die Schulmaterialien für ihre Kinder leisten. Auch die Schulen in Venezuela leiden unter der Wirtschaftskrise. Oft fehlt in den Schulen der Strom, das Wasser, die Mahlzeiten für die Schüler und das Gehalt für die Lehrer. Weil sie ihre eigene Familie nicht mehr ernähren können, geben viele Lehrer ihren Beruf auf oder verlassen das Land.
Kolumbien bietet den migrierten, geflüchteten oder pendelnden Kindern aus Venezuela kostenlose Bildung an. Zehntausende Kinder und Jugendliche aus Venezuela sind in Schulen rund um die kolumbianische Stadt Cúcuta eingeschrieben. Rund 3.000 von ihnen pendeln täglich aus Venezuela zur Schule. UNICEF unterstützt sie dabei, zum Beispiel mit Schulbussen, die sie vom Grenzübergang abholen.

Auf der kolumbianischen Seite warten Busse des kolumbianischen Bildungsministeriums und UNICEF auf die Schulkinder, um sie zu den Schulen in der Umgebung zu bringen.
© UNICEF/UN0303663/ArcosDarüber hinaus unterstützt UNICEF die kolumbianischen Bildungsreinrichtungen zum Beispiel bei der Umsetzung flexibler Bildungsprogramme, die es den venezolanischen Kindern ermöglichen, einem regelmäßigen Lehrplan zu folgen. Auch die venezolanischen Schulen unterstützt UNICEF, unter anderem mit Bildungsmaterial, Weiterbildungen und Finanzierungen für das Lehrpersonal sowie Schulernährungsprogrammen.
Kilometer für Bildung: Kinder trotzen allen Hindernissen
Die Beispiele von außergewöhnlichen Schulwegen zeigen, welche Anstrengungen Mädchen und Jungen weltweit für Bildung auf sich nehmen. Ob Wetterextreme, fehlende Infrastruktur, geographische Beschaffenheit oder Krisen und Konflikte – ihre Ausdauer und Entschlossenheit lassen sie alle Hindernisse überwinden.
Weitere ungewöhnliche Schulwege zeigen die folgenden Bilder:

Bild 1 von 7 | Trotz Schnee, Wind und Kälte in der Mongolei: Eine Erstklässlerin läuft einige Kilometer von ihrem Haus zur Schule.
© UNICEF/UNI82273/Cullen
Bild 2 von 7 | Extreme Wetterereignisse wie der Tropensturm Fani dieses Jahr in Bangladesch richten großes Chaos an. Auf dem Weg in die Schule balanciert ein Junge über einen umgestürzten Baum.
© UNICEF/UN0310087/Asad
Bild 3 von 7 | In Indien waten diese Schülerinnen auf dem Weg in die Schule durch Bäche und Matsch.
© UNICEF/UNI151500/
Bild 4 von 7 | In Samoa geht es für viele Schülerinnen und Schüler nur mit dem Boot zur Schule.
© UNICEF/UN062198/Sokhin
Bild 5 von 7 | Um zur Schule zu kommen, laufen Tolaka (8) und Lima (7) aus Indonesien jeden Tag eine Stunde lang.
© UNICEF/UNI180244/Brown
Bild 6 von 7 | Auf ihrem Schulweg laufen Tolaka und Lima über Wiesen und durch Wälder. „Ich bin es gewohnt so lange zu laufen“, sagt Tolaka.
© UNICEF/UNI180245/Brown
Bild 7 von 7 | 150 Fahrräder von UNICEF für Mädchen und Jungen in Niger: Das verkürzt die Zeit für den Schulweg erheblich.
© UNICEF/UN0318030/Frank DejonghDie Anstrengungen dieser Mädchen und Jungen zeigen, wie wichtig Schule ist. Der regelmäßige Schulbesuch gibt Kindern und Jugendlichen Perspektive und ist ein wichtiger Grundstein für eine bessere Zukunft. Doch eine Schule besuchen zu können ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Weltweit gehen immer noch 263 Millionen Kinder nicht in die Schule.
Überall auf der Welt ist er ein Familienritual: der tägliche Weg zur Schule. Als ich auf die Grundschule ging, war der ganz einfach: Der Schulbus hielt direkt vor unserer Haustür und nach knapp zehn Minuten Fahrt hielt er direkt vor unserem Schulgelände. Für meine Bildung musste ich nicht einmal eine Straße überqueren. Heute weiß ich, das ist ein großer Luxus.
Jedes Kind hat das Recht auf Bildung! Wie genau UNICEF sich dafür einsetzt, lesen Sie unter den UNICEF Bildungsprojekte.

Yvonne Laudien berichtet aus der Pressestelle über alle aktuellen UNICEF-Themen.