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Inmitten des Krieges


von Kristina Müller

„Jeden Tag kommen die drei Jungen zurück. Dann stehen sie da, in dem zerbombten Innenhof ihres früheren Zuhauses, und starren auf die Trümmer.“

Seine Stimme ist leise und ernst, während Niclas Hammarström, Preisträger des Wettbewerbs um das UNICEF-Foto des Jahres, uns seine Bilder aus der umkämpften, syrischen Stadt Aleppo zeigt. Es sind verstörende Szenen – von verletzten Kindern, Ärzten am Rande der Erschöpfung, Straßenkämpfen und Leichnamen, Trostlosigkeit, Trümmer und Müll, wo einmal Häuser und Parks waren.

Niclas Hammarström UNICEF-Foto des Jahres 2013
© UNICEF Dt/Carsten Koall

Im Raum der Pressekonferenz drängen sich Journalisten und Besucher, viele bekommen nur einen Stehplatz. Und dennoch hört man keinen Laut. So als hielten alle den Atem an, während sie dem Vortrag des schwedischen Fotografen folgen. So als könnte man so den Schrecken der Bilder abwehren.

„Und er sah uns, die Kinder,… und schoss dennoch“

„Ich war mit Kindern auf der Straße“, erzählt Hammarström weiter. „Ein Kampfflieger tauchte auf und nahm die Gruppe ins Visier. Er flog so tief, dass ich das Gesicht des Piloten sehen konnte“, erinnert sich Hammarström. „Und er sah uns, die Kinder,… und schoss dennoch.“

Man spürt, wie ergriffen der Fotograf selbst von den Erinnerungen ist, die die Bilder und Erzählungen in ihm wecken. Warum er nach Syrien gegangen sei? Er habe etwas tun wollen.

Drei Mal war er inzwischen dort, um den Alltag, vor allem der Kinder, inmitten des andauernden Krieges zu dokumentieren. Bei seinem ersten Aufenthalt haben ihm die Menschen gedankt, hoffnungsvoll, dass dem Konflikt ein Ende bereitet werden wird, wenn die Welt draußen von dem Leid erfährt. Schon bei seinem zweiten Aufenthalt habe er auch Frustration und Skepsis gespürt. Die Menschen haben große Angst und wissen nicht, wem sie vertrauen können, beschreibt er die Stimmung.

Für die Kinder in Syrien

Geehrt wurde Niclas Hammarström von Daniela Schadt, Schirmherrin von UNICEF. Erst am Vortag der Preisverleihung kam sie von ihrer ersten UNICEF-Projektreise zurück. Sie hat in Jordanien syrische Flüchtlingsfamilien besucht. „Dies sind Menschen, die rausgekommen sind. Niclas Hammarström zeigt uns die Menschen, die noch dort sind – er hat es auf sich genommen, uns die Augen zu öffnen für etwas, das wir nicht mehr sehen wollen.“

Daniela Schadt und Niclas Hammarström UNICEF-Foto des Jahres 2013.
© UNICEF Dt/Carsten Koall

Die Bilder von Niclas Hammarström sind ein Aufruf, an die Welt, alle diplomatischen und humanitären Anstrengungen zu verstärken. Unterschreibt deshalb alle die internationale Petition für die Kinder in Syrien.

Der Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“

Jedes Jahr zeichnen UNICEF Deutschland und GEO bei dem internationalen Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ Reportagen aus, die das Leben von Kindern in all seinen Facetten dokumentieren – die Kinder in den Mittelpunkt stellen und uns die Augen öffnen für ihre Träume, ihr Schicksal, ihren Mut, ihr Leiden, ihre Zukunft.

Kristina Müller
Autor*in Kristina Müller

Kristina Müller ist Presse-Assistentin und bloggt zu aktuellen UNICEF-Themen und Veranstaltungen.