Pressemitteilung

Aus der globalen Gesundheitskrise darf keine globale Katastrophe für Kinder werden

Köln

UNICEF warnt, dass die Corona-Pandemie zu einer existentiellen Bedrohung für die Gesundheitsversorgung, die Bildung und den Schutz der ärmsten Kinder der Erde wird. Während praktisch überall auf der Welt Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen haben, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, treffen Schulschließungen, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie der Wegfall von Einkommensmöglichkeiten Kinder in Entwicklungsländern und in Krisenregionen besonders hart.

Steigende Infektionszahlen in Ländern des Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika, Asien und Lateinamerika überfordern nicht nur die dortigen schwachen Gesundheitssysteme. Die Krise gefährdet auch die fragile Grundversorgung der ärmsten Kinder und setzt sie großen Risiken aus, wenn die Eltern ihre Arbeit als Tagelöhner verlieren, Schulspeisungen ausfallen oder Impfkampagnen gestoppt werden.

Syrische Kinder beobachten, wie ein Schulgebäude desinfiziert wird.

Syrische Kinder beobachten, wie im Nordwesten des Landes ein Schulgebäude desinfiziert wird, das derzeit von vertriebenen Familien bewohnt wird.

© UNICEF/UNI316131/Haj Kadour/AFP

Angesichts der globalen Krise ruft UNICEF Regierungen, Unternehmen und private Spender auf, jetzt alles zu tun, um den Schutz und die Hilfe für die verletzlichsten Kinder der Erde sicherzustellen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen arbeitet mit Gemeinden, Regierungen und Partnern zusammen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für Kinder und ihre Familien abzufedern. Hierzu hat UNICEF einen weltweiten Aktionsplan gestartet. In Deutschland unterstützen zudem bereits zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens den Aufruf #TeamMenschheit von UNICEF gemeinsam mit anderen großen Hilfswerken.

„Die Pandemie ist für Millionen Kinder und ihre Familien in fragilen Staaten, armen Gemeinden und Krisenregionen eine existentielle Gefahr. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich vor Ansteckung zu schützen und oft keinen Zugang zu medizinischer Hilfe. Sie müssen noch mehr leiden, weil humanitäre Helferinnen und Helfer sich nur eingeschränkt bewegen und dringend benötigte Hilfsgüter nicht ausgeliefert werden können. Väter und Mütter in armen Familien sind es, die als erste ihre Jobs verlieren und nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Die beispiellose globale Gesundheitskrise braucht jetzt schnell ein beispielloses, international koordiniertes Handeln, um eine globale Katastrophe für Kinder abzuwenden“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

Wo die Pandemie Kinder besonders bedroht:

  • Besonders groß ist die Sorge, dass sich das Virus in überfüllten Flüchtlingslagern zum Beispiel in Syrien, in Bangladesch oder in Griechenland ausbreitet. Familien haben dort kaum Möglichkeiten der täglichen Hygiene. Viele Kinder leiden an Mangelernährung oder anderen Vorerkrankungen und haben neuen Gefahren nur noch wenig entgegenzusetzen. Ihre Grundversorgung mit Nahrung, Medikamenten oder Wasser ist gefährdet. In der Nähe der griechischen Hauptstadt Athen wurden bereits Flüchtlingslager abgeriegelt, nachdem Bewohner positiv auf das Virus getestet wurden.
  • Naher und Mittlerer Osten: Seit Mitte März verbreitet sich das Coronavirus in Ländern wie Syrien, der Türkei, dem Irak und Iran, in denen sehr viele Kinder aufgrund von Konflikten, Flucht, Vertreibung oder Armut bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Über 110 Millionen Kinder in der Region besuchen seit Wochen keine Schule mehr – zusätzlich zu rund 15 Millionen Mädchen und Jungen, die schon vorher keinen Zugang zu Schulen hatten.
  • Das Virus breitet sich zusehends auch auf dem afrikanischen Kontinent aus, wo es in vielen Ländern keine ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten gibt und zahlreiche Menschen in städtischen Ballungszentren oder in Flucht- und Konfliktsituationen kaum Möglichkeit haben, sich und andere zu schützen. Viele Kinder in Ländern der Sahelzone und im südlichen Afrika leiden an Mangelernährung oder anderen Vorerkrankungen, die das Immunsystem schwächen. 39 Prozent der Bewohner auf dem Kontinent haben zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Wenn Einkommensmöglichkeiten wegfallen, wird die Not in vielen Familien noch weiter zunehmen.
  • In Asien ist besonders die steigende Zahl von Infektionen in Bangladesch besorgniserregend. Mehr als 850.000 Angehörige der Rohingya leben dort in überfüllten Flüchtlingslagern, wo sie sich kaum vor Ansteckung schützen können. Gleichzeitig erschweren Bewegungseinschränkungen auch für Hilfsorganisationen die Versorgung der Menschen. In Pakistan haben solche Maßnahmen bereits dazu geführt, dass 300 Zentren zur Behandlung lebensgefährlich mangelernährter Kinder geschlossen werden mussten. In Indien haben Millionen armer Tagelöhnerinnen und Tagelöhner kein Einkommen mehr und sind in einem Massenaufbruch in ihre Dörfer zurückgekehrt.
  • Weltweit gehen derzeit 1,5 Milliarden Mädchen und Jungen nicht mehr zur Schule. Es besteht in vielen Regionen der Erde die Gefahr, dass Kinder, deren Schulen nun geschlossen sind, nicht wieder dorthin zurückkehren. Wenn Kinder nicht mehr lernen, sich mit Freunden treffen und kein geregeltes Alltagsleben mehr führen können, entstehen zusätzliche Risiken. Dazu gehören Stress, Misshandlungen, geschlechtsspezifische Gewalt, soziale Ausgrenzung oder die Trennung von ihren wichtigsten Bezugspersonen. Beobachtungen aus China deuten darauf hin, dass Gewalt in Familien in den vergangenen Monaten gestiegen ist.

Wie UNICEF hilft

UNICEF leistet weltweit Aufklärungsarbeit, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, stellt Hygieneartikel und sauberes Wasser bereit, schult Gesundheitspersonal und beschafft Schutzkleidung und medizinische Hilfsgüter. Gemeinsam mit Regierungen und Partnern werden alternative Lernmöglichkeiten entwickelt. UNICEF berät Regierungen dabei, wie sie jetzt die ärmsten Familien unterstützen können und unterstützt Maßnahmen, um Kinder vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch angesichts der Krise zu schützen.

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