Horn von Afrika: Ein Jahr nach Erklärung der Hungersnot
Kinder noch immer durch Mangelernährung und Krankheiten bedroht
Ein Jahr nach der Erklärung der Hungersnot am Horn von Afrika am 20. Juli 2011 sind nach Angaben von UNICEF noch acht Millionen Menschen in Somalia, Äthiopien und Kenia auf Unterstützung angewiesen. Zwar hat sich die Lage dank der massiven internationalen Hilfe, finanziert auch durch Spenden aus Deutschland, sowie einer besseren Ernte in vielen Gebieten entspannt. Doch besonders Kinder sind weiter von Mangelernährung, Krankheiten, Armut und Unsicherheit bedroht. Nach Einschätzungen von UNICEF leiden fast 900.000 Kinder in der Region an Mangelernährung. „UNICEF konnte Millionen Kindern und Familien helfen“, erklärte Elhadj As Sy, UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika. „Doch besonders in den entlegensten Gebieten sind viele Kinder weiter sehr verletzlich. Wir müssen dringend weiter Nothilfe leisten und die Gemeinden für die Bewältigung künftiger Krisen stärken.“ UNICEF ruft zu weiteren Spenden auf.
UNICEF ist besonders aufgrund des anhaltenden Konflikts in Somalia extrem besorgt. Im Süden des Landes gibt es bereits wieder erste Anzeichen für eine erneute Verschärfung der Krise. Jedes fünfte Kind ist dort akut mangelernährt. Rund 2,5 Millionen Menschen brauchen weiter Hilfe zum Überleben. Die Nahrungsmittelkrise hat Hunderttausende Familien gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Über eine Million Menschen in Somalia sind im eigenen Land auf der Flucht – darunter 60 Prozent Kinder. Die Zahl der somalischen Flüchtlinge in den Camps von Kenia und Äthiopien ist auf über 626.000 angestiegen.
In den Monaten Juli bis Dezember 2011 haben UNICEF und seine Partner in Somalia, Kenia, Äthiopien und Dschibuti 63.000 Tonnen Hilfsgüter zur Verfügung gestellt – darunter große Mengen therapeutische Zusatznahrung, Materialien zur Wasseraufbereitung, Impfstoffe, Moskitonetze und Schulmaterial. Das entspricht umgerechnet rund 2.500 voll beladenen LKW. Fast eine Million mangelernährte Kinder in Ostafrika erhielten Zusatznahrung. Allein in Somalia konnte UNICEF 455.000 akut mangelernährte Mädchen und Jungen erfolgreich in Ernährungszentren behandeln. Rund 2,7 Millionen Menschen haben seit Juli 2011 Zugang zu sauberem Wasser erhalten.
Um weiteren Krisen vorzubeugen, stärkt UNICEF in den Gemeinden in Somalia die Grundversorgung der Kinder – beispielsweise Gesundheitsdienste und Ernährungszentren. In Äthiopien unterstützt UNICEF die Regierung bei der Ausweitung von Gesundheitsprogrammen. In Kenia wird ein Sicherheitsnetz für Familien in den Dürregebieten entwickelt. Für die Hilfe benötigt UNICEF bis Ende 2012 rund 222 Millionen Euro. Davon sind bisher erst 33 Prozent eingegangen. Die Bundesbürger haben für die UNICEF-Nothilfe in Ostafrika rund 18 Millionen Euro gespendet.
Eine extreme Dürre, gestiegene Lebensmittelpreise und bewaffnete Konflikte hatten im vergangenen Jahr in Ostafrika eine Hungerkatastrophe ausgelöst. Rund 13 Millionen Menschen waren davon betroffen. Am 20. Juli 2011 erklärten die Vereinten Nationen in zwei Regionen des südlichen Somalia eine Hungersnot. Dies geschieht, wenn mehr als 30 Prozent der Menschen an akuter Mangelernährung leiden oder jeden Tag mehr als zwei pro 10.000 Menschen bzw. vier von 10.000 Kindern in einem Gebiet sterben. Anfang Februar 2012 war nach Angaben der UN die Mangelernährung auf das Niveau vor dem Ausrufen der Hungersnot zurückgegangen.