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Überschwemmungen in Pakistan: Jedes neunte Kind in den betroffenen Gebieten ist schwer mangelernährt

Immer mehr Kinder leiden unter schwerer akuter Mangelernährung 

Islamabad

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan erreicht die Zahl schwer akut mangelernährter Kinder laut den Gesundheitseinrichtungen ein alarmierendes Ausmaß, warnt UNICEF. Mehr als jedes neunte Kind unter fünf Jahren, das in den von der Überschwemmung betroffenen Gebieten in Sindh und Belutschistan in eine Gesundheitseinrichtung eingeliefert wurden, ist lebensbedrohlich mangelernährt.

Ein Kind auf dem Arm der Mutter wird mit Erdnusspaste gefüttert.

Mudassar (11 Monate) leidet an schwerer akuter Mangelernährung und erhält therapeutische Nahrung. Seine Familie wurde wegen der Überschwemmungen aus ihrem Dorf in Pakistan vertrieben.


© UNICEF/UN0706898/But

Insgesamt wurde bei mehr als 2.630 Kindern der 22.000 Kindern, die seit September 2022 in Gesundheitseinrichtungen auf Mangelernährung untersucht wurden, eine schwere akute Mangelernährung diagnostiziert. Schwere akute Mangelernährung (Engl. „Severe Wasting“) ist lebensbedrohlich. Das Kind ist im Verhältnis zu seiner Größe zu dünn und hat ein geschwächtes Immunsystem.

Schätzungen auf Grundlage der Prävalenz von Mangelernährung aus jüngsten nationalen Erhebungen deuten darauf hin, dass fast 1,6 Millionen Kinder in den betroffenen Gebieten an schwerer akuter Mangelernährung leiden und dringend eine Behandlung benötigen. Wenn Schwangere unterernährt sind, besteht zudem die Gefahr, dass ihre Kinder ein geringes Geburtsgewicht haben und an Mangelernährung leiden werden.

„Wir können die Alarmglocke nicht laut genug schlagen", sagte Abdullah Fadil, UNICEF-Leiter in Pakistan. „Wir stehen vor einem Ernährungsnotstand, der das Leben von Millionen von Kindern bedroht. Wenn wir jetzt nicht handeln steuern wir auf eine katastrophale Situation zu, die die Entwicklung und das Überleben von Kindern gefährdet. Wir sind der internationalen Gemeinschaft dankbar für die bisherige Unterstützung, aber wir benötigen weitere finanzielle Mittel, um das Leben von Kindern zu retten".

Schon vor den verheerenden Überschwemmungen litt die Hälfte der Kinder in den betroffenen Gebieten unter Wachstumsverzögerungen – einem irreversiblen Zustand, der das Wachstum sowie die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern einschränkt. Mehr als 40 Prozent der Mütter litten an Anämie. Mehr als 25 Millionen Kinder und Frauen in ganz Pakistan, darunter mehr als sieben Millionen Kinder und Frauen in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten, benötigen dringend Zugang zu grundlegenden Ernährungsdiensten.

UNICEF-Teams sind vor Ort im Einsatz, um lebensrettende Programme im Bereich Ernährung umzusetzen, beispielsweise durch die Bereitstellung therapeutischer Zusatznahrung für schwer mangelernährte Kinder. Gemeinsam mit der pakistanischen Regierung, dem Welternährungsprogramm und anderen Partnern hat UNICEF 271 ambulante therapeutische Behandlungszentren zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Mangelernährung errichtet. Rund 73 mobile Gesundheitsteams sind in den 84 betroffenen Distrikten im Einsatz, um die Ernährungsprogramme auszuweiten. Hinzu kommen wichtige Programme im Bereich Gesundheit, Wasser und Hygiene und Kinderschutz.

Unzureichender Zugang zu Trinkwasser und mangelnde Hygiene erhöhen das Risiko schwerer Mangelernährung, da schmutziges Wasser zu Durchfallerkrankungen führen kann. Mehr als fünf Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser und mehr als sechs Millionen keinen Zugang zu Sanitäranlagen. Während vor den Überschwemmungen ein Fünftel der Menschen ihre Notdurft unter freiem Himmel verrichtete, ist es heute ein Drittel. Gleichzeitig breiten sich Durchfallerkrankungen, Malaria, Dengue-Fieber, Hautkrankheiten, Atemwegsinfektionen und weitere Krankheiten weiter aus.

UNICEF liefert täglich zwei Millionen Liter sauberes Trinkwasser, setzt Wassersysteme instand und verteilt Hygienesets.

Das internationale Kinderhilfswerk hat seinen Nothilfeaufruf für Pakistan auf 175,3 Millionen US-Dollar erhöht. Bisher sind nur 13 Prozent davon finanziert.

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Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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