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Syrien: Waisenkinder aus Ost-Aleppo evakuiert

Köln

Kinder in Aleppo und in anderen Orten Syriens brauchen dringend Hilfe

+ + + + Köln/ Amman, Aktualisierung vom 19. Dezember 2016, 15:00 Uhr + + + +

Heute wurden laut UNICEF alle 47 Kinder, die bisher in einem Waisenhaus in Ost-Aleppo festsaßen, in Sicherheit gebracht. Einige von ihnen waren wegen Verletzungen und Dehydrierung in einem kritischen Zustand.

Der UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika Geert Cappelaere erklärte: „Die Evakuierung dieser Waisenkinder sowie Tausender anderer Kinder aus Ost-Aleppo in den vergangenen Tagen ist ein Hoffnungsschimmer im düsteren Alltag für Kinder in Syrien. Ihre sichere Ausreise ist ein Zeugnis der unermüdlichen Anstrengungen von Helfern vor Ort, die rund um die Uhr für Kinder und ihre Familien im Einsatz sind.“

UNICEF und seine Partnerorganisationen helfen unter anderem dabei, kürzlich evakuierte Kinder mit ihren Familien zusammenzuführen, sie medizinisch zu versorgen und mit Winterkleidung auszustatten.

Aleppo Nothilfe: UNICEF liefert Winterpakete für Kinder in Aleppo/Syrien
© UNICEF/UN044452/Al-Issa

„Viele Kinder in Not – unter ihnen andere Waisen und von ihren Familien getrennte Kinder – sind immer noch in Ost-Aleppo und brauchen dringend Schutz“, sagte Cappelaere. „UNICEF erinnert alle Konfliktparteien an ihre Verpflichtung gemäß internationalem humanitären Recht, Kinder zu schützen, wo auch immer sie sich aufhalten. Der Syrien-Konflikt dauert bereits fast sechs Jahre. Er hat Millionen von Menschen entwurzelt, Familien auseinandergerissen und Kinder der Überlebensgrundlagen beraubt – und ihrer Kindheit. Wir fordern alle Konfliktparteien dazu auf, eine sofortige politische Lösung für diesen Krieg anzustreben. Das Leben von Millionen von Kindern hängt davon ab.“

Bis Freitagabend waren laut UNICEF über 2.700 Kinder aus der Kampfzone in Ost-Aleppo gelangt. Wie viele Kinder genau sich noch dort aufhalten, ist unklar. In den vergangenen Wochen sind rund 40.000 Menschen aus Ost-Aleppo in den Westteil der Stadt geflohen, die weiter mit dem Nötigsten versorgt werden. UNICEF steht auch bereit, um geflüchtete Familien in Idlib zu versorgen.

UNICEF-Hilfe in Aleppo

Ein Team von 19 UNICEF-Mitarbeitern in Aleppo leistet unter gefährlichen und sich jederzeit verändernden Bedingungen humanitäre Hilfe für die notleidenden Zivilisten. Insgesamt arbeiten rund 200 UNICEF-Mitarbeiter in Syrien. Hilfe wird außerdem vom türkischen Gaziantep aus organisiert.

  • Jeden Tage werden sechs Millionen Liter Trinkwasser mit Tankwagen zu den Notunterkünften in Aleppo gebracht. Helfer organisieren und warten auch sanitäre Anlagen.
  • UNICEF stellt Medikamente zur Erstversorgung von Kindern und schwangeren Frauen bereit. Mobile Gesundheitsteams überwachen den Gesundheitszustand der Kinder in den Notunterkünften. Rund 14.000 Kinder wurden gegen Polio geimpft.
  • 7.600 Kinder und Frauen, die in den vergangenen Monaten mit einem absoluten Minimum an Nahrungsmitteln auskommen mussten, erhalten Nahrung und medizinische Hilfe. Helfer untersuchen identifizieren mangelernährte Kinder.
  • Nässe und Kälte bedrohen insbesondere die Kinder. In den Notunterkünften, die zum Teil in Lagerhallen eingerichtet wurden, sind sie nur unzureichend vor der Witterung geschützt. UNICEF hat in den vergangenen Wochen in Aleppo bereits 10.000 Sets mit Winterkleidung für Kinder und über 2.800 warme Decken verteilt.
  • Für Kinder, die mit ihren Familien in den Ostteil der Stadt zurückkehren, besteht große Gefahr durch Minen und Blindgänger. Am 11. Dezember starben sechs Kinder durch einen explodierten Blindgänger, mit dem sie gespielt hatten. UNICEF informiert in den Notunterkünften die Familien, wie sie sich vor diesen Gefahren schützen können. Über 12.000 Kinder wurden hierdurch bislang erreicht.
  • UNICEF unterstützt auch psychosoziale Hilfsangebote für die Kinder, die in den vergangenen Monaten furchtbares durchgemacht haben und vielfach traumatisiert sind. Über 9.000 Kinder haben bisher an den Aktivitäten teilgenommen.

Spenden für die Winter-Hilfe in Syrien dringend benötigt

Nach monatelanger Belagerung fliehen immer mehr Menschen aus Aleppo. UNICEF setzt alles daran, die geschwächten Kinder und ihre Familien mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen und sie vor der bitteren Kälte zu schützen.

Syrien: Mit seinen Nachbarn floh Ahmed am 12. Dezember aus Ost-Aleppo.

Ahmed (10) lebt mit mehr als 6.000 anderen geflohenen Menschen in einem provisorisch errichteten Lager. Seine Eltern sind tot und er hat keine Verwandten, die sich um ihn kümmern können. Mit seinen Nachbarn floh Ahmed am 12. Dezember aus Ost-Aleppo.

© UNICEF Syrian Arab Republic/2016/Al-Issa

Tausende Vertriebene haben mittlerweile in einer früheren Lagerhalle in Jibreen ausserhalb von Aleppo Zuflucht gefunden. Es ist bitterkalt, die Menschen drängen sich zusammen, Kinder versuchen Feuer zu entfachen, um sich warmzuhalten.

"Der Winter macht die Lage der Kinder noch entsetzlicher", sagt Hanaa Singer, UNICEF Leiterin in Syrien. "Ich habe Mädchen und Jungen gesehen, die mit nichts als ihren Kleidern auf dem Leib aus ihrem Zuhause geflohen sind. Zu all dem Grauen, das sie erlebt haben, kommt nun diese schreckliche Kälte".

Die Kinder hatten oft seit Monaten nicht genug zu essen, geschweige denn Medikamente oder medizinische Versorgung. Sie sind erschöpft, geschwächt und anfällig für Lungenentzündungen oder lebensgefährliche Unterkühlung.

Syrien: Etwa 6.200 Menschen befinden sich nun in einem kargen ehemaligen Warenlager in Jibreen.

Etwa 6.200 Menschen, die in Ost-Aleppo lebten, befinden sich nun in einem kargen ehemaligen Warenlager in Jibreen und versuchen sich vor der Kälte zu schützen.

© UNICEF Syrian Arab Republic/2016/Al-Issa

Zusammen mit Partnerorganisationen arbeitet UNICEF rund um die Uhr, um die Menschen mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Decken, Winterkleidern und Medikamenten zu versorgen. Zusätzlich zu den Familien, die in den letzten Wochen aus Aleppo geflohen sind, benötigen in der Region weitere rund 400.000 Vertriebene Unterstützung.

Manche Kinder haben im Krieg ihre Eltern verloren oder wurden auf der Flucht von ihnen getrennt. Für sie ist es besonders wichtig, dass sie wenigstens für kurze Momente aufatmen und einfach Kind sein können.

"Wir können nie genug tun für diese Kinder, die bald sechs Jahre unter dem Krieg leiden", sagt Hanaa Singer. "Wir brauchen sofortigen und dauerhaften Zugang zu den Mädchen und Buben, die noch immer in Ost-Aleppo und vielen anderen belagerten Gebieten im ganzen Land festsitzen".