Pressemitteilung

Die Entwicklung unserer Gesellschaft hängt von der Entwicklung unserer Kinder ab

 Veranstaltung von UNICEF und DJI richtet Appell für Kinderrechte an die Politik / UNICEF-Datenbank „Kind sein in Deutschland“ vorgestellt

Köln/Berlin

Nach der Veröffentlichung des UNICEF-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland 2023 luden UNICEF und das Deutsche Jugendinstitut (DJI) gestern zur Diskussion der Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Hans Bertram ins Berliner Futurium ein.

Deutschland: Ein Junge sitzt am Schreibtisch und schreibt in ein Heft

Der 7-Jährige Florian im Unterrricht an seiner Grundschule in Köln-Lövenich. Er besucht die erste Klasse.

© UNICEF/UNI401248/Bänsch

Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, verwies auf die „5,6 Millionen Kinder, die wir mit der Kindergrundsicherung aus der Armut holen“ und dankte UNICEF für den „unermüdlichen Einsatz gegen die Kinderarmut in Deutschland“. Armut bedeute einen Mangel an Möglichkeiten, so Paus. Was Kinder und Jugendliche bräuchten, sei materielle Teilhabe, Bildung und Resilienz. Viele seien auf sich allein gestellt bei der Bewältigung der eigenen Probleme und der Deutung der schwierigen Weltlage.

Die jungen UNICEF-Engagierten Sophia Ivanova und Donat Miftari plädierten eindringlich für mehr Teilhabe – an politischen Debatten und am gesellschaftlichen Leben. Zu viele Kinder müssten auf vieles, was eine gute Kindheit ausmacht, verzichten, weil es finanziell „einfach nicht drin ist. Pech gehabt“.

UNICEF-Vorsitzender Georg Graf Waldersee sagte: „Unser Ziel ist, gerade in diesen angespannten, transformatorischen Zeiten allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Wie erfolgreich unsere Gesellschaft mit den Veränderungen Schritt halten wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung unserer Kinder ab. Sie müssen bereits im frühen Alter ihre Talente entfalten können, und es ist unsere Aufgabe, sie dabei nach besten Kräften unterstützen.“

„Ein Gefühl der Ohnmacht macht sich unter jungen Menschen breit und nagt auch an ihrem Vertrauen in die Institutionen“, sagte Prof. Dr. Sabine Walper, Direktorin des DJI. In vielen Bereichen – wie dem Bildungswesen oder der medizinischen Betreuung – sehe man ein Silodenken, die die von Prof. Bertram geforderte Zusammenarbeit aller Beteiligten unerlässlich mache. Prof. Walper äußerte die Hoffnung, dass die Forschungsergebnisse Eingang in die Berichte der Bundesregierung fänden.

Die Bundestagsabgeordneten Emilia Fester (Bündnis90/Grüne), Dr. Ottilie Klein (CDU), Kevin Kühnert (SPD) und Jens Teutrine (FDP) zogen unterschiedliche Schlussfolgerungen aus dem Bericht mit Blick auf Bildungsinitiativen für Kindertagesstätten und Schulen, die Bekämpfung von Kinderarmut oder die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. Konsens herrschte über die Notwendigkeit einer deutlichen Stärkung von Kindern und ihren Familien.

UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender bekräftigte: „Wir können es uns nicht leisten, auch nur eine Lernchance zu verpassen und nur ein Kind zurückzulassen. Deshalb brauchen wir höhere Investitionen in Bildungschancen, insbesondere in die frühkindliche Bildung und Sprachförderung – das heißt für mich auch schon in den Kindertagesstätten!“

Zentrale Ergebnisse des UNICEF-Berichts

In seinem sechsten und abschließenden Bericht für UNICEF seit 2006 richtet der Soziologe Prof. Dr. Hans Bertram den Fokus auf Bildungschancen und Armutsrisiken sowie die Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im europäischen und Bundesländervergleich. Erstmals stellt er auch Bezüge zur Agenda 2030 und den Globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen her.

Der Bericht zeigt auf, dass eine zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ins gesellschaftliche Abseits gerät und die Chancen, die ihnen zustehen, nicht nutzen kann. Das Risiko, dauerhaft in Armut zu leben, begleitet mehr als 1,3 Millionen durch ihre Kindheit. Viele Kinder werden in der Schule frühzeitig abgehängt und schaffen am Ende keinen Abschluss. Nach der Pandemie deutlich gesunkene, im europäischen Vergleich sehr niedrige Zufriedenheitswerte unter Jugendlichen spiegeln die Probleme der jungen Generation wider.

Neue UNICEF-Datenbank „Kind sein in Deutschland“

UNICEF hat in Zusammenarbeit mit Prof. Bertram die Datenbank „Kind sein in Deutschland“ entwickelt. Sie enthält ausgewählte, aktuelle und geprüfte Daten zum Wohlbefinden der Kinder in Deutschland und orientiert sich an den sechs Dimensionen kindliche Zufriedenheit, elterliche Unterstützung und Beziehungen, Bildung, Gesundheit, Risiken und Gefahren sowie materielle Situation. Zusätzlich enthält sie Informationen zur Bevölkerungsstatistik. Bislang existierte in Deutschland keine Datenbank, die das nahezu unüberschaubare Angebot an Daten einfach zugänglich bündelt und Fortschritte übergreifend messbar macht.

Die Datenbank finden Sie auf unserer Webseite.

Vera Tellmann

Vera TellmannAbteilungsleiterin Presse / Sprecherin

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