Hilfe für die Kinder in Syrien: Trinkwasser im Flüchtlingscamp. © UNICEF/Abdulmunem
Pressemitteilung

„Helft den Kindern in Syrien!“

Köln

Aufruf der UNICEF-Botschafterin Vanessa Redgrave

Anlässlich der Verleihung des Ehrenpreises Kinderrechte von UNICEF Deutschland ruft die britische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave zu verstärkter Hilfe für die Kinder in Syrien auf. Die direkten und indirekten Folgen der Gewalt für die Kinder werden nach Einschätzung von UNICEF immer schlimmer. Täglich sterben unbeteiligte Zivilisten – darunter viele Frauen und Kinder. Allein innerhalb Syriens haben inzwischen rund 600.000 Kinder und Jugendliche mit ihren Familien ihre Häuser und Wohnorte verlassen und sind auf der Flucht. Die medizinische Grundversorgung ist vielerorts nicht mehr gewährleistet. Es fehlt an sauberem Wasser und Nahrung. Viele Kinder haben Angehörige verloren und wurden Zeugen entsetzlicher Gewalt. Tausende strömen jeden Tag über die Grenzen nach Jordanien, Libanon, Irak und Türkei.

„Die Kinder in Syrien tragen – wie in allen Konflikten – die Hauptlast der Gewalt“, erklärte Vanessa Redgrave in Frankfurt. „In dieser verzweifelten Situation beweisen sie enorme Kraft. Die internationale Gemeinschaft muss ihnen beistehen. Doch die Hilfsorganisationen haben zu wenig Mittel, um den Notleidenden zu helfen. Der bevorstehende Winter wird die Lage zusätzlich verschärfen.“

Die internationale UNICEF-Botschafterin appellierte an die Verantwortung der Regierungen und die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. „Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz und Hilfe im Krieg. Wenn es schon nicht möglich war, die Eskalation der Gewalt in Syrien zu verhindern, so ist es eine menschliche Pflicht, den Opfern beizustehen.“

Vanessa Redgrave äußerte sich anlässlich der Verleihung des Ehrenpreises Kinderrechte von UNICEF Deutschland in Frankfurt. Überreicht wurde ihr die Auszeichnung durch den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning. Löning hat selbst gerade Flüchtlingslager in Jordanien besucht. „Die Lage der syrischen Flüchtlinge ist erschütternd. Die Nachbarländer schaffen es nicht allein, die inzwischen mehr als 250.000 Flüchtlinge zu versorgen. Es muss jetzt alles getan werden, um weiteres Leid zu lindern und zusätzliche Spannungen zu vermeiden“, erklärte Löning.

In den letzten Wochen hat der Konflikt in Syrien weiter an Brutalität zugenommen. Der Einsatz schwerer Waffen in dicht besiedelten Gebieten, Anschläge und Kämpfe treffen immer mehr Unbeteiligte. Über 2.000 Schulen in Syrien wurden bereits beschädigt oder zerstört. Hunderte Schulgebäude dienen als Notunterkünfte. Die Krankheitsgefahr wächst.

UNICEF hilft den Kindern in den Konfliktgebieten in Syrien und den Nachbarländern. Zusammen mit seinen Partnern versorgt UNICEF Kinder und ihre Familien mit sauberem Wasser, Hygieneartikeln und Kindernahrung. UNICEF organisiert auch die Betreuung unbegleiteter Kinder, hilft bei der Suche nach Angehörigen und mobilisiert psychosoziale Hilfe in speziellen sicheren Kinderzonen. UNICEF sorgt dafür, dass Flüchtlingskinder in Schulen aufgenommen werden und unterstützt Impfkampagnen.

  • Syrien: In Damaskus, Deraa, Lattakia und Tartous unterstützt UNICEF rund 100 Jugendclubs. Die Kinder bekommen dort provisorischen Unterricht, können spielen und erhalten psychosoziale Hilfe. Insgesamt 17.700 Kinder profitieren davon. Auch in sieben sicheren so genannten kinderfreundlichen Spielzonen in Aleppo und Umgebung sowie in Homs werden Kinder psychosozial betreut. Acht mobile Gesundheitsteams unterstützen die Gesundheitsversorgung für 175.000 Menschen in den besonders umkämpften Gebieten.
  • Jordanien: UNICEF koordiniert die Wasserversorgung und den Aufbau und Betrieb der sanitären Einrichtungen in dem Lager Zaatari. UNICEF liefert täglich 400.000 Liter Trinkwasser und hat bereits 332 Latrinen gebaut. In der vergangenen Woche startete eine Impfkampagne gegen Masern und Kinderlähmung für insgesamt 100.000 Kinder in Zaatari und weiteren Lagern und Gemeinden. Es wurden zehn kinderfreundliche Spielzonen eingerichtet. UNICEF unterstützt auch die Registrierung unbegleiteter Kinder und Jugendlicher und hilft bei der Suche nach Angehörigen. Außerdem richtet UNICEF eine provisorische Schule im Zaatari Camp und zusätzliche Klassenzimmer für Flüchtlingskinder an jordanischen Schulen ein.
  • Libanon: Da sich die syrischen Flüchtlinge vor allem in den ärmsten Regionen Libanons aufhalten, erstreckt sich die UNICEF-Hilfe auch auf die Gast-Gemeinden. UNICEF stellt gemeinsam mit Partnern jede Woche rund 800.000 Liter Trinkwasser bereit und organisiert die Verteilung von Hygieneartikeln. In Nord-Libanon hat UNICEF 20 sichere Spielzonen für Kinder im Beeka-Tal eingerichtet. Helfer werden ausgewählt und ausgebildet.
  • Irak: Mit Unterstützung von UNICEF hat im Flüchtlingscamp Domiz eine zehntägige Hygiene-Aufklärungskampagne begonnen. Täglich besuchen zwischen 100 und 200 Kinder die kinderfreundlichen Spielzonen.

Ehrenpreis Kinderrechte für Vanessa Redgrave

Vanessa Redgrave, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feierte, ist nicht nur eine der weltweit anerkanntesten Schauspielerinnen. Die britische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin ist auch eine profilierte Streiterin für Frieden, Gerechtigkeit und die Kinder- und Menschenrechte. Seit den 1990er Jahren setzt sie sich als internationale UNICEF-Botschafterin besonders für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten ein.

Als Kind erlebte Vanessa Redgrave die Bombardierung englischer Städte im zweiten Weltkrieg. Kurz nach dem Krieg hörte sie im Alter von elf Jahren zum ersten Mal von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Diese Antwort auf die Barbarei wurde zu einem Leitmotiv ihres lebenslangen Engagements.

Seit 1991 arbeitet sie mit UNICEF zusammen und wurde 1995 internationale Botschafterin. Seither hat sie viele Krisenländer besucht und Hilfe mobilisiert – immer wieder auch gemeinsam mit UNICEF Deutschland.

Zusammen mit ihrem Sohn Carlo Nero produzierte Vanessa Redgrave den Dokumentarfilm „Wake up World“, in dem sie ihr Engagement erläutert. Regierungen versagten regelmäßig darin, ihre Verpflichtungen zur Verwirklichung der Rechte der Kinder einzuhalten. Und doch stehe der Einsatz für diese Rechte jenseits allen Streits zwischen unterschiedlichen politischen Überzeugungen. Der Film endet mit dem Satz „It´s all children. No politics.“

Mit dem Ehrenpreis Kinderrechte würdigt UNICEF Deutschland Persönlichkeiten, die ihre Bekanntheit und ihren Einfluss nachweislich dafür einsetzen, die Rechte der Kinder zu verwirklichen. Bisherige Preisträger des Ehrenpreises Kinderrechte von UNICEF Deutschland sind Harry Belafonte (2011) und Shakira (2009).