Pressemitteilung

2016 war schlimmstes Jahr für Kinder in Syrien

Köln/ Damaskus/ Amman

UNICEF zum sechsten Jahrestag des Syrienkriegs

Schwere Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder in Syrien haben 2016 einen traurigen Höchststand erreicht, erklärte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF heute kurz vor dem sechsten Jahrestag des Syrienkrieges. In dem bisher brutalsten Jahr des Konflikts haben die Tötung, Verstümmelung und Rekrutierung von Kindern drastisch zugenommen. Insgesamt über 2.500 Fälle von direkter Gewalt und schweren Kinderrechtsverstößen wurden 2016 offiziell dokumentiert.

Allein in 2016 hat UNICEF den gewaltsamen Tod von 652 Kindern verifiziert – ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 255 dieser Kinder starben in oder in der Nähe ihrer Schule. Diese Statistik erfasst jedoch nur Vorfälle, in denen der Tod der Kinder und die Umstände überprüft werden konnten. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen nur die Spitze eines Eisbergs darstellen.

Die siebenjährige Baraa im syrischen Idlib | © UNICEF/2016/Syria/Idleb

Die siebenjährige Baraa im syrischen Idlib: „Ich fühlte wie die Erde bebte, wir sind nach draußen gelaufen und überall war Rauch.“

© UNICEF/2016/Syria/Idleb

Die Rekrutierung von mehr als 850 Minderjährigen durch bewaffnete Gruppen wurde 2016 dokumentiert, doppelt so viele wie 2015. Kinder und Jugendliche werden immer häufiger nicht nur für unterstützende Tätigkeiten wie Träger oder Wachtposten, sondern auch direkt als Kämpfer an der Front eingesetzt. In extremen Fällen werden Minderjährige auch für die Durchführung von Exekutionen, Bombenattentaten oder als Gefängniswärter missbraucht.

„Das Leid der syrischen Kinder hat ein beispielloses Ausmaß erreicht. Millionen von Kinder sind täglich großer Gefahr ausgesetzt. Ihr Leben wurde völlig auf den Kopf gestellt“, sagte Geert Cappelaere, UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, während eines Besuchs in der zerstörten syrischen Stadt Homs. „Jedes einzelne Kind ist für das ganze Leben geprägt mit schrecklichen Folgen für seine Gesundheit, sein Wohlbefinden und seine Zukunft.“

Definition und Überprüfung schwerer Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder

Die Vereinten Nationen haben sechs Kategorien von schweren Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder („six grave violations“) in Konfliktsituationen definiert: Tötung und Verstümmelung, Rekrutierung oder Missbrauch von Kindern als Soldaten, sexuelle Gewalt gegen Kinder, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser, Verweigerung des humanitären Zugangs zu Kindern sowie Entführung.

Für die Verifizierung in Syrien leitet UNICEF zusammen mit dem UN-Koordinator für Syrien einen Arbeitsstab. Zu jedem Fall müssen detaillierte Informationen über Alter und Geschlecht des Kindes und dem genauen Ort des Vorfalls vorliegen. Diese Informationen müssen durch mindestens eine für das Monitoring speziell geschulte Person erfasst werden. Da aber aus Sicherheitsgründen und Mangel an verlässlichen Quellen eine Überprüfung häufig nicht möglich ist, ist die tatsächliche Zahl der schweren Kinderrechtsverletzungen vermutlich deutlich höher.

Presseservice

Fotos und Videos stehen Redaktionen unter http://weshare.unicef.org/mediaresources zum kostenfreien Download zur Verfügung.

UNICEF-Bericht „Hitting Rock Bottom. How 2016 became the worst year for Syria's children" zum Download:

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Hitting Rock Bottom
Stand: (PDF 8,33 MB)