Statement

Kinder und Familien aus Griechenland in Deutschland angekommen

Köln

Bisher wurden mehr als 1000 Kinder und andere besonders vulnerable Menschen umgesiedelt


Eine Gruppe von 139 Asyl suchenden Kindern und Familien aus Griechenland ist am Mittwoch in Deutschland angekommen. Insgesamt sind damit in diesem Jahr bereits mehr als 1.000 Menschen von Griechenland in andere EU-Staaten umgesiedelt worden.

Griechenland: Auf der Flugzeugtreppe stehen mehrere Jungen, die gerade in Deutschland angekommen sind.

Gerade angekommen: Für eine Gruppe unbegleiteter Kinder, die aus Griechenland umgesiedelt wurden, beginnt in Deutschland ein neues Leben.

© IOM

Die griechische Regierung, IOM, die Internationale Organisation für Migration, UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, und UNICEF, das UN-Kinderhilfswerk, begrüßen die Umsiedlung von 139-Asylsuchenden nach Deutschland und betrachten die Gesamtzahl als Meilenstein.

Bei den Menschen, die gestern in Deutschland angekommen sind, handelt es sich um Familien mit Kindern, die an gesundheitlichen Problemen leiden und spezielle Behandlung benötigen, sowie 53 unbegleitete Kinder. 37 der unbegleiteten Kinder waren auf das griechische Festland gebracht worden, nachdem Brände das Aufnahme- und Identifizierungszentrum in Moria vor drei Wochen vollständig zerstört hatten.

Es handelt sich um den 16. Flug, der im Rahmen des EU-Relocationprogramms organisiert wurde. Dieses wird von der EU-Kommission finanziert und von IOM, UNHCR und UNICEF in Zusammenarbeit mit der griechischen Regierung und dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) umgesetzt. Im laufenden Jahr wurden insgesamt 1066 Asylsuchende aus Griechenland nach Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Luxemburg und Portugal umgesiedelt.

„Wir sind den Menschen dankbar, die uns in Griechenland geholfen haben, und wir werden sie nie vergessen. Wir sprechen zwar kein Deutsch, aber wir werden uns bemühen, die Sprache zu lernen. Meine Brüder leben in Deutschland, und ich freue mich darauf, sie nach so langer Zeit wiederzusehen“, sagte Lina Hussein aus Syrien, die heute mit ihrem Mann Osman und ihren Söhnen Yousef und Mohammad in Deutschland angekommen ist.

Seit den Bränden in Moria haben IOM, UNHCR und UNICEF mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission und unter Federführung der griechischen Behörden zusammengearbeitet, um 724 Kinder von den Inseln auf das Festland zu bringen, in Vorbereitung ihrer Relocation (Umsiedlung) in andere europäische Staaten. Alle Kinder wurden in provisorischen Einrichtungen untergebracht, die von IOM und Partnern auf dem Festland betrieben werden. Dort erhalten sie Unterstützung nach EU-Standard.

Das Relocation-Programm, das im April letzten Jahres startete, hat sich als praktikable Methode der Verantwortungsteilung erwiesen. Für die UN-Organisationen sind die Solidaritätsbekundungen und Ankündigungen einiger Mitgliedstaaten, zusätzliche Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen, ermutigend.

„Dieser Meilenstein ist ein bemerkenswerter Beweis dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Partnern das Leben von Kindern und anderen besonders vulnerablen Menschen zum Besseren verändern kann“, sagte IOM-Regionaldirektor Ola Henrikson. „Trotz der Herausforderungen angesichts der Covid-19-Pandemie finden fast jede Woche Relocationflüge statt. Wir hoffen, dass diese Dynamik aufrechterhalten werden kann und dass sich bald mehr europäische Staaten beteiligen.”

Nach Jahren der Appelle für eine Teilung der Verantwortung in Europa und angesichts der Notwendigkeit, unbegleitete Kinder und andere besonders vulnerable Menschen aus Griechenland umzusiedeln, freuen wir uns sehr, dass die Relcocation konkrete Formen annimmt“, sagte Pascale Moreau, UNHCR-Direktorin für Europa. „Wir sind diesen Staaten dankbar und hoffen, dass weitere diesem positiven Beispiel folgen und Solidarität mit Griechenland zeigen.“

„Die Relocation unbegleiteter Minderjähriger und anderer besonders vulnerabler Kinder ist nach wie vor ein wichtiger Teil des Schutzes der Rechte von Flüchtlings- und Migrantenkindern“, sagte Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Diese Kinder, von denen viele vor bitterer Armut und Konflikten geflohen sind, haben das Recht, in Sicherheit zu leben und ihr volles Potenzial zu entfalten.”

Vor der Abreise haben UNHCR, EASO und NGO-Partner geprüft, ob die Relocation der unbegleiteten Kinder in deren bestem Interesse ist. Die Kinder wurden in diesem Prozess angehört. Außerdem wurden in Übereinstimmung mit den von Griechenland und den Relocation-Staaten festgelegten Protokollen gesundheitliche Fragen geklärt und COVID 19-Tests durchgeführt.

Mitte September lebten in Griechenland fast 4.400 unbegleitete, von den Eltern getrennte Kinder, die dringend dauerhafte Lösungen benötigen, unter anderem eine beschleunigte Registrierung, Familienzusammenführung und Umsiedlung. Über 1.000 von ihnen sind schwerwiegenden Risiken ausgesetzt, darunter Ausbeutung und Gewalt sowie Obdachlosigkeit und prekäre Bedingungen in städtischen Zentren.

Die Aufrufe der UN-Organisationen folgen auf die Veröffentlichung des Paktes zu Migration und Asyl der Europäischen Kommission, der eine Reihe von Gesetzesvorschlägen zur EU-Migrations- und Asylpolitik enthält. Der Pakt stellt für die EU eine einzigartige Gelegenheit dar, über einmalige Umsiedlungsaktionen hinauszugehen und vorhersehbare und dauerhafte Regelungen für Umsiedlungen innerhalb der EU zu beschließen.