UNICEF kämpft gegen Mädchenbeschneidung in Gambia
„Sie war ein wunderschönes Baby“, erinnert sich die 18-jährige Fatoumatta (siehe Foto unten) an ihre kleine Schwester. „Zwei Tage nach ihrer Geburt wurde sie beschnitten. Danach blutete sie stark und weinte bitterlich. Meine Mutter und ich entschieden, sie ins Krankenhaus zu bringen. Zu Dritt fuhren wir los – aber als wir ankamen, waren wir nur noch zu Zweit. Meine Schwester hat nicht überlebt.“
Meine Schwester war zwei Tage alt, als sie beschnitten wurde. Sie hat nicht überlebt.

In Gambia werden 75 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten. Die Genitalverstümmelung ist für die Mädchen und Frauen extrem gefährlich. Die Folgen quälen die Betroffenen ein Leben lang. UNICEF arbeitet mit aller Kraft daran, diese grausame Tradition zu stoppen. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung!
Das tut UNICEF gegen Mädchenbeschneidung
Die Regierung in Gambia hat zwar die weibliche Genitalverstümmelung 2015 offiziell verboten. Doch dieser wichtige Schritt allein reicht nicht aus, um die Mädchenbeschneidung aus der Gesellschaft zu verbannen. Die Entscheidung gegen die schädliche Tradition der Genitalbeschneidung bei Mädchen muss die ganze Familie treffen – bzw. besser noch die ganze Dorfgemeinschaft. Erst wenn sich hier die Wertvorstellungen ändern, werden auch nicht beschnittene Frauen respektiert.
Immer mehr Dörfer in Gambia vereinbaren gemeinsam, keine Mädchenbeschneidungen mehr durchzuführen. Ein Erfolg, der uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Um unserem Ziel in Gambia noch näherzukommen, sind wir auf mehreren Ebenen aktiv.
Zusammenarbeit mit Jugendgruppen in Gambia
Die Kinder von heute werden selbst in einigen Jahren Eltern sein. Genau diese Generation möchten wir dafür sensibilisieren, sich gegen die Mädchenbeschneidung zu entscheiden. UNICEF arbeitet dafür eng mit Kinder- und Jugendorganisationen zusammen – zum Beispiel mit Sportvereinen oder Theatergruppen.
Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, senden wir unsere Botschaften auch über klassische Medien (TV, Radio, Flyer etc.) und Social Media. Wir klären die Kinder über ihre Rechte und die schlimmen Folgen der Genitalverstümmelung auf. Und darüber, dass man auch ohne Beschneidung seinen (muslimischen) Glauben ausleben kann.
Wenn wir Jugendliche davon überzeugen können, dass Mädchenbeschneidung schädlich ist, werden sie später ihre eigenen Kinder nicht beschneiden lassen. So haben wir eine gute Chance, neue soziale Normen in der jungen Generation zu etablieren.

Bild 1 von 4 | Eine Dorfgemeinschaft informiert sich zum Thema Mädchenbeschneidung: Die Rednerinnen schaffen mehr Bewusstsein dafür, dass die weibliche Genitalverstümmelung eine Menschenrechtsverletzung und extrem gefährlich ist.
© UNICEF Gambia/2018/Pirozzi
Bild 2 von 4 | Viele prominente Musiker Gambias unterstützen die Initiative von UNICEF gegen die Genitalverstümmelung. Mit ihrer Musik sensibilisieren sie die junge Generation für die schädlichen Auswirkungen der Mädchenbeschneidung.
© UNICEF Gambia/2017/JJack
Bild 3 von 4 | Es reicht nicht, wenn sich einzelne Menschen gegen die Mädchenbeschneidung stellen: Die ganze Dorfgemeinschaft muss die grausame Tradition stoppen – so wie hier das Dorf Sare Alpha im Osten Gambias bei einer feierlichen Zeremonie.
© UNICEF Gambia/2016/BJallow
Bild 4 von 4 | Immer mehr Jugendliche kennen dank unserer Aufklärungs-Kampagnen die schrecklichen lebenslangen Auswirkungen der Genitalverstümmelung. Wenn sie selbst einmal Eltern werden, werden viele von ihnen die Beschneidung ihrer eigenen Töchter verhindern.
© UNICEF GambiaJunge Paare ins Gespräch bringen und Mädchenbeschneidung thematisieren
Für junge Frauen und Männer in Gambia ist es schwierig, zuhause miteinander über Themen wie Sexualität und Mädchenbeschneidung zu sprechen. Deshalb organisiert UNICEF gemeinsam mit einem Partner in Gambia Veranstaltungen speziell für junge Paare – sogenannte "Young Couples"-Foren.
Bei diesen Diskussions-Foren sprechen die Frauen offen mit ihren Partnern darüber, welche dramatischen Folgen die Genitalverstümmelung für sie hat – zum Beispiel die extremen Schmerzen, die sie bei Geburten erleiden.
Durch die gemeinsamen Gespräche gewinnen wir auch die Unterstützung der zukünftigen Väter. Nach den Gesprächen verstehen die Männer noch besser, warum es so wichtig ist, ihre Töchter später vor der weiblichen Genitalverstümmelung zu schützen.
Dialog mit Politikern und religiösen Führern über die Beschneidung bei Frauen
UNICEF ist mit lokalen Politikern im engen Austausch, um ein Umdenken voranzutreiben. Das Gesetz zum Verbot der Mädchenbeschneidung soll in Gambia noch fester verankert, Verstöße dagegen künftig strikter geahndet werden. Die Abschreckungswirkung würde dadurch weiter zunehmen. Wir unterstützen und begleiten die Regierung bei der Umsetzung dieses Prozesses.
Auch mit anderen Entscheidungsträgern, z.B. Dorfältesten und religiösen Führern, sind wir laufend im Dialog: Ziel ist es, sie dafür zu gewinnen, sich aktiv gegen die Genitalverstümmelung zu stellen und diese Überzeugung an die junge Generation Gambias weiterzugeben.
Bei der weiblichen Genitalverstümmelung werden die weiblichen Geschlechtsorgane entfernt oder verletzt. Die Art der Beschneidung ist je nach Region und Gemeinschaft unterschiedlich. Die Verstümmelung findet meistens unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und ohne Betäubung statt.
Die Infibulation ("pharaonische Beschneidung") ist die extremste Variante der weiblichen Genitalbeschneidung. Dabei werden die gesamten äußeren Genitalien entfernt. Die verstümmelte Scheide wird danach fast vollständig zugenäht.
Rasierklingen und andere "medizinische Instrumente"
Die Mädchen sind zum Zeitpunkt der Beschneidung noch vor der Pubertät: Das typische Alter liegt zwischen vier und acht Jahren. Aber auch wenige Tage alte Säuglinge sind unter den Opfern. In der Regel führen traditionelle Beschneiderinnen oder schlecht ausgebildete Hebammen die Beschneidungen durch. Als Werkzeuge setzen sie Rasierklingen, Messer, Glasscherben oder Nagelscheren ein.
Mädchen in Lebensgefahr
Es gibt keine medizinischen Argumente für eine weibliche Genitalverstümmelung. Die Verstümmelung soll die sexuelle Lust einer Frau verhindern. Sie kann nicht rückgängig gemacht werden. Die brutale Prozedur ist für das Mädchen nicht nur extrem schmerzhaft, sondern oft lebensbedrohlich. Oft kommt es zu Infektionen, Blutungen und anderen Komplikationen. Manche der Mädchen und Frauen sterben unmittelbar nach dem Eingriff oder an den Folgen.
Lebenslange Beschwerden
Wer überlebt, leidet meistens ein Leben lang an der Verstümmelung – sowohl körperlich als auch psychisch. Die Frauen werden beispielsweise von Inkontinenz, Unfruchtbarkeit und chronischen Schmerzen gequält.

Solche Rasierklingen oder Taschenmesser werden typischerweise bei einer Genitalverstümmelung eingesetzt. Jetzt liegen sie bei einer Veranstaltung gegen Mädchenbeschneidung auf dem Boden – als Zeichen dafür, dass dieses Dorf zukünftig keine Beschneidungen mehr durchführt.
© UNICEF/UNI61225/ParkerMädchenbeschneidung: UNICEF hat klare Botschaften
- Die weibliche Genitalverstümmelung ist Körperverletzung. Sie ist eine der brutalsten Formen von Gewalt gegen Mädchen und Frauen.
- Sie schädigt die Mädchen und Frauen dauerhaft.
- Die Beschneidung von Mädchen ist eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung und ein Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention von 1989.
- Wir fordern gemeinsam mit unseren Partnern: Die Genitalverstümmelung von Mädchen in Gambia und weltweit muss aufhören!

"Nie wieder Mädchenbeschneidung und Kinderheirat in meiner Generation" – mit dieser klaren Botschaft demonstrieren Jugendliche in Gambia für ihr Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit.
© The Gambia National Youth CouncilIhre Spende im Kampf gegen Mädchenbeschneidung in Gambia
Die Mädchen Gambias haben ein Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, dass sie dieses Recht erhalten!
Herausforderungen im Kampf gegen Mädchenbeschneidung in Gambia
Im Kampf gegen Mädchenbeschneidung gibt es täglich viele Herausforderungen. Dazu gehören die tief sitzenden religiösen und traditionellen Überzeugungen der Menschen in Gambia. Über Generationen hinweg wurde die Mädchenbeschneidung in vielen Gemeinden nie hinterfragt. Die Einschätzung, die Beschneidung sei ein religiöses muslimisches Gebot, ist weit verbreitet – obwohl sie nicht stimmt.
Unbeschnittene Mädchen und Frauen gelten deshalb in vielen Dörfern als unrein. Eltern fürchten, dass ihre Töchter ohne Beschneidung ausgegrenzt werden könnten und sie nicht heiratsfähig seien. Besonders verbreitet sind diese Vorstellungen in sehr ländlichen Gebieten, wo Mädchen nicht zur Schule gehen.
Auch auf politischer Ebene ist noch viel zu tun: Das Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung wird bisher nicht konsequent durchgesetzt. Noch immer gibt es viele Frauen in Gambia, die traditionell als Beschneiderin arbeiten und die Genitalverstümmelungen vornehmen. Nur sehr selten kommt es zu Strafmaßnahmen gegen sie.
Die Zukunft der Frauen liegt in der Jugend
Unsere Hoffnung liegt auf der Jugend Gambias – der zukünftigen Eltern-Generation. Wir können sie jetzt dafür sensibilisieren, die schädliche und gewaltvolle Tradition der Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen abzuschaffen.

Bitte helfen Sie den Mädchen in Gambia mit einer Spende!
© UNICEF/UNI158099/Andrews- Lage: Westafrika
- kleinstes Land des afrikanischen Festlands
- Ca. 2 Mio. Einwohner
- Sehr junges Land: Über die Hälfte der Bevölkerung ist unter 18 Jahren.
- 48 % der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze.
- Genitalverstümmelung: 75 % der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 sind beschnitten.