© UNICEF/UN0673616/AndrianantenainaKinderarbeit: Sambilahatsa arbeitet tief unter der Erde in einer Glimmermine.
Gut zu wissen

Kinderarbeit weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Hier finden Sie die wichtigsten Infos zu Kinderarbeit im Überblick – und so viel vorweg: Wenn Ihre Kinder nicht beim Aufräumen oder Rasenmähen helfen wollen und sich dabei auf das Verbot von Kinderarbeit berufen, dürfen Sie getrost widersprechen. Mit Kinderarbeit ist etwas anderes gemeint. Lesen Sie selbst:



von Ninja Charbonneau

Was ist Kinderarbeit?

Kinderarbeit sind laut Definition Arbeiten, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte.

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Bildung, wirksame Gesetze gegen die Ausbeutung von Kindern und soziale Unterstützung für benachteiligte Familien – so setzt sich UNICEF im Kampf gegen Kinderarbeit ein.

Man muss also unterscheiden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen oberhalb des Mindestalters und zwischen Ausbeutung von Kindern, etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen. Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten – Zeitungsaustragen ist zum Beispiel auch für jüngere Jugendliche erlaubt. Die Einzelheiten werden durch das Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt.

Zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" zählen die Vereinten Nationen (ILO-Übereinkommen Nr. 182 von 1999): Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldat*innen, Kinderprostitution und Kinderpornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können. Alle Mitgliedstaaten der ILO haben das Übereinkommen 182 ratifiziert. Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel Nr. 8.7 geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen.

Kinderarbeit: Nina ist 13 Jahre alt und arbeitet in der Glimmermine in Madagaskar.

Nina ist 13 Jahre alt und arbeitet in der Glimmermine in Madagaskar. Glimmer ist ein Mineral, das häufig in Produkten wie Kosmetika, Farben und Elektronik enthalten ist.

© UNICEF/UN0673622/Andrianantenaina

Wie viele Kinderarbeiter*innen gibt es und was tun sie?

160 Millionen Mädchen und Jungen sind nach aktueller Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF von Kinderarbeit betroffen. Das heißt, sie müssen unter Bedingungen arbeiten, die sie ihrer elementaren Rechte und Chancen berauben.

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Weltmädchentag 2023: Elf Fakten zum internationalen Weltmädchentag

Insgesamt arbeiten mehr Jungen als Mädchen. Allerdings muss man dazu sagen, dass Mädchen beispielsweise häufig Arbeiten im Haushalt erledigen, die weniger augenfällig sind und deshalb nicht unbedingt in den Statistiken auftauchen. Berücksichtigt man in der Statistik Hausarbeiten, die mindestens 21 Stunden pro Woche verrichtet werden, verringert sich der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Kinderarbeit.

Fast die Hälfte der arbeitenden Kinder (79 Millionen) leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, auf den Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Etwas mehr als die Hälfte der Kinderarbeiter und Kinderarbeiterinnen sind unter zwölf Jahre alt oder besser gesagt jung. Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika, gefolgt von Asien.

Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo: Alphonsine muss arbeiten.

Alphonsine (16) hält ein Blech mit frisch gebackenem Brot in den Händen. Nach der Scheidung ihrer Eltern brach sie die Schule ab, um sich um ihre jüngeren Brüder und Schwestern zu kümmern.

© UNICEF/UN0697985/Mulala

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70 Prozent), jedoch auch viele in der Industrie (10 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (20 Prozent). Weitgehend im Verborgenen arbeiten Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten und Dienstbotinnen in privaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.

Übrigens ist der überwiegende Teil der Kinder nicht angestellt: Sie arbeiten im Familienverbund mit, zum Beispiel bei der Feldarbeit, beim Hüten der Tiere oder im Familienbetrieb, in der Regel unbezahlt.

Kinderarbeit in Vietnam: Mädchen als Tankwart

Nhu Y (15) lebt seit der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Oma. Die Eltern schicken nur gelegentlich Geld, und die Oma ist zu schwach, so dass Nhu Y Geld verdienen muss. Im Sommer hat sie an einer Tankstelle gearbeitet. Mit Unterstützung eines Sozialarbeiters hat sie ein Stipendium erhalten, um weiter lernen zu können. Sie möchte nach eigener Aussage Polizistin werden – weil die Ausbildung nichts kostet.

© UNICEF/UN0712616/Hoang

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Welche Trends gibt es bei Kinderarbeit?

Jetzt kommt leider eine schlechte Nachricht: Zuletzt mussten immer mehr Minderjährige arbeiten. Im letzten Erhebungszeitraum zwischen 2016 und 2020 gab es einen Anstieg um 8,4 Millionen Kinder in Kinderarbeit. Zudem schätzen Expert*innen, dass als Folge der Corona-Pandemie Millionen weitere Kinder gefährdet sind.

Damit ist der Fortschritt zur Beendigung von Kinderarbeit zum ersten Mal seit 20 Jahren ins Stocken geraten. Zwischen 2000 und 2016 war die Zahl der Mädchen und Jungen in Kinderarbeit noch um 94 Millionen gesunken.

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Ahmads Geschichte oder Kinderarbeit im Camp

Bei den Entwicklungen gibt es große regionale Unterschiede. In Subsahara-Afrika ist die Zahl der Kinderarbeiter*innen in den letzten vier Jahren am stärksten gestiegen, um 16,6 Millionen. Hingegen sind in anderen Regionen wie Asien und dem Pazifik sowie in Lateinamerika und der Karibik die Zahl der Kinderarbeiter*innen zwischen 2016 und 2020 deutlich gesunken - allein in Asien und Pazifik um 13,4 Millionen. Allerdings gefährdet die Covid-Pandemie diese Entwicklung; die Langzeitfolgen für wachsende Armut und damit verbunden einem Anstieg von Kinderarbeit sind noch nicht genau abzusehen. Und auch im Nahen Osten beobachten UNICEF-Mitarbeitende mit Sorge, dass in Folge der Konflikte in Syrien und Jemen sowohl die Zahl der Kinderehen als auch die Zahl der minderjährigen Arbeitskräfte unter den Flüchtlingen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat.

Kinderarbeit in Bangladesch.

Der 10-jährige Roni arbeitet als Straßenhändler in Bangladesch.

© UNICEF/UN0523652/Monir

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Kinderarbeit weltweit?

Expert*innen gehen davon aus, dass die Zahl der arbeitenden Kinder als Folge der Covid-19-Pandemie - und anderer Krisen - weltweit noch weiter steigen könnte. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise bedeuteten für viele Familien rund um den Globus den Verlust ihrer Existenzgrundlage. Die langen Schulschließungen haben außerdem dazu geführt, dass Kinder aus Mangel an Alternativen in Kinderarbeit gedrängt wurden - nicht alle sind nach Wiederöffnung auf die Schulbank zurückgekehrt.

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Bolivien: Schuften statt Schule

Doch die Pandemie ist nicht der einzige Grund für den Anstieg von Kinderarbeit. Weitere Gründe sind eine wachsende Zahl an bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen, zum Beispiel die schwere Dürre am Horn von Afrika. Denn in Zeiten von Vertreibung und Not steigt die Gefahr, dass Kinder arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen.

Warum arbeiten Kinder – und warum lassen ihre Eltern das zu?

Damit sind wir schon mittendrin in der Frage nach den Ursachen für Kinderarbeit. Nummer eins: Armut, meist in Kombination mit anderen Faktoren. Häufig sind Familien darauf angewiesen, dass ihre Kinder arbeiten, weil sie sonst einfach nicht überleben können. Das liegt daran, dass Eltern oft keine fairen Löhne erhalten, die das Einkommen der Familie sichern können. Manchmal fehlt auch ein Elternteil oder kann wegen einer Krankheit nicht arbeiten. Dazu kommt, dass es häufig keine soziale Absicherung gibt, dass also nicht wie bei uns der Staat einspringt, wenn eine Familie in Not ist.

Die Pandemie, Konflikte und Naturkatastrophen verschärfen die wirtschaftliche Not, weil die Haupternährer*innen tot oder von der Familie getrennt sind, weil Felder nicht bestellt werden können oder andere Einnahmequellen wegfallen und Kosten für Grundnahrungsmittel steigen. Im östlichen und südlichen Afrika haben Wetterextreme wie Dürren im Wechsel mit schweren Regenfällen dazu geführt, dass Kinder die Schule abbrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.

Aus verschiedenen Gründen wollen oder müssen Kinder und Jugendliche also Geld verdienen oder ohne Bezahlung mithelfen, und häufig sehen ihre Familien auch nichts Falsches darin.

Kinderarbeit: Ahmed arbeitet in einer Recycling-Anlage

Ahmed (14) steht in der Recycling-Anlage im Industriegebiet der Stadt Nizip, in der er die letzten zehn Tage gearbeitet hat. Das wenige Geld, das er verdient, schickt er seiner Familie. Sie lebt in einem Flüchtlingslager in der türkischen Stadt.

© UNICEF/NYHQ2014-0161/Noorani

Zunächst einmal: Es muss auch nicht generell schlecht sein, wenn Mädchen und Jungen zum Beispiel bei der Ernte oder im Familienbetrieb mit anpacken und Erfahrungen sammeln – solange es sich in Grenzen hält, ihre Gesundheit nicht gefährdet wird und sie trotzdem zur Schule gehen können.

Doch die Realität ist: Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, gehen oft gar nicht zur Schule. Außerdem müssen Millionen von Schulkindern parallel arbeiten. Viele brechen deshalb die Schule vorzeitig ab oder kommen im Unterricht schlechter mit, weil sie erschöpft sind und ihnen die Zeit zum Lernen zu Hause fehlt. Heranwachsende ohne Bildung und Schulabschluss wiederum haben schlechtere Chancen, jemals eine gut bezahlte Arbeit zu finden.

Anders sind die Fälle, in denen Kinder zur Arbeit gezwungen werden, zum Beispiel durch Schuld-Knechtschaften, als Opfer von Entführungen und Menschenhandel. Das sind ganz klar Verbrechen gegen Kinder. Schätzungen der ILO zufolge werden über 3,3 Millionen Kinder zum Arbeiten gezwungen, darunter auch Kinder, die als Prostituierte arbeiten müssen. Diese extremen Formen von Ausbeutung werden auch als moderne Sklaverei bezeichnet.

Gibt es Kinderarbeit in Deutschland?

In Deutschland ist Kinderarbeit ganz klar verboten und die Gesetze zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sind sehr streng. Kinder unter 15 Jahren dürfen mit wenigen Ausnahmen gar nicht arbeiten, Jugendliche ab 15 Jahren können einer Beschäftigung nachgehen, aber auch hierfür gelten laut Jugendarbeitsschutzgesetz eine Reihe von Einschränkungen. Vor allem dürfen Jugendliche nicht nachts oder am Wochenende arbeiten und dürfen außerdem nur eine begrenzte Anzahl von Stunden pro Woche arbeiten. Die bei uns geltende Schulpflicht ist auch ein guter Schutz davor, dass Kinder oder Jugendliche zu früh oder zu viel mit anpacken.

Sollte man Kinderarbeit generell verbieten?

Ganz so einfach ist es leider nicht, denn durch ein Verbot allein lässt sich Kinderarbeit nicht verhindern.

Ein Beispiel: Der Kakao für die bei uns so beliebte Schokolade wird vor allem in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana angebaut - und leider werden für diese schwere Arbeit nach wie vor auch Kinder eingesetzt. Das "Lieferkettengesetz" schreibt seit Januar für deutsche Unternehmen ein strenges Verbot von Kinderarbeit vor. Das klingt zwar erst mal gut und richtig, aber führt teilweise dazu, dass Zulieferer mit Geschäftspartnern arbeiten, die sich nicht an dieses Verbot halten. Somit bleibt das Problem fortbestehen. Außerdem sind die Kinder auf das Geld angewiesen, da ihre Familie nicht ausreichend für den Lebensunterhalt verdient - wenn das Einkommen wegfällt, hilft das den Kindern erst mal nicht. Vielmehr muss vor allem dafür gesorgt werden, dass die Ursachen für Kinderarbeit wirksamer bekämpft werden.

Das Beispiel zeigt, dass es wie so häufig keine einfache Antwort gibt. Ich würde in drei Abstufungen antworten:

  1. Nicht alle Arbeit, die Kinder leisten, ist verwerflich. Sie kann unter Umständen sogar gut sein, um Erfahrungen zu sammeln und den Zusammenhalt in der Familie und Gemeinschaft zu stärken.
  2. Arbeit von Kindern darf nicht – so steht es in der UN-Kinderrechtskonvention – ausbeuterisch oder gefährlich sein, das Kind vom Schulbesuch abhalten oder die "physische, mentale, geistige, moralische oder soziale Entwicklung" beeinträchtigen. Ausbeuterische Kinderarbeit muss beendet werden, und dafür müssen Regierungen, gesellschaftliche Akteur*innen, Organisationen und Partner*innen mehr tun. Auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist.
  3. Kinderarbeit in der oben erwähnten "schlimmsten Form" (also Sklaverei, Prostitution, der Einsatz von Kindersoldat*innen, gefährliche Arbeit in Steinbrüchen oder Minen) ist völlig unakzeptabel. Sie gehört abgeschafft. Sofort.
Kinderarbeit ist unter anderem in Bangladesch verbreitet

Arif (12) arbeitet als Lehrling in einer kleinen Schuhfabrik in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. Neben der Arbeit besucht er ein von UNICEF unterstütztes Lernzentrum speziell für Kinder, die entweder nie eingeschult wurden oder früh von der Schule abgegangen sind – so erhalten sie eine zweite Chance auf Bildung.

© UNICEF/UN0393294/Satu

Erfahrungen aus mehreren Ländern zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Gesetze zum Schutz der Minderjährigen sind wichtig, aber sie müssen auch konsequent umgesetzt und von Maßnahmen begleitet werden, die die tiefer liegenden Ursachen von Kinderarbeit bekämpfen. Kinderarbeit lässt sich nicht einfach verbieten – genauso wenig, wie man Armut verbieten kann. Sie lässt sich aber überwinden.

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Warum Kinder ein wirksames Lieferkettengesetz brauchen

Was bringt das Lieferkettengesetz im Kampf gegen Kinderarbeit?

Neben Regierungen spielen auch weitere Akteure eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von Kinderarbeit. Vor allem können auch Unternehmen einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie zum Beispiel familienfreundliche Arbeitsbedingungen und faire Löhne in der gesamten Lieferkette garantieren.

Das in 2023 in Kraft getretene "Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz" zielt unter anderem darauf ab, dass Unternehmen genau diesen Beitrag leisten. Demnach sind sie dazu verpflichtet, Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu verbieten.
Wir begrüßen das deutsche Gesetz als sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Das Lieferkettengesetz enthält wichtige Elemente, um Kinderarbeit in globalen Lieferketten zu bekämpfen, aber reicht alleine nicht aus – schon alleine deshalb, weil Kinderarbeit nicht nur im produzierenden Bereich vorkommt, sondern vor allem im informellen Bereich, beispielsweise landwirtschaftliche Tätigkeiten im Familienverbund oder Straßenverkauf.

Kinderarbeit: Kriege und Krisen verschärfen das Problem

Hussein aus Syrien erzählt: „Mein Name ist Hussein, ich bin zehn Jahre alt. Ich arbeite seit zwei Jahren in einer Werkstatt. In der Schule war ich nur einen Monat, dann musste ich Geld verdienen gehen. Meine älteren Brüder haben das Land verlassen, deshalb muss ich arbeiten, um meiner Familie zu helfen. Ich weiß nicht, wo meine Brüder sind.“

© UNICEF/UNI310533/Romenzi

Hinzu kommt, dass neben deutschen Unternehmen natürlich auch Unternehmen aus anderen Ländern dafür sorgen sollten, dass die Menschen- und Kinderrechte in ihren Lieferketten eingehalten werden. Deshalb muss es aus unserer Sicht ein wirksames EU-Lieferkettengesetz geben, das alle Unternehmen innerhalb der EU verpflichtet, den gleichen Standard einzuhalten. Wir als UNICEF setzen uns dafür ein, dass ein EU-Lieferkettengesetz nicht nur zu einem wirksamen Umgang mit Kinderarbeit verpflichtet, sondern darüber hinaus einen wirksamen Schutz von allen Kinderrechten vorschreibt.

Welche Ansätze wirken gegen Kinderarbeit?

Um Kinderarbeit zu beenden, sind in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht. Dabei brauchen sie Unterstützung durch Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Massenmedien, Hilfsorganisationen, Spenderinnen und Spender, und nicht zuletzt müssen auch Unternehmen ihren Teil dazu beitragen.

Wirksame Gesetze gegen Kinderarbeit sind wichtig, reichen aber allein nicht aus. Auch die Ursachen wie Armut und fehlende Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten müssen adressiert werden. Der beste Schutz vor Kinderarbeit sind daher Investitionen in alle Lebensbereiche eines Kindes, insbesondere in Bildung und den Zugang zu kostenfreien, kinderfreundlichen Schulen mit guter Unterrichtsqualität sowie in die soziale Sicherheit von Kindern und ihren Familien.

Wenn Kinderarbeit tatsächlich eingetreten ist, müssen natürlich auch wirksame Abhilfemaßnahmen ergriffen werden. UNICEF unterstützt zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo oder in Indien Reintegrationsprogramme für ehemalige arbeitende Kinder, damit sie wieder zur Schule gehen können.

InfoHätten Sie's gewusst?

Kinderarbeit zu beenden ist Ziel Nummer 8 der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) der Agenda 2030. Lesen Sie hier mehr über die nachhaltigen Entwicklungsziele und warum wir sie nur erreichen können, wenn wir kein Kind zurücklassen.

Für UNICEF als Kinderhilfswerk ist die Bekämpfung von Kinderarbeit Teil eines umfassenden Kinderschutz-Ansatzes: Alle Kinder sollen frei von Gewalt und Ausbeutung aufwachsen, und nicht notwendige Trennung von der Familie soll vermieden werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir uns für verbesserte Gesetze ebenso ein wie für einen Wandel von Traditionen und Verhaltensweisen und unterstützen gezielt Programme, unter anderem für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit.

Unternehmen tragen in diesem Zusammenhang eine große gesellschaftliche Verantwortung, um ausbeuterische Kinderarbeit nachhaltig zu bekämpfen. Zusammen mit Save the Children und Global Compact hat UNICEF Grundsätze erarbeitet, wie Unternehmen Kinderrechte schützen und fördern können – unter anderem, indem sie dafür sorgen, dass in der gesamten (globalen) Lieferkette keine Kinderarbeit vorkommt. Darüber hinaus sollte das gesamte Umfeld, in dem ein Unternehmen arbeitet, so gestaltet sein, dass es sich positiv auf das Leben des Kindes, der Familien und Gemeinschaften auswirkt. Dazu gehört zum Beispiel, dass faire Löhne gezahlt werden, die Arbeitszeiten familiengerecht sind, gute Kinderbetreuung möglich ist und auf die Gesundheit der Mitarbeitenden geachtet wird.

Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher können und sollten zudem kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Produkte, die wir kaufen, hergestellt wurden.

Kinderarbeit Indien

Vaishali, 14, musste die Schule verlassen und Geld verdienen, nachdem die Mutter ihren alkoholkranken Vater verlassen hatte. Jetzt geht sie mit Unterstützung von UNICEF und der IKEA Foundation im Dorf Jarang in Indien wieder in die Schule.

© UNICEF India /Singh

UNICEF macht weltweit auf die negativen Folgen von Kinderarbeit aufmerksam und unterstützt wirksame Strategien und Programme, zum Beispiel Lernzentren für arbeitende Kinder, alternative Verdienstmöglichkeiten für Familien oder auch finanzielle Unterstützung von armen Familien, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können.

* Dieser Artikel erschien bereits zu einem früheren Zeitpunkt erstmalig. Wir aktualisieren ihn für Sie regelmäßig mit neuen Zahlen (Quellen für die meisten Zahlen: ILO & UNICEF, Child Labour: Global Estimates 2020: Trends and the road forward, Geneva 2021 und ILO, COVID-19 Impact on Child Labour and Forced Labour: The Response oft he IPEC+ Flagship Programme, Geneva 2020).

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Ninja Charbonneau
Autor*in Ninja Charbonneau

Ninja Charbonneau ist Pressesprecherin und schreibt im Blog über Hintergründe zu aktuellen Themen.