Elefanten umleiten und andere Herausforderungen
Wie transportiert man lebensrettende Hilfsgüter mitten in ein Kriegsgebiet oder richtet in kürzester Zeit tausende Schulen ein? Unsere UNICEF-Kollegin Peta Barns steht in Krisenregionen immer wieder vor solchen Herausforderungen – für die sie kreative Lösungen finden muss.
Alles andere als alltäglich: Eine UNICEF-Nothilfe-Spezialistin berichtet
Die australische Nothilfe-Spezialistin Peta Barns war bereits in Ländern wie Bangladesch oder dem Jemen im Einsatz. Dort kämpft sie für das Überleben tausender Kinder. In unserem Blog erzählt sie uns von drei Herausforderungen, die für ihr Team alles andere als alltäglich waren. Eine davon: Elefanten, die einem Flüchtlingslager gefährlich nahe kamen ...
1. Elefanten an einem Flüchtlingslager vorbeileiten
Im August 2017 suchten hunderttausende Angehörige der burmesischen Rohingya Zuflucht im benachbarten Bangladesch. Sie flohen vor der Verfolgung und Gewalt in ihrem Heimatland Myanmar.
Unsere Kollegin Peta war an der Grenze positioniert und half, den plötzlichen Zustrom von Menschen zu bewältigen. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder – traumatisiert, erschöpft und mittellos.
Humanitäre Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt arbeiteten zusammen, um die hunderttausenden Rohingya in nur wenigen Monaten anzusiedeln. "Die Menschen kamen in Booten hier an. Sie erhielten jeweils ein kleines Stück Land, ein paar Zeltplanen und etwas Bambus. Die meisten der Geflüchteten waren traumatisiert und standen unmittelbar nach ihrer Ankuft vor der Aufgabe, sich im Flüchtlingslager niederzulassen und dort provisorisch einzurichten."
Insbesondere die fehlende Infrastruktur wurde zu einem Problem. "Wir mussten so schnell wie möglich Bohrlöcher für Trinkwasser graben, denn es gab dort keines. Ebenso gab es keine Straßen und auch keine Latrinen. Das waren die alltäglichen Herausforderungen, vor denen wir standen", erzählt Peta von dieser Zeit.
Als sich die Flüchtlingslager rasant ausdehnten, kam ein neues, unerwartetes Hindernis hinzu: Denn eine der neu entstandenen Siedlungen lag nun unglücklicherweise auf einer bestehenden Wanderroute von Elefanten. Ende 2018 drang einer der Dickhäuter mitten in der Nacht in das Lager ein und zertrampelte mehrere der notdürftigen Bambus-Unterkünfte. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Peta Barns hat daraufhin zusammen mit Lager-Bewohnern und anderen Helfern Elefanten-Einsatzteams organisiert und Wachtürme gebaut. Von den Wachtürmen aus können die Tiere schon aus der Ferne entdeckt und rechtzeitig umgeleitet werden, bevor sie das Flüchtlingslager erreichen.
2. Einen Konflikt stoppen, um Impfstoffe zu liefern
Im kriegszerrütteten Jemen sind mehr als zwölf Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. UNICEF ist eine der wenigen internationalen Hilfsorganisationen, die noch vor Ort tätig sind und Medikamente, Nahrungsmittel und Impfstoffe an die Bedürftigsten liefern.
Aber das ist keine leichte Aufgabe.
In ihrer Rolle als Leiterin der Nothilfelogistik sollte Peta Barns mit ihrem Team lebensrettende Hilfsgüter in das Land bringen. Da der Jemen jedoch blockiert ist, mussten die meisten Sendungen über den Wasserweg verschickt werden. Größere Handelsschiffe fuhren das Land schon lange nicht mehr an. Peta und ihr Team mussten Alternativen finden und setzten schließlich Fischerboote ein: "Wir mussten Fischerboote anheuern, die unsere Hilfsgüter über den Ozean bringen. Wir konnten nichts anderes tun als hoffen und bangen, dass sie auch wirklich ankommen."
Bei Impfstoffen ist das allerdings deutlich schwieriger: Sie brauchen eine ununterbrochene Kühlkette, um ihre Wirksamkeit nicht zu verlieren. "Wir können nicht einfach Impfstoffe auf ein Boot laden. Sie müssen schnell transportiert werden. Also mussten wir sie per Luftfracht in das Land bringen."
Für den Jemen bedeutete dies, ein Flugzeug in einem Land zu landen, das unter ständigen, massiven Luftangriffen leidet. "Wir mussten von verschiedenen Behörden eine Sondergenehmigung einholen, um Flugzeuge landen zu lassen. Das war unsere einzige Möglichkeit. Wir hatten ein Zeitfenster von etwa einer Stunde. Also landete das Flugzeug, wir entluden es schnellstmöglich und dann hob es auch schon wieder ab."
So gelang es Peta mit ihrem Team, Impfstoffe in den Jemen zu bringen: "Wir haben es geschafft, diesen Transportweg aufrechtzuerhalten. Kinder im Jemen haben also weiterhin die Chance, geimpft zu werden", sagt Peta glücklich.
Für die UNICEF-Teams sind Kriege und Konflikte oft die größten Hindernisse bei der Lieferung von Hilfsgütern. "Manchmal schafft man es einfach nicht, selbst wenn man alle Möglichkeiten durchgespielt hat", sagt Peta Barns. "Aber im Allgemeinen findet man immer einen Weg, um Lieferungen dorthin zu transportieren, wo sie am nötigsten gebraucht werden. Ich persönlich habe dafür schon Esel, Kamele, Lastwagen und Fahrräder benutzt. Man tut eben, was man kann."
Ob per Flugzeug, Boot, Drohne oder Esel – unsere Nothilfe-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter tun alles, um Mädchen und Jungen in Not mit lebensrettenden Medikamenten, Nahrung und Impfstoffen zu versorgen.
3. In 18 Monaten 1.500 Schulen einrichten
Während der ersten 18 Monate der Rohingya-Krise richtete UNICEF in den Flüchtlingslagern in Bangladesch fast 1.500 Notschulen ein und verteilte hunderttausende Rucksäcke an Kinder, die vor der Gewalt in Myanmar geflohen waren.
Unter größtem Zeitdruck half Peta Barns mit ihrem Team mit, die Notschulen vorzubereiten: Jedes der Lernzentren wurde mit einer "Schule in der Kiste" ausgestattet – einer Box, die alle grundlegenden Lernmaterialien enthält: Stifte, Kreidetafeln, Schulhefte und weitere Utensilien.
Tausende Rohingya-Kinder konnten dank dieser Bildungsmaterialien schnell wieder in den Klassenraum zurückkehren, ohne zu weit zurückzufallen.
Die "Schule in der Kiste"-Box ist sehr einfach zu benutzen und hat sich während der Rohingya-Krise zig-fach bewährt: "Direkt nach dem Öffnen der Kiste ist man innerhalb von zehn Minuten als Notschule einsatzbereit", schwärmt Peta von der speziellen UNICEF-Box.
Viele der Flüchtlingskinder hatten bei ihrer Ankunft im Flüchtlingslager nichts außer der Kleidung, die sie am Körper trugen. Umso mehr hängen die Mädchen und Jungen jetzt an ihren UNICEF-Rucksäcken:
"Viele der Kinder haben ihre Rucksäcke liebevoll geschmückt. Und abends, wenn man durch das Lager lief, sah man, wie sie die Ranzen sogar säuberten. Sie wollten sichergehen, dass sie für den nächsten Schultag gut aussahen", berichtet Peta Barns.
Die Begegnungen mit den geflüchteten Rohingya-Kindern haben die UNICEF-Spezialistin sehr berührt: "Mädchen und Jungen hielten stolz ihre Schultaschen hoch, winkten uns zu und sagten: 'Seht mal, wir sind gleich!', denn sie hatten einen UNICEF-Rucksack und ich hatte ein UNICEF-T-Shirt an. Das waren immer sehr emotionale Momente. Wir konnten die Auswirkungen unserer Arbeit mit eigenen Augen sehen."
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Vielen Dank für Ihre Hilfe!
** Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Beitrag von Amy Poritt, der zuerst hier erschienen ist. Wir haben ihn für Sie übersetzt und überarbeitet.