© UNICEF Afghanistan/2022/Omid FazelEin Mädchen ist auf dem Arm einer Frau und sie klatschen lachend die Hände ab.
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Parwana aus Afghanistan war mangelernährt: Wie geht es ihr heute?

Ende 2021 hat unsere Kollegin Sam Mort die damals vierjährige Parwana zum ersten Mal getroffen. Sie litt an schwerer akuter Mangelernährung. Nun hat sie das Mädchen wiedergesehen und erzählt, wie es ihm inzwischen geht.


von Stefanie Hack

Lesen Sie hier den Bericht von Sam Mort, Leiterin der Kommunikationsabteilung von UNICEF in Afghanistan.

Eine gute Nachricht: Parwana erholt sich!

Kaum hatte ich mich in dem winzigen Wohnzimmer auf den Boden gesetzt, hüpfte Parwana auf mich zu und ließ sich auf meinen Knien nieder. Sie warf einen Arm um meinen Hals und umarmte mich mit einer solchen Zuneigung, dass ich kaum glauben konnte, dass dieses kleine Mädchen bei unserer letzten Begegnung so schwach war, dass es kaum die Kraft hatte, den Kopf zu heben und mich anzusehen.

Ich saß in dem dunklen Zimmer, in dem nur ein winziges Fenster Licht spendete, und konnte meinen Blick nicht von Parwanas kleinen Pausbäckchen abwenden, die bei unserem letzten Treffen ausgehöhlt waren. Damals war sie so stark mangelernährt, dass ich befürchtete, sie würde es nicht schaffen. Nun geht es ihr besser.

Parwana schaut lächelnd in die Kamera.

Bild 1 von 2 | Parwana geht es besser. Sie hüpft, kichert und nervt ihre Mutter, damit sie pünktlich zur Schule kommt.

© UNICEF Afghanistan/2022/Omid Fazel
Parwana schaut in die Kamera.

Bild 2 von 2 | Mit vier Jahren wog Parwana nur etwa die Hälte des Gewichtes, das ein gesundes Mädchen in diesem Alter wiegt.

© UNICEF/UN0551772/Bidel

Rückblick: Wie Parwana gegen die Mangelernährung kämpfte

Im November 2021 saß ich mit einer Ernährungsspezialistin in einer Klinik in Herat, im Westen von Afghanistan, als eine zerbrechliche, blasse und ängstliche Mutter mit einem großen, roten Wintermantel hereinkam. Es dauerte einige Augenblicke, bis wir erkannten, dass sich darin ein Kind befand. Malika setzte ihre Tochter sanft auf den Stuhl. Parwana bewegte sich nicht. Ihr Kopf hing unbeholfen zur Seite und sie starrte auf dieselbe Stelle auf dem Boden, obwohl ich mich bemühte, sie mit Lächeln und Kitzeln zu beschäftigen.

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"Ein gesundes Mädchen sollte doppelt so viel wiegen"

Im Alter von vier Jahren wog sie etwa neun Kilogramm. Als die Ernährungsspezialistin ihren Oberarm maß, konnte ich nur daran denken, dass er aussah wie ein Besenstiel. Die Ernährungsspezialistin verschrieb Spezialnahrung, die UNICEF bei der Behandlung von Kindern mit schwerer akuter Mangelernährung einsetzt. Ich fragte mich, ob es schon zu spät war.

Parwanas Arm wird mit einem Maßband gemessen.

Ende 2021 zeigte das Maßband bei Parwana rot. Das Mädchen litt an schwerer akuter Mangelernährung.

© UNICEF/UN0551778/Bidel
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8 Beispiele, wie UNICEF Kinder vor Mangelernährung schützt

Ein paar Monate später sahen wir nach Parwana. Nach einem hoffnungsvollen Start mit einer Gewichtszunahme von einem Kilogramm war sie leider noch kleiner, schwächer und weniger ansprechbar. Ihre Eltern berichteten uns, dass sie jeden Tag Durchfall hatte. Nachdem das von UNICEF unterstützte mobile Gesundheits- und Ernährungsteam alles Mögliche versucht hatte, wurde sie an einen Spezialisten überwiesen, der eine Weizenunverträglichkeit - Zöliakie - diagnostizierte. Parwana durfte kein Brot mehr essen. Aber für eine Familie, die so arm ist, dass sie zwei Mahlzeiten am Tag mit Brot und Tee zu sich nimmt, war das eine Herausforderung.

Trotzdem sagte mir ihr Vater schnell: "Es ist eine Erleichterung zu wissen, was mit Parwana los ist, so dass wir ihr die richtige Nahrung geben und zusehen können, wie sie gesund wird."

Parwana und ihre Schwester stehen nebeneinander und lächeln.

Parwana mit ihrer kleinen Schwester Afsana, die deutlich größer ist als sie. Mangelernährung wirkt sich auf die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern aus.



© UNICEF Afghanistan/2022/Omid Fazel

Was ist das Beste daran, gesund zu sein? - "Die Schule!"

Als ich Parwana bei unserem Wiedersehen frage, was das Beste daran ist, gesund zu sein, lächelt sie und sagt: "die Schule!" Mit ihrer Schwester Afsana geht sie in die erste Klasse der von UNICEF unterstützten Community Based School in dem Lager für Binnenvertriebene in der Nähe von Herat, in dem sie leben.

Ihre Mutter lächelt und erzählt uns, dass Parwana jeden Tag fragt: "Ist es schon 13 Uhr? Ich darf nicht zu spät zur Schule kommen!" Während ich mich mit ihrer Mutter unterhalte, sagt Parwana: "Ich will groß sein! Ich brauche mehr Essen und Medizin."

Wenn ich an all die materiellen Dinge denke, die sich Kinder in ihrem Alter wünschen - Puppen, Spielzeug, Kleidung, elektronische Geräte - ist ihre Bitte im Vergleich dazu so bescheiden.

Parwana sitzt bei Sam auf dem Schoß und lächelt sie an.

Unsere Kollegin Sam Mort hat Parwana Ende 2022 wiedergetroffen.

© UNICEF Afghanistan/2022/Omid Fazel

Wie kann man Kindern in Afghanistan helfen?

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Wie ist es, jetzt in Afghanistan ein Kind zu sein?

Wir von UNICEF bleiben trotz aller Unsicherheit an der Seite der Mädchen und Jungen in Afghanistan. Wir dürfen sie jetzt nicht allein lassen und setzen unseren Einsatz fort. UNICEF setzt sich unter anderem dafür ein, dass Mädchen wieder die weiterführende Schule besuchen dürfen.

Sie können den Kindern mit Ihrer Spende helfen - zum Beispiel für eines der Hilfsgüter, die aktuell besonders benötigt werden. Jeder Beitrag hilft. Vielen Dank!

* Sam Mort hat ihr Wiedersehen mit Parwana in einem Blogbeitrag in englischer Sprache geschildert. Wir haben ihn für Sie übersetzt und aufbereitet.

Stefanie Hack (1)
Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack schreibt im Blog über entwicklungspolitische Themen und die weltweite Arbeit von UNICEF.