Pressemitteilung

Kinderrechte in der Ukraine stärken!

Köln

UNICEF-Pate Oliver Bierhoff zur Fußball-Europameisterschaft: „Über die Stadien hinausschauen“

100 Stunden vor der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine weist UNICEF gemeinsam mit Oliver Bierhoff auf die schwierige Lage benachteiligter Kinder und Jugendlicher in der Ukraine hin. „Trotz aller Freude auf das große Sportereignis müssen wir auch über die Stadien hinaus blicken“, erklärte der UNICEF-Pate und Manager der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Die Aufmerksamkeit der Welt ist eine Chance, die Rechte der vielen Kinder am Rande der Gesellschaft in der Ukraine zu stärken“, so Oliver Bierhoff.

Zwei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer ist die Ukraine ein Land mit großen sozialen Gegensätzen. Insbesondere Kinder und Jugendliche haben laut UNICEF darunter zu leiden:

  • Viele Familien in der Ukraine sind verarmt und ohne soziale Absicherung. Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven führen oft zu Stress in den Familien und Alkohol- und Drogenmissbrauch. Häufig können Eltern deshalb ihre Kinder nicht ausreichend versorgen. Viele dieser Kinder und Jugendlichen ziehen ein Leben auf der Straße vor, zum Beispiel in Kiew oder Odessa. Insgesamt schätzt UNICEF die Zahl der Straßenkinder auf rund 100.000. Sie sind Gewalt, sexueller Ausbeutung und HIV-Infektionen schutzlos ausgesetzt. Bei Befragungen berichteten viele dieser Heranwachsenden, dass sie sich prostituieren müssen.
  • Rund 100.000 Mädchen und Jungen leben in Heimen. Die meisten dieser Kinder sind Sozialwaisen. Das bedeutet, dass die Eltern noch leben, ihre Kinder aber aus Not oder Ausweglosigkeit einem Heim überlassen. Die aus der Sowjetunion stammende Tradition, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen in staatliche Fürsorge zu geben, besteht immer noch fort.
  • Aids bedroht vor allem junge Menschen. Die Ukraine ist das Land, das in Europa am schlimmsten von der HIV/Aids-Epidemie betroffen ist. Die Zahl der HIV-Infektionen hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdreizehnfacht. Schätzungsweise 440.000 Menschen im Alter von 15-49 sind HIV-positiv – 1,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Am häufigstem wird das Virus nach wie vor unter Drogensüchtigen durch schmutziges Spritzbesteck übertragen. 80 Prozent der Infizierten sind junge Leute. Vorurteile, Diskriminierung und Tabuisierung erschweren den Kampf gegen die Aids-Epidemie. Aber auch die Zahl der Neugeborenen, die sich während der Schwangerschaft oder bei der Geburt bei ihren Müttern angesteckt haben, wächst jedes Jahr.

Kampagne „Rote Karte“

Im Vorfeld der EM 2012 hat UNICEF im Oktober 2011 in Kiew eine Informationskampagne mit dem Titel „Rote Karte“ für die Rechte der Kinder und Jugendlichen gestartet. Sie wurde von vielen ukrainischen Prominenten unterstützt, darunter Andrej Shevchenko, Ani Lorak, Basil Virastyuk und Gaitana. Auf Straßenplakaten, in TV-Spots und mit Postern in Bahnhöfen und Schulen wies UNICEF so auf die Probleme Jugendlicher in der Ukraine hin und rief dazu auf, Probleme wie HIV-Infektionen, Gewalt, sexuelle Ausbeutung und die Benachteiligung von Mädchen gemeinsam anzugehen.

Die Kampagne ist Teil eines nationalen Sozialprojekts, bei dem unter dem Motto "Let’s Do It Together!" zehntausend Freiwillige mitarbeiten. 40.000 Jugendliche sollen vor und während der EM bei Sportveranstaltungen über ihre Rechte informiert werden. Am 31. Mai fand in der Hauptstadt Kiew ein großes UNICEF-Fußballturnier mit besonders benachteiligten Kindern und Straßenkindern statt.

So hilft UNICEF in der Ukraine:

UNICEF setzt sich im Land besonders für Rechte der Kinder am Rande der Gesellschaft ein:

  • Kinderschutz: Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen richtet UNICEF Anlaufstellen für Straßenkinder ein. Dort erhalten die Mädchen und Jungen Informationen, wie sie sich vor Aids und anderen Krankheiten schützen können. Sie erhalten dort warme Kleidung und Unterricht. UNICEF unterstützt die Straßenkinderzentren auch mit Erste-Hilfe-Ausrüstung.
  • HIV/Aids: UNICEF arbeitet gemeinsam mit der ukrainischen Regierung daran, eine Ausbreitung der Epidemie in der Bevölkerung zu verhindern. Gleichzeitig setzt sich UNICEF dafür ein, dass die Rechte der HIV-Infizierten gewahrt werden. UNICEF unterstützt zum Beispiel in Kiew, Odessa, Kherson, Mykolayiv und Krivyi Rig Tagesstätten für HIV-positive Kinder. Dort können Familien offen über ihre Situation sprechen und Kontakt zu anderen Betroffenen aufbauen. UNICEF schult zudem Heimmitarbeiter, Sozialarbeiter, Ärzte und auch Eltern, damit sie HIV-positive Kinder und Jugendliche angemessen betreuen und Vorurteile in der Gesellschaft abbauen können.
  • Kindergesundheit: UNICEF hilft, die medizinische Erstversorgung für Mutter und Kind zu verbessern. Lediglich ein Drittel der ukrainischen Kinder werden in den ersten sechs Monaten nach ihrer Geburt ausschließlich gestillt – dabei ist Muttermilch die beste Nahrung für Neugeborene und fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind. Durch Aufklärung und die Einrichtung von „babyfreundlichen“ Krankenhäusern fördert UNICEF diese Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt ist die medizinische Versorgung in der Region um Tschernobyl. Dabei geht es auch darum, dem in der Ukraine verbreiteten Jodmangel abzuhelfen.
  • Kinderrechte: UNICEF setzt sich in der Ukraine mit ganzer Kraft dafür ein, die Kinderrechte oben auf die Tagesordnung von Politik und Gesellschaft zu setzen. Kinder und Jugendliche sollen über ihre Rechte aufgeklärt und soweit irgend möglich an Entscheidungen beteiligt werden.

Aktuelle Fotos stehen zur Verfügung. Wir stellen auch gerne für Journalisten den Kontakt zu UNICEF in der Ukraine her. Der stellvertretende Leiter der Programmarbeit, Rudi Luchmann, ist Deutscher.