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Bis 2030 könnten neun Millionen Kinder an Lungenentzündung sterben

Barcelona/Köln, 29. Januar 2020

Stärkere Anstrengungen zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen könnten den Tod von fast neun Millionen Kindern durch Lungenentzündung und andere schwere Krankheiten verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, die im Vorfeld des ersten globalen Forums (29.-31.1. Barcelona) zu Lungenentzündung bei Kindern veröffentlicht wurde. Allein im Jahr 2019 starb weltweit alle 39 Sekunden ein Kind an einer Lungenentzündung. Mangelernährung, Luftverschmutzung sowie die fehlende Versorgung mit Impfstoffen und Antibiotika gehören zu den Hauptursachen für diese vermeidbaren Todesfälle.

Nigeria: Ein Gesundheitshelfer untersucht den dreijährigen Jorim, der auf dem Schoss seiner Mutter sitzt.

Nigeria: Ein Gesundheitshelfer untersucht Jorim John, 3, in einer Gesundheitsklinik in Yola.

© UNICEF/UNI279436/Modola

Nach Berechnungen der Johns Hopkins University in Baltimore könnten durch umfassende Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Lungenentzündungen 3,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren gerettet werden. Gleichzeitig könnten hierdurch 5,7 Millionen weitere Todesfälle von Kindern aufgrund anderer schwerer Kinderkrankheiten verhindert werden.

Eine Lungenentzündung wird durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht und ist die häufigste Todesursache bei Kindern. Im Jahr 2019 starben weltweit 800.000 Kinder daran. Die Entstehung einer Lungenentzündung kann durch Impfungen verhindert werden und eine vorhandene Erkrankung lässt sich bei korrekter Diagnose mit kostengünstigen Antibiotika gut behandeln. Doch noch immer sind Millionen Kinder nicht geimpft und jedes dritte Kind mit entsprechenden Symptomen erhält keine medizinische Grundversorgung.

Die durch Lungenentzündung verursachten Todesfälle konzentrieren sich auf die ärmsten Länder der Welt und die am stärksten benachteiligten Kinder. Prognosen gehen davon aus, dass zwischen 2020 und 2030 insgesamt 6,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren an einer Lungenentzündung sterben werden. Die meisten Todesfälle werden voraussichtlich in Nigeria (1,4 Millionen), Indien (880.000), der Demokratischen Republik Kongo (350.000) und Äthiopien (280.000) zu verzeichnen sein.

Das Risiko für Kinder, an einer Lungenentzündung zu sterben, lässt sich durch verbesserte Ernährung, Förderung des Stillens, höhere Impfraten und die Bereitstellung von Antibiotika reduzieren. Diese konkreten Maßnahmen würden zugleich Millionen Todesfälle durch andere Krankheiten wie Durchfall (2,1 Millionen), Sepsis (1,3 Millionen) und Masern (280.000) verhindern.

Dazu Kevin Watkins, Geschäftsführer von Save the Children international:

„Die Anzahl der Leben, die gerettet werden könnten, ist potenziell noch viel höher, da bei der Modellberechnung Faktoren wie die Verfügbarkeit von medizinischem Sauerstoff oder Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung, einem wichtigen Risikofaktor für Lungenentzündungen, nicht berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse zeigen, was möglich ist. Es wäre moralisch nicht vertretbar, untätig zu bleiben, während weiterhin Millionen von Kindern aus Mangel an Impfstoffen, bezahlbaren Antibiotika und routinemäßiger Sauerstoffbehandlung sterben.“

Henrietta Fore, Exekutivdirektorin von UNICEF, erklärt:

„Wenn wir es ernst meinen mit der Rettung von Kinderleben, müssen wir die Lungenentzündung entschieden bekämpfen. Wie der aktuelle Ausbruch des Coronavirus zeigt, erfordert dies eine Verbesserung von Früherkennung und Prävention. Es bedeutet, die richtige Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung zu verschreiben. Es bedeutet auch, die Hauptursachen für tödlich verlaufende Lungenentzündungen, dazu gehören Mangelernährung und mangelnden Zugang zu Impfstoffen und Antibiotika, zu bekämpfen und die schwierigere Herausforderung der Luftverschmutzung anzugehen."

Laut einer Studie des Instituts für Gesundheitsmetrik und Evaluation an der University of Washington trägt die Luftverschmutzung im Freien zu weltweit 17,5 Prozent der Todesfälle durch Lungenentzündung bei Kindern unter fünf Jahren bei. Die Verschmutzung der Raumluft durch die Verwendung von gesundheitsschädlichen Brennstoffen in Innenräumen ist für weitere 29,4 Prozent der Todesfälle mitverantwortlich.

Weitere Ursachen für tödliche Lungenentzündungen sind Mangelernährung sowie fehlender Zugang zu Impfstoffen und Antibiotika. Nach den Berechnungen der Johns Hopkins University könnten allein 3,9 Millionen der 8,9 Millionen vermeidbaren Todesfälle im kommenden Jahrzehnt durch verstärkte Maßnahmen im Kampf gegen Mangelernährung verhindert werden.

Vom 29. bis 31. Januar 2020 findet in Barcelona das erste globale Forum zu Lungenentzündung bei Kindern statt. Gastgeber sind die neun führenden Hilfsorganisationen aus den Bereichen Gesundheit und Kindesschutz: ISGlobal, Save the Children, UNICEF, Every Breath Counts, "la Caixa" Foundation, Bill & Melinda Gates Foundation, USAID, Unitaid und Gavi.

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