© UNICEF/UNI535065/WillocqNahezu ausgerottete Krankheiten: Impfungen schützen Kinder vor hochansteckenden Krankheitserregern und Epidemien.
Gut zu wissen

Impfungen sei Dank: 8 Infektionskrankheiten, die Sie fast vergessen haben

Kaum jemand bei uns in Deutschland denkt noch viel nach über gefährliche Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Polio oder Mumps. Womit das zusammenhängt? Ganz klar: Mit erfolgreichen Impfkampagnen und einer hohen Durchimpfung schon bei Kindern.


von Susanne Nandelstädt

Impfungen: Schutz vor ansteckenden Krankheiten

Im Verlauf der Corona-Pandemie haben wir alle miterlebt, wie entscheidend es bei der Bekämpfung einer Infektionskrankheit ist, einen Impfstoff zu haben. Ganz schnell gab es damals enorme Erfolge im Kampf gegen Covid-19, sobald die Impfkampagne Fahrt aufgenommen hatte und sich große Teile der Bevölkerung hatten impfen lassen.

Impfungen sind also hocheffektiv – und im besten Fall führen sie sogar dazu, eine Krankheit komplett auszurotten. Doch noch immer gibt es hochansteckende und lebensgefährliche Infektionskrankheiten, die in manchen Teilen der Welt die Gesundheit von Millionen Mädchen und Jungen bedrohen. Bei uns in Deutschland sorgen diese Krankheiten dank regelmäßiger Routine-Impfungen für Kinder kaum noch für Schlagzeilen. Acht dieser Infektionskrankheiten stelle ich Ihnen in diesem Artikel vor.

Kinderkrankheiten früher und heute

1. Tetanus (Wundstarrkrampf)

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine sehr gefährliche und schmerzhafte bakterielle Infektion. Das Tetanus-Bakterium ist weltweit verbreitet und gelangt über eine kleine verunreinigte Wunde (wie etwa einen unscheinbaren Kratzer, Stich oder Schnitt) in den Körper und damit in den Blutkreislauf.

Fast ausgerottete Krankheiten: Ein Mädchen in Guatemala erhält eine Impfung gegen Tetanus.

Die zehnjährige Lourdes in Guatemala bekommt eine Impfung, die sie gegen Tetanus-Krankheitserreger schützt.

© UNICEF/UN0771169/Izquierdo

Einmal infiziert, lösen die Tetanus-Erreger starke Krämpfe und Muskelsteifheit aus. Trotz moderner Intensivmedizin verläuft Tetanus auch heute noch bei vielen tödlich: Rund zehn bis 20 Prozent der Tetanus-Patient*innen sterben an der Infektionskrankheit.

Menschen jeden Alters sind anfällig für Tetanus. Bei Neugeborenen und ihren Müttern tritt die Krankheit jedoch besonders häufig auf und kann schwer verlaufen. Sie können sich mit Tetanus anstecken, wenn die Nabelschnur nicht richtig gepflegt oder unhygienisch geschnitten wurde und Erreger über die Nabelwunde in den Körper gelangen.

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Elterntipps: Impfungen für Babys und Kleinkinder

Die meisten Säuglinge, die an Tetanus erkranken, überleben die Erkrankung nicht – und das sogar bei frühzeitiger Behandlung. Weltweit sterben jährlich noch immer mehrere Tausend Neugeborene an Tetanus.

Früher machten sich Eltern in Deutschland schnell Sorgen, wenn sich ihre Kinder beim Spielen im Freien verletzten – denn die Tetanus-Erreger verbergen sich vor allem in der Erde. Aber durch moderne Tetanus-Impfstoffe gehört diese Sorge bei uns jetzt praktisch der Vergangenheit an. Dennoch bleibt der Impfschutz gegen Tetanus unverändert wichtig, denn die Infektionsquelle – das Tetanus-Bakterium – ist nach wie vor vorhanden.

InfoTetanus-Impfungen in Deutschland


In Deutschland sind Tetanus-Erkrankungen aufgrund der hohen Impfraten extrem selten geworden.
Die erste Tetanus-Impfung bekommen Babys in Deutschland laut Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission) möglichst ab ihrer achten Lebenswoche. Gegen Tetanus wird in Form einer Mehrfach-Impfung geimpft, das heißt man verabreicht mit einer Impfung unterschiedliche Impfstoffe gegen mehrere Infektionskrankheiten. Es folgen im Laufe des ersten Lebensjahres zwei weitere Tetanus-Impfdosen. Ca. alle zehn Jahre muss die Tetanus-Impfung wieder aufgefrischt werden.

2. Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern und wird per Tröpfcheninfektion über enge Kontaktpersonen übertragen – durch Husten, Niesen oder auch beim Sprechen. Die Kinderkrankheit ist hochansteckend und kann sich daher schnell in Familien, Kindertagesstätten und Schulen ausbreiten. Die Keuchhusten-Erreger befallen die Schleimhäute der oberen Atemwege und verursachen starke, krampfartige Hustenanfälle. Das "Keuchen" kommt von dem Geräusch einer infizierten Person, wenn sie versucht, genug Sauerstoff in ihre Lunge zu ziehen.

Fast ausgerottete Infektionskrankheiten: Ein Junge in Malaysia erhielt eben eine Keuchhusten-Impfung in den Arm.

Die neugeborene Nichte des elfjährigen Rawin ist vor wenigen Tagen an Keuchhusten gestorben. Rawin lebt in einer entlegenen Region Malaysias. Jetzt kam ein mobiles UNICEF-Impfteam zu Rawin nach Hause, und er erhielt Impfungen gegen Keuchhusten und andere Krankheiten.

© UNICEF/UNI434650/Sufari

Bei ungeimpften Menschen kann eine Keuchhusten-Ansteckung zu Lungenentzündungen, Krampfanfällen, Hirnschäden und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Besonders gefährlich ist Keuchhusten für Kinder – vor allem für Säuglinge, die noch zu jung sind für ihre erste Impfung und bei denen es am häufigsten zu Komplikationen kommt.

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11 Dinge, die Sie über Impfungen wissen sollten

Erst bei komplett geimpften Personen entfaltet der Impfstoff seine volle Wirkung. Aber auch wer einmal vollständig geimpft war, kann im Laufe seines Lebens trotzdem an Keuchhusten erkranken. Deshalb sind regelmäßige Auffrischungs-Impfungen gegen Keuchhusten für uns alle unverzichtbar.

Keuchhusten kommt bei uns nicht mehr oft vor und gilt daher nicht mehr als klassische Kinderkrankheit. Dennoch bleibt Keuchhusten eine Bedrohung, denn in jedem Jahr werden in Deutschland mehrere Tausend Keuchhusten-Fälle gemeldet. Die Quelle sind meist ältere Kinder oder Erwachsene, die nicht ausreichend geimpft sind. Bei ihnen verläuft Keuchhusten oft sehr milde und wird daher nicht immer erkannt.

InfoKeuchhusten-Impfungen in Deutschland


Durch ein langjähriges Pertussis-Impfprogramm ist die Zahl der Keuchhusten-Fälle in Deutschland stark zurückgegangen. Wie Tetanus gehört auch Keuchhusten zu den Krankheiten, gegen die in Deutschland standardmäßig geimpft wird. Die Keuchhusten-Impfung ist Teil einer Kombinationsimpfung mit anderen Impfstoffen. Die erste Impfdosis erhalten Babys möglichst im Alter von zwei Monaten. Nach insgesamt drei Teilimpfungen ist die Grundimmunisierung abgeschlossen. Im Vorschul- und später Jugendalter erhalten die Kinder ihre Auffrischimpfungen gegen Keuchhusten.

3. Hepatitis B

Die Infektionskrankheit Hepatitis B ist weltweit stark verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im Jahr 2022 mindestens 254 Millionen Menschen weltweit chronisch mit Hepatitis B infiziert waren und sich jährlich mehr als eine Million Menschen anstecken. Von den infizierten Menschen wissen aber schätzungsweise nur rund zehn Prozent, dass sie überhaupt erkrankt sind. Laut WHO starben im Jahr 2022 rund 1,1 Millionen an den Folgen ihrer Hepatitis-B-Erkrankung.

Fast ausgestorbene Krankheiten: UNICEF setzt bei der Bekämpfung von hochansteckenden Krankheiten lebensrettende Impfungen ein.

Ein UNICEF-Mitarbeiter untersucht im Gesundheitszentrum von Ouangolodougou im Norden der Elfenbeinküste ein Neugeborenes, das gleich gegen Hepatitis B und Polio geimpft wird.

© UNICEF/UNI525464/Dejongh

Hepatitis B wird durch infizierte Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel übertragen, hauptsächlich auf sexuellem Weg. Wenn sich eine Schwangere mit Hepatitis B infiziert hat, kann sie die Infektion während der Schwangerschaft oder Geburt auf ihr Kind übertragen. Die Krankheit verläuft oft über Monate und wird in vielen Fällen chronisch: Jedes neunte Kind, das sich mit Hepatitis B ansteckt, entwickelt eine chronische Infektion. Dieser Verlauf ist sehr gefährlich und kann zu Leberzirrhose und Krebs führen. Für zahlreiche Kinder endet die Infektion sogar tödlich.

Deshalb sollten alle Schwangeren auf das Virus getestet werden und alle Babys kurz nach der Geburt ihren ersten Hepatitis-B-Impfstoff erhalten. Hepatitis B ist eine der ersten Impfungen für Babys und ein echter Lebensretter.

InfoHepatitis-B-Impfungen in Deutschland


Allein in Deutschland sind schätzungsweise 300.000 bis 650.000 Menschen chronisch mit Hepatitis B infiziert. Mehrere hundert bis tausende Menschen stecken sich jährlich deutschlandweit mit Hepatitis B an.

Daher wird man in Deutschland – sofern die Eltern den Empfehlungen der STIKO folgen – schon als Säugling standardmäßig gegen Hepatitis B geimpft. Denn gerade bei Säuglingen und Kleinkindern ist das Risiko für eine chronische und schwere Verlaufsform von Hepatitis B hoch. Die Grundimmunisierung bei uns besteht aus drei Teilimpfungen und erfolgt im Rahmen einer Sechsfach-Impfung. Die erste Impfung erhalten Babys ab einem Alter von acht Wochen, die beiden anderen Impfdosen bekommen sie im Verlaufe des ersten Lebensjahrs.

4. Polio (Kinderlähmung)

Poliomyelitis (als Polio abgekürzt und auch als "Kinderlähmung" bekannt) ist eine hochansteckende akute Infektionskrankheit, die tödlich enden oder aber zu schweren Behinderungen führen kann. Das Polio-Virus breitet sich vorwiegend per Schmierinfektion von Person zu Person aus, wenn nach dem Toilettengang die Hände nicht gründlich genug gewaschen werden und Krankheitserreger über den Stuhl an die Hände und schließlich in den Mund gelangen. Die Ansteckung kann auch per Tröpfcheninfektion über Husten oder Niesen erfolgen.

Das Polio-Virus kann in das Gehirn und das Rückenmark einer infizierten Person eindringen und führt zu unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Typisch sind vor allem der Muskelschwund und die bleibenden Lähmungen, die der Polio-Erreger hervorrufen kann.

Deutschland ist seit den 90er-Jahren frei von Poliomyelitis, und im Jahr 2002 hat die WHO auch ganz Europa für poliofrei erklärt. Da die Krankheit bis zur Einführung der Polio-Impfung in den 1960er-Jahren aber weit verbreitet war, gibt es auch heute noch polio-infizierte Menschen in Deutschland, die unter den Spätfolgen ihrer Virus-Erkrankung leiden.

Fast ausgerottete Krankheiten: Ein Polio-Überlebender im Kongo hilft bei der Bekämpfung der Kinderlähmung.

Rajabu, 27, erkrankte als Zweijähriger schwer an Polio, weil seine Eltern ihn nicht impfen ließen. Seitdem kann er seine Beine nicht mehr bewegen. Heute setzt er sich im Kongo mit UNICEF für die Bekämpfung der Kinderlähmung ein und sensibilisiert Eltern dafür, wie wichtig Impfungen sind.

© UNICEF/UNI550113/Mulala

Weltweit ist die Zahl der Polio-Fälle um 99 Prozent zurückgegangen, nachdem der Polio-Impfstoff in den 50er-Jahren entwickelt worden war. In einigen Ländern kommt es aber noch immer zu Polio-Infektionen. Insbesondere in Afghanistan und Pakistan ist das hochansteckende Polio-Virus nach wie vor aktiv. In diesen Ländern verbreitete sich das so genannte Wild-Poliovirus zuletzt sogar wieder stärker. Der Grund: Durch die Covid-19-Pandemie konnten manche Impfprogramme nicht mehr fortgesetzt werden, sodass in diesen Ländern die Impfquote nicht so hoch war wie in den Jahren zuvor.

Ausgerottete Krankheiten: Ein UNICEF-Helfer verabreicht einem Jungen in Afghanistan eine Polio-Impfung.

Ein Junge in Afghanistan bekommt gerade eine Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Afghanistan ist eins der wenigen Länder weltweit, in denen es in den letzten Jahren noch zu Polio-Ausbrüchen kam. Impfungen helfen, das Risiko einer Epidemie zu reduzieren.

© UNICEF/UNI475171/Karimi

Und auch in einigen anderen Ländern, von denen einige schon längst poliofrei waren, erkrankten in den letzten Jahren wieder Kinder an Polio.

Solange es also irgendwo auf der Welt noch Polio-Infektionen gibt, ist die Impfung von Säuglingen und Kindern der einzig wirksame Weg, um sie vor der grausamen Krankheit zu schützen. Nur konsequente und umfassende Impfungen können dafür sorgen, dass sich nicht wieder mehr Kinder mit Polio anstecken und die Krankheit weltweit ausgerottet wird.

InfoPolio-Impfungen in Deutschland


In Deutschland werden Kinder im Rahmen der Sechsfach-Impfung schon als Säuglinge gegen Polio geimpft. Für die Polio-Impfung wird ein Kombinationsimpfstoff verwendet. Säuglinge erhalten ihn erstmals im Alter von zwei Monaten, die zweite und dritte Dosis ebenfalls noch im ersten Lebensjahr. Nach diesen drei Impfdosen haben sie eine vollständige Grundimmunisierung.

Im Alter von neun bis 16 Jahren braucht man eine einmalige Auffrischimpfung gegen Polio – danach gilt man als vollständig geimpft und hat einen lebenslangen Impfschutz.

Übrigens: Bei dem früher verwendeten Polio-Lebendimpfstoff kam es bei einer von drei Millionen Impfungen vor, dass dadurch eine Kinderlähmung verursacht wurde. Heute wird ein anderer Polio-Impfstoff verwendet, bei dem diese Auswirkung glücklicherweise ausgeschlossen ist.

5. Masern

Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt. Vermutlich können sich unsere Eltern oder Großeltern noch daran erinnern, dass in ihrer Kindheit so genannte "Masern-Partys" abgehalten wurden: Dabei wurden an Masern erkrankte Kinder gezielt mit gesunden Kindern in Kontakt miteinander gebracht. So versuchte man damals sicherzustellen, dass Kinder schon jung an den Masern erkrankten und auf diese Art immun dagegen wurden.

Ausgerottete Krankheiten: Ein Baby in Tuvalu bekommt eine Impfung als Schutz vor Masern und anderen Epidemien.

Impfungen gegen Masern schützen vor gefährlichen Epidemien: Ein Mädchen in einem von UNICEF unterstützten Gesundheitszentrum in Tuvalu (Ozeanien) erhält hier eine Impfdosis als Schluckimpfung.

© UNICEF/UNI485816/Bak Mejlvang

Bei leichteren Verläufen führen Masern zu Ausschlag und grippeähnlichen Symptomen. Bei schweren Fällen verursachen sie gefährliche Komplikationen wie etwa eine Gehirnentzündung. Diese endet bei manchen Erkrankten tödlich oder lässt eine Lähmung oder geistige Behinderung zurück.

In den letzten Jahren starben wieder mehr Menschen an den Masern als zuvor: So gab es etwa im Jahr 2021 weltweit schätzungsweise 128.000 Todesfälle durch Masern, hauptsächlich bei ungeimpften oder unzureichend geimpften Kindern unter fünf Jahren.

Masern sind dort besonders verbreitet, wo Impfstoffe schwer zugänglich sind, insbesondere in Teilen Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens. Schon ein*e einzelne*r Masern-Infizierte*r kann in diesen Regionen einen neuen Ausbruch verursachen. Denn das Masern-Virus breitet sich rasend schnell aus: Der R-Wert (die Rate, wieviele Menschen ein*e Infizierte*r durchschnittlich ansteckt) liegt bei den Masern zwischen 12 und 18. Im Vergleich: Bei der Corona-Pandemie lag der R-Wert in Deutschland nie über zwei. Masern sind zudem so ansteckend, dass die Viren noch bis zu zwei Stunden nach Verlassen eines Raumes über die Luft weitergegeben werden können.

InfoMasern-Impfungen in Deutschland


Masern galten bei uns in Deutschland schon fast als ausgerottet. Doch in den letzten Jahren kam es in Deutschland aufgrund einer zu niedrigen Impfquote immer wieder zu Masernausbrüchen. Im Jahr 2015 lag die Zahl mit fast 2.500 gemeldeten Masernfällen am höchsten.

Um die Verbreitung von Masern zu verhindern, gibt es seit dem Frühjahr 2020 eine Masern-Impfpflicht in Deutschland. Sie gilt für alle Kinder, die einen Kindergarten oder eine Schule besuchen (sowie für das dort arbeitende Personal). Durch die Impfpflicht ist die Zahl der gemeldeten Masernfälle in Deutschland seit 2020 stark gesunken.

Schon eine zweimalige Impfung schützt Kinder wirksam gegen Masern: Die erste Teilimpfung erhalten Babys in der Regel im Alter von elf Monaten. Die zweite bekommen sie, wenn sie 15 Monate alt sind. Für die Masern-Impfungen wird ein Kombinationsimpfstoff verwendet.

6. Mumps

Mumps – umgangssprachlich manchmal auch Ziegenpeter genannt – ist eine weltweit auftretende Virusinfektion, die die Speicheldrüsen befällt. Die Viren werden meist per Tröpfcheninfektion übertragen, etwa durch Husten oder Niesen.

Krankheiten ausrotten: Eine Mutter in Mosambik ist froh über die Mehrfach-Impfung für ihr Baby.

Auch wenn ihr Sohn gerade gar nicht glücklich aussieht: Seine Mutter Fatima in Mosambik ist froh, dass sie ihn eben gegen Mumps und andere Krankheiten hat impfen lassen. "Meine Kinder werden sehr selten krank, und ich weiß, dass das den Impfungen zu verdanken ist", sagt sie lächelnd.

© UNICEF/UNI519241/Franco

Bei rund einem Drittel der Kleinkinder verläuft die Mumps-Infektion harmlos und ohne Krankheitsanzeichen – doch auch symptomlos erkrankte Kinder können andere anstecken und so das Virus übertragen.

Die typischen Symptome bei leichten Mumps-Verläufen ähneln der Grippe – beispielsweise Fieber, Husten und Kopfschmerzen. Noch bekannter ist Mumps aber dafür, dass die Krankheit durch eine Entzündung der Ohrspeicheldrüsen bei manchen Patient*innen zu den charakteristischen enorm geschwollenen Wangen führt. Bei rund jedem / jeder zehnten Erkrankten verursacht Mumps eine Hirnhautentzündung. Für Jungen, die sich in der Pubertät mit Mumps infizieren, kann die Krankheit außerdem zu einer gefährlichen Hodenentzündung führen – diese kann ihre Fruchtbarkeit einschränken. Entzündungen von Brustdrüsen oder Eierstöcken wiederum können bei Mädchen und Frauen die Folge einer Mumps-Infektion sein.

InfoMumps-Impfungen in Deutschland


Früher waren Mumpsinfektionen in Deutschland durchaus häufig, doch aufgrund der mittlerweile hohen Durchimpfung ist die Erkrankung deutlich seltener geworden: Rund 700 Mumps-Infektionen wurden zuletzt jährlich in Deutschland gemeldet.

Um sich vor Mumps zu schützen, wird allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland eine zweimalige Impfung empfohlen. Die erste Impfdosis wird am Ende des ersten Lebensjahres verabreicht, eine zweite gibt es im zweiten Lebensjahr. Die Mumps-Impfung wird üblicherweise als Kombinationsimpfung durchgeführt: Die Mehrfach-Impfung enthält gleichzeitig auch Impfstoffe gegen die Kinderkrankheiten Masern, Röteln und oft auch Windpocken.

7. Röteln

Auch Röteln verbreiten sich durch Husten und Niesen. Die Virusinfektion ist bekannt für ihren typischen roten Hautausschlag, der etwa zwei Wochen nach der Ansteckung auftritt und rund drei Tage anhält.

Infektionskrankheiten ausrotten: Impfungen schützen Kinder vor gefährlichen Krankheitserregern.

Jemen: Ein Junge in Aden wurde gegen Masern und Röteln geimpft. Der Piks tat etwas weh, aber jetzt kann er schon wieder lächeln.

© UNICEF/UNI444821/ALfilastini

Für etwa die Hälfte der infizierten Menschen verlaufen die Röteln komplikationsfrei. Die Röteln-Symptome sind in diesen Fällen nur mild – sodass viele nicht einmal bemerken, dass sie krank sind. Extrem gefährlich sind Röteln aber vor allem für Schwangere und ihre ungeborenen Babys. Eine Röteln-Infektion kann bei einer ungeimpften Schwangeren leicht eine Fehlgeburt auslösen oder zu einer schweren Schädigung des Ungeborenen führen. Mit Röteln infizierte Babys kommen oft blind, gehörlos, geistig behindert, mit einem entzündeten Organ oder einem Herzfehler auf die Welt.

Um niemanden zu gefährden, sollten alle Kinder gegen Röteln geimpft werden. Auch Frauen mit unvollständigem Impfschutz oder unklarem Impfstatus müssen frühzeitig noch einmal geimpft werden – und zwar vor einer Schwangerschaft. Nur so kann verhindert werden, dass Schwangere an Röteln erkranken und ihre Infektion sich auf das ungeborene Baby überträgt.

InfoRöteln-Impfungen in Deutschland


Deutschland ist eins der vielen Länder, das seit Jahren Röteln-Imfpstoffe in seinem nationalen Impfprogramm verwendet. Die gemeldeten Röteln-Fälle sind deshalb bei uns – wie auch weltweit – stark zurückgegangen. Doch noch immer gibt es einzelne Fälle von Röteln-Infektionen, weil manche Schwangere nur unzureichenden Impfschutz gegen Röteln haben. Laut Robert Koch-Institut lag die Zahl der Röteln-Infektionen in den letzten Jahren im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich jährlich.

Die Röteln-Impfung ist Teil des Impfkalenders der STIKO. Entsprechend der Impf-Empfehlungen gibt es zwei Impfdosen. Die erste Teilimpfung wird als Kombinationsimpfung im Alter zwischen elf und 14 Monaten gegeben, eine Wiederholungsimpfung folgt einige Monate später.

8. Diphtherie

Diphtherie ist eine lebensbedrohliche bakterielle Infektionskrankheit, die Rachenschleimhäute und Haut befallen kann. Für viele von uns klingt sie wie eine Krankheit aus alten Zeiten, die längst ausgerottet sein müsste. Doch Diphtherie ist nur in den Regionen und Ländern tatsächlich verschwunden, wo die Impfquote hoch genug ist, damit sich die Krankheit nicht ausbreiten kann. Ohne Impfungen aber würde Diphtherie schnell wieder zurückkehren, auch nach Deutschland.

Krankheiten wie Diphtherie ausrotten: Ein Junge bekommt von einer Gesundheitshelferin eine Impfung.

Nigeria: Der zwölfjährige Ahmad wird in einem Gesundheitszentrum gegen Diphtherie geimpft. Die Impfung könnte ihm sein Leben retten, denn Diphtherie ist eine potenziell tödliche Infektionskrankheit, die in Nigeria zuletzt zu schweren Krankheitsausbrüchen führte.

© UNICEF/UNI443113/Adesegun

Der Erreger der Diphtherie ist ein Bakterium, das per Tröpfcheninfektion übertragen wird. Wenn der Rachen davon befallen ist, bilden sich Beläge, die die Atemwege verschließen und schlimmstenfalls zum Tod durch Ersticken führen. Das Bakterium kann außerdem Organschäden verursachen. Zwischen fünf und zehn Prozent der Diphtherie-Erkrankten sterben auch heute noch an der Infektionskrankheit.

InfoDiphtherie-Impfungen in Deutschland


In westlichen Ländern wie Deutschland kommt es nur noch in Einzelfällen zu Diphtherie-Infektionen. Damit das so bleibt, sind die Impfungen nach einem festgelegten Impfschema unerlässlich. Die STIKO empfiehlt in Deutschland allen Babys und Kleinkindern die Grundimmunisierung gegen Diphtherie: Man erreicht sie mit drei Teilimpfungen, die im Rahmen einer Sechsfach-Impfung mit anderen Impfstoffen kombiniert werden. Los geht es im Alter von etwa zwei Monaten mit der ersten Impfdosis, die beiden anderen Impfungen folgen ebenfalls noch im Laufe des ersten Lebensjahres.

Als Kind bekommt man im Alter von fünf oder sechs Jahren die erste Auffrischimpfung. Die zweite gibt es zwischen neun und 17 Jahren. Danach braucht man alle zehn Jahre eine weitere Auffrischung.

Seit 1980 ausgerottet: Die Pocken

Leider gibt es also noch immer einige gefährliche Infektionskrankheiten, die noch weit davon entfernt sind, komplett ausgerottet zu werden. Vor allem in Entwicklungsländern bringen sie jedes Jahr viele Kinderleben in Gefahr.

Die einzige Infektionskrankheit, die tatsächlich bereits als weltweit ausgerottet gelten kann (und die ich deshalb nicht in der obigen Liste aufgeführt habe), sind die Pocken. Pocken waren eine hochansteckende Viruserkrankung mit grippeähnlichen Symptomen und einem schweren Hautausschlag. Über Jahrtausende hatten Pockenviren gewütet und sich in großen Epidemien weltweit ausgebreitet. Viele Millionen Menschen, vor allem kleine Kinder, sind durch die Pockenviren gestorben.

Nach langer Forschung wurde Ende des 18. Jahrhunderts ein erstes Vakzin gegen das Pockenvirus entwickelt. Die Pocken-Impfungen gelten als der Beginn der Geschichte der Impfungen überhaupt. Dennoch starben noch im 20. Jahrhundert weltweit rund 500 Millionen Menschen an den Pocken. Erst nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1967 weltweit eine Impflicht gegen Pocken vorschrieb, ging es rasant voran. Den letzten in Deutschland verzeichneten Pockenfall gab es 1972, und schon wenige Jahre später wurde die Pocken-Impfpflicht wieder aufgehoben. 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Pocken für weltweit ausgerottet – eine Erfolgsgeschichte, die erst durch die Pocken-Impfung möglich wurde.

Ausrottung von Krankheiten: Nach den Pocken könnte vielleicht auch Polio bald zu den ausgestorbenen Kinderkrankheiten gehören.

Stolz zeigt das Mädchen im Jemen die Markierung an ihrem kleinen Finger: So hat die Gesundheitshelferin gekennzeichnet, dass das Mädchen gegen Polio geimpft wurde. Nach den Pocken könnte Polio die zweite eines Tages "ausgestorbene" Krankheit sein.

© UNICEF/UNI529051/ALfilastini

Ausrottung gefährlicher Kinderkrankheiten durch Routine-Impfungen für ärmere Länder

Mit groß angelegten Impfkampagnen konnten wir in den vergangenen Jahrzehnten schon in vielen Ländern dieser Welt gefährliche Krankheiten und Epidemien eindämmen. Von einer kompletten Ausrottung sind wir bei manchen Krankheiten aber noch weit entfernt. Noch immer sterben viel zu viele Kinder weltweit an vermeidbaren Infektionskrankheiten – dabei könnte eine einfache Impfung ihr Leben retten.

Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, dass wir auch für ärmere Länder noch mehr Impfstoffe besorgen können gegen Krankheiten, die bei uns schon nahezu verschwunden sind. Damit sich auch dort die Eltern irgendwann um Krankheiten wie Tetanus, Diphtherie, Polio oder Mumps kaum noch Gedanken machen müssen.

Impfstoffe gegen Kinderkrankheiten

Helfen Sie mit Ihrer Spende, auch die Kinder in Entwicklungsländern mit Impfstoffen zu versorgen. Damit die Kinder dort genauso gut geschützt sind gegen Infektionskrankheiten wie bei uns in Deutschland. Vielen Dank!

** Dieser Blogbeitrag ist in Anlehnung an einen Blog von UNICEF Australien entstanden. Wir haben ihn erstmals im April 2021 veröffentlicht und aktualisieren ihn regelmäßig für Sie. **

UNICEF-Online-Redakteurin Susanne Nandelstädt
Autor*in Susanne Nandelstädt

Susanne Nandelstädt arbeitet als Online-Redakteurin für UNICEF. Im Blog schreibt sie über UNICEF-Projekte weltweit.