Neues aus der Stiftung

Ali (17) mit Ahmad (15): „Alles, was ich will, ist zusammen mit meiner Familie zu leben.“


von Tim Rohde

Kindheit kann nicht warten, Teil 3

Was müssen Kinder im Krieg durchmachen? Wie erleben sie Vertreibung und Flucht? Wie geht es ihnen, wenn sie in der Fremde leben müssen? Lesen Sie in den kommenden Wochen unsere Blog-Serie: "Kindheit kann nicht warten – Flüchtlingskinder erzählen von ihrem Schicksal".

Ali (17) aus Libanon mit seinem Bruder Ahmad (15)

Flüchtlingskinder erzählen: Ali (17) und Ahmad (15) aus Libanon
© UNICEF/UNI197505/Gilbertson VII

Von Libanon nach Deutschland: zwei Brüder, ein Schicksal. Sie sind erst 17 und 15 Jahre alt, doch zumindest haben sie einander und sind nicht ganz alleine unterwegs.

Ali und Ahmad mussten ihre Heimat in Baalbek in Libanon nahe der syrischen Grenze verlassen, weil die Gegend nicht mehr sicher war. Der Konflikt kam ihnen zu nah, immer häufiger gerieten sie und ihre Familie zwischen die Fronten des Syrien-Krieges. „Wir hätten dort sterben können“, sagt Ali.

Gefährliche Flucht nach Europa

Die Eltern entschieden, die Brüder nach Europa zu schicken – eine gefährliche und beschwerliche Reise, doch verglichen mit dem Leben inmitten der Krisenregion das geringere Übel.

Wie gefährlich die Reise tatsächlich ist, erfahren Ali und Ahmad auf dem Mittelmeer: Auf der Überfahrt droht das überfüllte Boot mehrere Male zu kentern, die Jungen fürchten um ihr Leben. Zusammen mit anderen Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan gelangen sie schließlich zur griechischen Insel Lesbos.

Ein überfülltes Flüchtlingsboot geht an der Insel Lesbos an Land.
© UNICEF/UNI200334/Gilbertson VII

Sehnsucht Sicherheit

Europa ist erreicht, doch die beiden Brüder sind auf sich allein gestellt. Vater und Mutter sind zu Hause, der 15-jährige Ahmad ohne die Obhut seiner Eltern. Nun muss Ali diese Rolle übernehmen und sich um seinen jüngeren Bruder kümmern: „Ich mache mir viele Sorgen um ihn. Ich bin nun derjenige, der auf ihn aufpassen muss.“

Ali und Ahmad sind in Europa angekommen.
© UNICEF/UNI197408/Gilbertson VII

Weiter geht es nach Serbien, es ist nun Anfang Oktober, Ali und Ahmad warten drei ganze Tage in der Kälte auf ihre Registrierung – bis Ahmad schließlich erkrankt. Die Brüder entscheiden, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Deutschland zu gelangen.

Mittlerweile sind die Brüder in Braunschweig angekommen - doch sie hoffen, eines Tages wieder mit ihrer Familie in Frieden und Freiheit vereint zu sein.

„Ich erwarte gar nicht viel“, sagt Ali. „Alles, was ich will, ist zusammen mit meiner Familie zu leben.“

Erfahren Sie im Video, wie Ali und Ahmad ihre Flucht erleben und wie die beiden Brüder schließlich in Deutschland eine Unterkunft finden.

Info

Die Kinder unter den Flüchtlingen werden häufig übersehen. Wir möchten ihnen eine Stimme geben und stellen Ihnen im Blog Mädchen und Jungen vor, die auf der Flucht sind. Einige von ihnen haben wir in Deutschland interviewt, andere sind in Syrien aus ihren Häusern vertrieben worden oder sind nach Jordanien oder Libanon geflohen. Egal, wo sie sind – sie sind in erster Linie Kinder.

Erfahren Sie hier mehr darüber, wie UNICEF Kindern in Syrien und seinen Nachbarländern und auf den Fluchtrouten hilft.

Tim Rohde
Autor*in Tim Rohde

Tim Rohde berichtet aus der Pressestelle über alle aktuellen UNICEF-Themen.