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UNICEF: 19 Millionen Kinder durch Konflikte oder Gewalt im eigenen Land vertrieben

New York/Köln

Binnenvertriebene Kinder durch Covid-19 und die Auswirkungen der Pandemie weltweit am stärksten gefährdet.

Syrien: Boushra (9) wartet an einer Wäscheleine neben ihrem neuen Zuhause.
© UNICEF/UN047851/Al-Issa

Laut einem heute veröffentlichten UNICEF-Bericht waren im vergangenen Jahr schätzungsweise 19 Millionen Kinder – so viele wie nie zuvor – aufgrund von Konflikten und Gewalt im eigenen Land vertrieben. Einige von ihnen lebten bereits seit Jahren fernab ihres Zuhauses.

2019 nahm die Zahl intern vertriebener Kinder dem Bericht zufolge um 12 Millionen zu. Davon wurden 3,8 Millionen Kinder durch Konflikte und Gewalt im eigenen Land vertrieben, 8,2 Millionen durch Katastrophen, überwiegend Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Stürme.

Der Bericht „Lost at Home“ verdeutlicht die Risiken und Herausforderungen für binnenvertriebene Kinder und zeigt Maßnahmen auf, die zu ihrem Schutz dringend erforderlich sind. Denn Kinder, die im eigenen Land vertrieben wurden, sind am anfälligsten für die direkten und indirekten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.

„Weltweit sind Millionen vertriebene Kinder nicht angemessen versorgt und geschützt", sagte Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin. „Wenn neue Krisen wie die Covid-19-Pandemie auftreten, sind diese Kinder besonders verwundbar. Regierungen und humanitäre Akteure müssen unbedingt zusammenarbeiten, um ihre Gesundheit, Schuldbildung und ihren Schutz sicherzustellen.“

Aus dem Bericht geht hervor, dass Kinder, die im eigenen Land vertrieben wurden, insbesondere unter einer mangelnden Grundversorgung leiden und dem Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel zu werden. Hinzu kommen die Gefahren, schon in jungen Jahren Kinderarbeit leisten zu müssen, früh verheiratet zu werden oder von der Familie getrennt zu werden. Diese Risiken bedrohen die Gesundheit und Sicherheit der Kinder.

Die Covid-19-Pandemie verschlimmert die ohnehin schon schwierige Situation für vertriebene Kinder und ihre Familien. Oft leben sie in überfüllten Lagern oder informellen Siedlungen, in denen sie kaum die Möglichkeit zur regelmäßigen Hygiene und medizinischen Versorgung haben und in denen es kaum möglich ist, den nötigen körperlichen Abstand zu halten. Diese Bedingungen befördern die Ausbreitung von Krankheiten wie Covid-19.

In dem Bericht fordert UNICEF strategische Investitionen und gemeinsame Anstrengungen von Regierungen, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, humanitären Akteuren und Kindern selbst, um die Ursachen von Vertreibung, insbesondere alle Formen von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, anzugehen.

UNICEF fordert zudem Regierungen dazu auf, im Rahmen des von UN-Generalsekretär António Guterres einberufenen hochrangigen Gremiums zur internen Vertreibung konkrete Maßnahmen zu ergreifen und Investitionen zu tätigen, um allen Binnenvertriebenen und ihren Familien Schutz und gerechten Zugang zur Versorgung zu gewährleisten.

Für die Umsetzung dieser Agenda sind bessere, aktuelle und verfügbare Daten und Fakten entscheidend, aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht. Nur so lässt sich besser verstehen, welche Auswirkungen die interne Vertreibung auf Kinder und ihre Familien hat. Binnenvertriebene Kinder und Jugendliche müssen gehört und ernst genommen werden und die Möglichkeit haben, Teil der Lösung zu sein.

» Vollständiger UNICEF-Report (Englisch) zum Download