Pressemitteilung

Jeden Tag infizieren sich tausend Kinder mit HIV

Köln

UNICEF zur Internationalen Aids-Konferenz in Washington

UNICEF will Mutter-Kind-Übertragung des HI-Virus in Entwicklungsländern stoppen – Innovative Technologien helfen, Kinder vor Aids zu schützen

Anlässlich der Internationalen Aids-Konferenz vom 22. bis 27. Juli in Washington ruft UNICEF dazu auf, alle Kräfte zu bündeln, um die Übertragung des HI-Virus von Müttern auf ihre Kinder weltweit zu eliminieren. „Das Ende von Aids beginnt mit dem Schutz von Kindern“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die Übertragung des Virus von der Mutter auf ihr Baby kann auch in Entwicklungsländern zu fast 100 Prozent verhindert werden.“ Doch noch immer werden täglich rund 1.000 Kinder infiziert, weil es in einigen der am meisten betroffenen Länder an Behandlungsmöglichkeiten und Aufklärung fehlt. Allein 2010 starben weltweit 250.000 Kinder unter 15 Jahren an Krankheiten in Verbindung mit Aids.

Mit Hilfe von UNICEF wurden in den vergangenen Jahren neue Verfahren entwickelt. In 2010 infizierten sich weltweit um 30 Prozent weniger Kinder als 2002. Ein Schlüssel dafür ist die schnelle, einfache Diagnose einer HIV-Infektion: Ein sogenannter Trockenbluttest macht einen gekühlten Transport der Blutproben zum oft weit entfernten nächsten Labor überflüssig. Ein speziell entwickeltes SMS-Programm übermittelt zudem Testergebnisse deutlich schneller als früher. Vor der Internationalen Aids-Konferenz in Washington organisiert UNICEF am Sonntag gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation ein Forum international führender Experten zu Kindern und Aids, um die Fortschritte beim Kampf gegen die Übertragung von HIV weiter zu beschleunigen. Ziel ist es, bis 2015 die Zahl der derzeit noch rund 365.000 Kinder jährlich, die vor, während oder nach der Geburt mit HIV infiziert werden, um 90 Prozent zu senken.

Das Programm Mwana

UNICEF fördert in Ländern wie Sambia, Malawi und Uganda ein vereinfachtes Verfahren zur Übermittlung von Testergebnissen. Für HIV-positive Mütter kann die frühzeitige Diagnose über Leben und Tod ihres Babys entscheiden. Bislang beanspruchten die Übersendung der Blutproben und die Rückmeldung der Testergebnisse in abgelegene ländliche Gebiete oft mehrere Wochen oder gar Monate. Das Programm Mwana (Mwana bedeutet Kind auf Kisuaheli) beschleunigt das Verfahren entscheidend, denn die Testergebnisse werden per SMS übermittelt. Die Analysedaten werden den örtlichen Gesundheitshelfern direkt aus dem Labor zugesimst. Die Helfer überbringen die Nachrichten an die Mütter und geben ihnen gleichzeitig die nötigen Handlungsempfehlungen. Für die Mütter verkürzt sich so nicht nur die quälend lange Wartezeit von bislang im Schnitt mehr als sechs Wochen. Bei einem positiven Testergebnis kann die Behandlung auch früher beginnen und hat somit größere Aussicht auf Erfolg. „Die schnellere Übermittlung des Testergebnisses hat entscheidenden Einfluss auf die Überlebenschancen von Kindern“, sagt UNICEF Innovationsexpertin Erica Kochi.

Zum Mwana-Programm gehört zudem ein Erinnerungssystem. Ebenfalls mit Hilfe von SMS können Gesundheitshelfer die Mütter und ihre Kinder regelmäßig betreuen und an notwendige Untersuchungen erinnern. In den meisten afrikanischen Ländern sind Mobilfunknetze verfügbar und viele Menschen besitzen Mobiltelefone – eine große Chance für eine bessere Gesundheitsversorgung.

Eine Generation ohne Aids ist erreichbar, aber es gibt noch viel zu tun

Das Ziel, dass die nächste Generation ohne Aids aufwachsen kann, war noch nie so nah. Die Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung ist ein entscheidender Baustein. 17 der 22 am meisten von Aids betroffenen Länder haben mit Unterstützung von UNICEF mit der Arbeit an nationalen Aktionsplänen zumindest begonnen. Dabei gilt es, so gravierende Hindernisse wie das Stigma von HIV-positiven Kindern und Erwachsenen und Diskriminierung von Mädchen und Frauen zu überwinden, die Gesundheitssysteme auszubauen und Aufklärung voranzutreiben. Es gibt noch viel zu tun:

  • Jedes Jahr sterben schätzungsweise 42.000 Mütter während der Schwangerschaft oder kurz nach der Entbindung an Komplikationen aufgrund von Aids.
  • Weltweit sind für Frauen zwischen 15 und 44 Jahren mit Aids verbundene Krankheiten die Haupttodesursache.
  • Nur 28 Prozent der Kinder von HIV-positiven Müttern in 65 Ländern wurden 2010 innerhalb der ersten beiden Lebensmonate auf HIV getestet.
  • Nur 42 Prozent der HIV-gefährdeten Neugeborenen erhalten Medikamente zum Schutz vor Ansteckung.
  • Von den schätzungsweise mehr als zwei Millionen Kindern, die eine Therapie mit antiretroviralen Medikamenten benötigen, wurden 2010 nur rund 23 Prozent behandelt – diese Rate ist deutlich niedriger als bei Erwachsenen, die zu 51 Prozent therapiert werden.