Statement

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Hunderttausende Kinder leben unter verzweifelten Bedingungen

Statement von UNICEF-Sprecher James Elder bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf

Genf/Köln

"Die Familien in der Türkei und in Syrien sind mit einer harten, herzzerreißenden Realität konfrontiert. UNICEF befürchtet, dass viele Tausende Kinder getötet wurden. Auch ohne verifizierte Zahlen ist es traurigerweiser klar, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird.

In der Türkei leben in den zehn Provinzen, die von den beiden Erdbeben betroffen waren, insgesamt 4,6 Millionen Kinder. In Syrien sind 2,5 Millionen Kinder betroffen.

Ukraine: Ein Mädchen steht vor Boxen mit Hilfsgütern und schaut in die Kamera.

Ein kleines Mädchen steht vor Kisten mit Hilfsgütern, die den Überlebenden des Erdbebens in Kahramanmaraş, Türkei, geschickt wurden.



© UNICEF/UN0781435/Ölçer

Die Kinder und Familien brauchen dringend weitere Unterstützung. Viele Mitarbeiter*innen und Ersthelfer*innen unserer lokalen Partnerorganisationen wurden getötet, verletzt, vertrieben und ihre Büros und Ausrüstung zerstört. (…)

Familien mit Kindern schlafen auf der Straße, in Einkaufszentren, Schulen, Moscheen, Busbahnhöfen und unter Brücken. Sie bleiben mit ihren Kindern im Freien, weil sie Angst haben, nach Hause zu gehen, und weil sie nicht in der Lage sind, die Schäden an den Gebäuden und die möglichen Auswirkungen wahrscheinlicher Nachbeben zu beurteilen.

Dies bedeutet, dass Zehntausende von Familien den Elementen ausgesetzt sind, zu einer Jahreszeit, in der die Temperaturen klirrend kalt sind und Schnee und gefrierender Regen an der Tagesordnung sind. Täglich gibt es neue Berichte über Kinder, die an Unterkühlung und Atemwegsinfektionen leiden.

In Syrien umfasst die lebensrettende Soforthilfe von UNICEF die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, warmer Winterkleidung, medizinischer Versorgung und Nahrungsmitteln; in der Türkei: Winterkleidung für Kinder, Hygienesets für Familien, Babys und Mütter, Reise-Hygienesets für Familien und Decken. Außerdem beschafft UNICEF in den zehn betroffenen Provinzen Schlafsäcke, Powerbanks und Schlafstühle.

Angesichts der katastrophalen und immer weiter steigenden Zahl von Todesopfern müssen wir davon ausgehen, dass viele, viele Kinder bei diesen verheerenden Erdbeben ihre Eltern verloren haben.

In der Türkei hat UNICEF in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Familie und Soziales Sozialarbeiter in die Krankenhäuser entsandt, um unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Kinder zu identifizieren und sicherzustellen, dass ihre Grundbedürfnisse erfüllt werden. Darüber hinaus hat UNICEF gemeinsam mit dem Ministerium für Familie und Soziales in den betroffenen Provinzen zehn neue Hotlines für unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Kinder eingerichtet.

Parallel zu diesen Bemühungen arbeitet UNICEF mit seinen Partnern daran, den betroffenen Kindern wichtige psychosoziale und psychische Unterstützung zukommen zu lassen.

Für viele dieser Kinder - vor allem im kriegsgeschädigten Syrien - ist dies ein erneutes Trauma zusätzlich zu dem Kriegstrauma. (…) Um die Reichweite der psychosozialen Unterstützung für Kinder rasch zu vergrößern, bildete UNICEF rund 70 Trainer*innen in psychologischer Erster Hilfe aus, mobilisierte längerfristige psychische und psychosoziale Unterstützung und stellte Pakete mit Spielsachen für Zehntausende Kinder bereit. (…)

Schließlich möchte ich noch auf die beispiellose Not der Kinder in Syrien hinweisen: Jedes Kind unter zwölf Jahren kennt nichts anderes als Konflikt, Gewalt oder Vertreibung. Einige Kinder wurden bereits sechs oder sieben Mal vertrieben.

Mehr als 1,7 Millionen registrierte Flüchtlinge aus Syrien leben in den zehn betroffenen Provinzen der Türkei, und schätzungsweise 811.000 von ihnen sind Kinder. Jahre der Gewalt, der Zerstörung und der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen haben die Lebensbedingungen unerträglich gemacht.

Dies scheint die letzte Chance für die internationale Gemeinschaft zu sein, sich mit diesen Millionen von Kindern solidarisch zu zeigen."

Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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