Schutz und Unterstützung für Flüchtlingskinder in Deutschland
UNICEF und Bundesregierung treffen Vereinbarung über Initiative für Flüchtlingskinder
Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und die Bundesregierung starten eine gemeinsame Initiative, um die schätzungsweise 300.000 Flüchtlingskinder in Deutschland besser zu schützen und zu unterstützen. Das gaben Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, die UNICEF-Koordinatorin für die Flüchtlingskrise in Europa Marie-Pierre Poirier und der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, heute (Montag) in Berlin bekannt.
Trotz der großen Anstrengungen Deutschlands auf allen Ebenen sind die Sozial- und Schutzsysteme durch das Ausmaß der Krise stark belastet. Der gemeinsamen Einschätzung von UNICEF und der Bundesregierung zufolge sind Flüchtlingskinder dadurch nicht ausreichend geschützt.
„Dort wo sich Kinder, Jugendliche und Frauen aufhalten, müssen besondere Maßnahmen zum Schutz vor Übergriffen und geschlechtsbezogener Gewalt einschließlich sexueller Übergriffe und Belästigung ergriffen werden“, sagte Ministerin Manuela Schwesig. „Für mehr Schutz braucht es aber personelle und räumliche Maßnahmen, sowie mehr Information, Sensibilisierung und Fortbildung der Fachkräfte und Ehrenamtlichen. Deshalb wollen wir gemeinsam mit UNICEF Angebote schaffen, die eine Verbesserung des Schutzes in den Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Frauen ermöglichen.“
Die Lagebewertung von UNICEF und Bundesregierung hat ergeben, dass Flüchtlingskinder und –frauen in Gefahr sind, Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu werden, vor allem in Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünften. Kinder haben in diesen Einrichtungen zudem häufig mehrere Monate lang keinen vollen Zugang zu Schulbildung, psychosozialer Unterstützung und Freizeitaktivitäten.
„Wir haben mit Deutschland als unserem Partner ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein, für den Schutz der Kinder zu sorgen, die ihn am meisten benötigen, und zwar unabhängig davon, woher sie kommen“, sagte die UNICEF-Koordinatorin für die Flüchtlingskrise in Europa, Marie-Pierre Poirier. „Flüchtlingskinder haben Krieg, Verfolgung und eine schreckliche Reise hinter sich. Sie mögen in ihrem Zielland Deutschland angekommen sein, aber es ist der Beginn einer neuen Reise für sie. Wir müssen ihnen zur Seite stehen.“
Die Bundesregierung und UNICEF werden jetzt gemeinsam mit deutschen Nichtregierungsorganisationen Maßnahmen entwickeln, um die Situation von Flüchtlingskindern genauer zu untersuchen und zu verbessern.
Zu den geplanten Maßnahmen gehören:
- Unterstützung bei der Identifizierung von gefährdeten Kindern
- Unterstützung für Lern- und Spielmöglichkeiten und Zusammenarbeit mit Partnern, um den Zugang zu Hilfen und Beratung zu verbessern, und zwar durch Einbringen von Fachwissen und Schulungen zum Konzept der „Kinderfreundlichen Orte“
- Schulungen und Beratung von Mitarbeitern in Flüchtlingseinrichtungen, um Gewalt und Missbrauch vorzubeugen
- Beratung und Unterstützung, um Schutzmechanismen in Erstaufnahmeeinrichtungen und anderen Gemeinschaftsunterkünften aufzubauen und zu stärken
- Unterstützung bei der Verbesserung der Datensammlung und der Überwachung der Situation der Kinder
- Unterstützung bei der Erarbeitung von praxisnahen Richtlinien, Schulungen und Beratung, um Einrichtungen kinderfreundlicher und geschlechtssensibel zu gestalten
- Etablierung von Verhaltensregeln für Mitarbeiter in Einrichtungen sowie bessere Beschwerde- und Weiterverweisungsmechanismen.
„Flüchtlingskinder befinden sich in Deutschland nach ihrer langen und gefährlichen Flucht zwar in relativer Sicherheit“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Doch werden ihre Lebensumstände in Gemeinschaftsunterkünften wie Turnhallen, Kasernen oder anderen Notunterkünften noch für lange Zeit schwierig bleiben. Unzählige Mitarbeiter und freiwillige Helfer dort leisten großartige Arbeit. Einen verbindlichen Standard für den Schutz der Kinder sowie ausreichende Spiel- und Lernangebote oder psychosoziale Hilfen gibt es bisher allerdings nicht. Es darf nicht vom Zufall abhängen, ob Flüchtlingskinder in Deutschland gut geschützt, versorgt und betreut werden oder nicht.“
UNICEF wurde 1946 ursprünglich gegründet, um nach dem Zweiten Weltkrieg Nothilfe für Kinder in Europa zu leisten. Heute versorgt UNICEF unter anderem Kinder in Konfliktländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan mit Trinkwasser und sanitären Anlagen, Kinderschutzmaßnahmen und Bildungsangeboten. Außerdem unterstützt UNICEF Kinder, die sich in den Balkanstaaten auf der Flucht befinden.
Die Bundesregierung hat die Arbeit von UNICEF dieses Jahr mit 250 Millionen Euro unterstützt – das sind rund 100 Millionen Euro mehr als 2014 –, um Millionen von Kindern in Konfliktländern wie Afghanistan, Irak, Jemen, Libyen, Syrien und Ukraine zu erreichen. Ein Hauptschwerpunkt ist dabei die Hilfe für syrische Flüchtlingskinder in Jordanien, Libanon und der Türkei.
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