Statement

Gemeinsames Statement von UNDP, UNFPA, UNICEF, WFP und WHO zu humanitären Hilfslieferungen nach Gaza vom 21.10.2023

New York/Genf/Rom/Köln

„Eine erste, wenn auch begrenzte Lieferung lebensrettender humanitärer Hilfsgüter der Vereinten Nationen und des Ägyptischen Roten Halbmonds wurde heute mit 20 Lastwagen über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gebracht.

Die Hilfsgüter sind eine dringend benötigte Rettungsleine für einige der Hunderttausenden Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, die von Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen grundlegenden Hilfsleistungen abgeschnitten sind. Doch dies ist lediglich ein Anfang und reicht bei weitem nicht aus. Mehr als 1,6 Millionen Menschen im Gazastreifen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen sind nach wie vor besonders vulnerabel. Nahezu die Hälfte der Menschen im Gazastreifen sind Kinder.

Da die zivile Infrastruktur im Gazastreifen in den fast zwei Wochen der anhaltenden Bombardierungen stark beschädigt oder zerstört wurde - darunter Unterkünfte, Gesundheitseinrichtungen, Wasser- und Abwassersysteme sowie elektrische Anlagen -, wird die Zeit knapp, bevor die Sterblichkeitsrate aufgrund von Krankheitsausbrüchen und fehlender medizinischer Versorgung in die Höhe schnellen könnte.

Krankenhäuser sind überfüllt und überlastet. Für die Zivilbevölkerung wird der Zugang zu lebenswichtigen Nahrungsmitteln immer schwieriger. Gesundheitseinrichtungen fehlt es an Treibstoff und können nur mit geringen Mengen betrieben werden, die vor Ort beschafft wurden. Es ist davon auszugehen, dass der Treibstoff in den nächsten Tagen zur Neige geht. Die Wasserproduktionskapazität liegt nur bei fünf Prozent der normalen Kapazität. Die humanitären Hilfsgüter sind bereits aufgebraucht. Vulnerable Menschen sind am stärksten gefährdet. Todesfälle unter Kindern erreichen ein alarmierendes Ausmaß. Ihr Recht auf Schutz, Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung wird ihnen verweigert.

Fast ein Drittel der palästinensischen Bevölkerung war bereits vor dem Konflikt im Gazastreifen von Nahrungsunsicherheit betroffen. Mittlerweile sind die Vorräte in den Geschäften fast aufgebraucht und Bäckereien schließen. Zehntausende von Menschen sind auf der Flucht und nicht in der Lage, zu kochen oder sicher Nahrungsmittel zu kaufen.

Wir rufen auf zu einem humanitären Waffenstillstand und einem sofortigen, uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen, damit humanitäre Helfer*innen die Zivilbevölkerung in Not erreichen, Leben retten und weiteres menschliches Leid verhindern können. Die humanitäre Hilfe muss in ausreichendem Umfang und dauerhaft geleistet werden können und allen Menschen im Gazastreifen die Möglichkeit geben, ihre Würde zu bewahren.

Wir fordern einen sicheren und dauerhaften Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Gesundheit - einschließlich sexueller und reproduktiver Gesundheit - sowie Treibstoff, der notwendig ist, um die Grundversorgung zu ermöglichen.

Wir rufen dazu auf, die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur in Gaza zu schützen, einschließlich Gesundheitseinrichtungen.

Wir rufen dazu auf, humanitäre Helfer*innen im Gazastreifen zu schützen, die ihr Leben für den Dienst an ihren Mitmenschen riskieren.

Und wir rufen alle Akteure dazu auf, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren.

Die humanitäre Lage in Gaza war schon vor den jüngsten Feindseligkeiten besorgniserregend. Jetzt ist sie katastrophal. Die Welt muss mehr tun."

Das Statement wurde am 21. Oktober veröffentlicht. Wir haben es übersetzt.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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