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Hilfe für Rohingya-Familien: UNICEF benötigt rund 76 Millionen US-Dollar

Köln/Dhaka

+ + + Letzte Aktualisierung: 02.10.2017, 16:00 Uhr + + +

UNICEF verstärkt die Hilfe für Rohingya-Familien in Bangladesch und bittet die internationale Gemeinschaft um weitere Unterstützung. Aufgrund des immensen Ausmaßes der Tragödie hat UNICEF seinen Spendenaufruf für die Nothilfe auf 76,1 Millionen US-Dollar erweitert.

Der Appell deckt die unmittelbaren Bedürfnisse der neu angekommenen Rohingya-Kinder sowie derjenigen, die bereits vor dem jüngsten Zustrom ankamen. Hilfe erhalten zudem Kinder in besonders benachteiligten Aufnahmegemeinden – alles in allem 720.000 Kinder.

Schätzungsweise bis zu 60 Prozent der mehr als 500.000 Rohingya, die seit dem 25. August aus Myanmar geflohen sind, sind Kinder. Die meisten leben seither unter harten und ungesunden Bedingungen in behelfsmäßigen Lagern und Siedlungen, die sich über den Bezirk rund um die Stadt Cox Bazar verteilen.

Rohingya-Flüchtlinge im Kutupalong Nothilfe-Camp
© UNICEF/UN0126222/Brown

UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake ist derzeit im südlichen Bangladesch, um sich ein Bild der Lage zu machen: "Verzweifelte, traumatisierte Kinder und ihre Familien fliehen jeden Tag vor der Gewalt in Myanmar. Wir verstärken unsere Hilfe so schnell wie möglich, doch das Ausmaß der Not ist immens, und wir müssen in der Lage sein, noch mehr zu helfen. Diesen Kindern wird eine Kindheit verweigert. Sie brauchen jetzt unsere Hilfe. Und sie brauchen unsere Hilfe, um eine Zukunft haben zu können."

Über 250.000 Rohingya-Kinder in akuter Not

Die Tragödie der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch wurde in den vergangenen Tagen immer größer. In den Flüchtlingslagern in Cox Bazar suchen 500.000 Menschen Zuflucht, darunter über 250.000 Kinder.

UNICEF unterstützt die Familien mit sauberem Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Hilfe. 150.000 Kinder werden gegen Masern geimpft und erhalten Vitamintabletten. UNICEF unterstützt auch die Identifikation und Versorgung von Kindern, die von ihren Eltern getrennt wurden.

Doch die Hilfe reicht angesichts der riesigen Zahl an Menschen in akuter Not nicht aus. UNICEF ruft die internationale Gemeinschaft zu verstärkter Hilfe auf.

Drohnenflug über Cox Bazar, Bangladesch


In den improvisierten Lagern fehlt es trotz großer Anstrengungen der Helfer an allem. Kindern bleibt nichts übrig, als verunreinigtes Wasser zu trinken. Die Gefahr von Krankheiten wächst.

Flüchtlingsstrom nach Bangladesch reißt nicht ab

Der Strom von Flüchtlingen aus Myanmar reißt nicht ab. Vergangene Woche ertranken zahlreiche Menschen bei dem Versuch über den Golf von Bengalen nach Bangladesch zu gelangen, darunter mehrere Kinder. Die neu ankommenden Flüchtlinge – insbesondere die Kinder – sind in einem immer schlechteren Zustand. Viele haben tagelang nichts gegessen.

Die Familien berichten von schweren Menschenrechtsverletzungen (Schläge, Vergewaltigungen, Exekutionen). Viele Kinder haben diese Verbrechen mit ansehen müssen und sind davon sichtlich gezeichnet.

Frauen berichten, dass ihre Männer getötet und sie selbst brutal geschlagen wurden.
UNICEF hat 70 Mitarbeiter in Cox Bazar, die gemeinsam mit einem Netz von 18 Partnerorganisationen die Hilfe ausweiten. UNICEF hat bisher Hilfsgüter im Wert von vier Millionen US-Dollar nach Bangladesch gebracht.

Rohingya: Ein Junge steht auf einem Hügel in Kutupalong in Bangladesch, wo derzeit viele Rohingya Zuflucht suchen.

Die Zukunft für diesen Jungen und Tausende andere Rohingya-Kinder ist ungewiss: Wie lange werden sie noch in den provisorischen Camps leben müssen?

© UNICEF/UN0120411/Brown

UNICEF-Hilfe vor Ort

Über eine Versorgungskette werden Tabletten zur Wasseraufbereitung, Hygieneartikel, therapeutische Spezialnahrung, Plastikplanen und Spielutensilien in die Lager gebracht.
Viele Frauen sind allein mit mehreren Kindern unterwegs, um die sie sich kaum kümmern können.

Allein bis Mitte dieser Woche wurden über 1.600 unbegleitete Kinder registriert. UNICEF unterstützt die Versorgung und Betreuung dieser Kinder.

In 41 Kinderzentren erhalten derzeit 15.000 Kinder psychosoziale Unterstützung. Insgesamt (mit den Flüchtlingen, die bereits vor der aktuellen Krise kamen) werden mit solchen Maßnahmen derzeit etwa 40.000 Kinder erreicht.