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Dürre am Horn von Afrika: Mehr als zwanzig Millionen Kinder in Gefahr

Bereits die fünfte Regenzeit in Folge hat nicht genügend Niederschläge gebracht

Nairobi

Die Auswirkungen der extremen Dürre am Horn von Afrika werden immer schlimmer, warnt UNICEF. In Äthiopien, Kenia und Somalia hat sich nach Angaben von UNICEF die Zahl der betroffenen Kinder innerhalb von fünf Monaten mehr als verdoppelt. Aufgrund von Klimawandel, Konflikten, globaler Inflation und Getreideknappheit sind jetzt rund 20,2 Millionen Kinder von schwerem Hunger, Durst und Krankheiten bedroht – im Vergleich zu 10 Millionen Kindern im Juli dieses Jahres.

Somalia: Ein Junge auf dem Arm seiner Mutter

Der kleine Adan ist mangelernährt. Seine Mutter musste mit ihm und den sieben weiteren Kindern 45 Kilometer laufen, um ihn in ein Gesundheitszentrum in Dollow, Somalia, zu bringen.




© UNICEF/UN0727553/Sewunet

"Zwar konnten die schlimmsten befürchteten Folgen der Krise durch gemeinsame und verstärkte internationale Anstrengungen vorerst abgewendet werden, doch leiden die Kinder am Horn von Afrika weiterhin unter der schwersten Dürre seit mehr als zwei Generationen", sagte Lieke van de Weil, die stellvertretende UNICEF-Regionaldirektorin für das östliche und südliche Afrika.

"Die humanitäre Hilfe muss aufrechterhalten werden, um Leben zu retten und die Widerstandskraft der überwältigenden Zahl von Kindern und Familien zu stärken, die immer weiter an den Rand des Abgrunds gedrängt werden. Sie sterben an Hunger und Krankheiten und müssen auf der Suche nach Nahrung, Wasser und Weideland für ihr Vieh ihre Heimat verlassen."

Schätzungsweise fast zwei Millionen Kinder in Äthiopien, Kenia und Somalia benötigen aktuell dringend eine Behandlung wegen schwerer akuter Mangelernährung, der tödlichsten Form des Hungers.

Die Lage in Äthiopien, Kenia und Somalia ist weiter dramatisch:

  • Mehr als zwei Millionen Menschen haben bereits aufgrund der Dürre ihr zu Hause verlassen und sind innerhalb ihrer Länder auf der Suche nach Nahrung, Wasser und Weideland unterwegs.
  • Fast 24 Millionen Menschen leiden unter akuter Wasserknappheit und haben keinen zuverlässigen Zugang zu sauberem Wasser.
  • Rund 2,7 Millionen Kinder können wegen der Dürre nicht zur Schule gehen, und schätzungsweise weitere 4 Millionen Kinder sind davon bedroht, die Schule abzubrechen.
  • Die Verzweiflung in den Familien wächst. Kinder sind durch verschiedene weitere Risiken bedroht, darunter Kinderarbeit, Kinderheirat und Genitalverstümmelung bei Frauen.
  • Geschlechtsspezifische Gewalt, einschließlich sexueller Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, aufgrund von Hunger und Vertreibung nehmen zu.

Dank der großzügigen Unterstützung von Spender*innen und Partnern kann UNICEF weiterhin lebensrettende Hilfe für Kinder und Familien am Horn von Afrika leisten und sich gleichzeitig auf zukünftige Krisen vorbereiten, die Widerstandskraft der Familien erhöhen und wichtige Dienste und Strukturen für Kinder stärken.

Im Jahr 2022 haben UNICEF und seine Partner am Horn von Afrika fast zwei Millionen Kinder und Frauen den Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsdiensten ermöglicht, fast zwei Millionen Kinder im Alter von sechs Monaten bis 15 Jahren gegen Masern geimpft und mehr als 2,7 Millionen Menschen mit sauberem Wasser zum Trinken, Kochen und für die Körperhygiene versorgt.

UNICEF benötigt für die lebensrettende humanitäre Hilfe in der Region im kommenden Jahr 759 Millionen US-Dollar. Es ist von großer Bedeutung, dass rechtzeitig flexible finanzielle Unterstützung, insbesondere in den Bereichen Bildung, Wasser- und Sanitärversorgung und Kinderschutz bereitgestellt wird. Weitere 690 Millionen US-Dollar werden benötigt, um langfristige Investitionen zu unterstützen, die Kindern und ihren Familien helfen, sich auf zukünftige Krisen vorzubereiten und an den Klimawandel anzupassen.

"Während Regierungen und Menschen auf der ganzen Welt auf das neue Jahr blicken, fordern wir die internationale Gemeinschaft auf, sich jetzt auch auf das vorzubereiten, was das Horn von Afrika im nächsten Jahr und in den darauffolgenden Jahren erwarten könnte", sagt Lieke van de Wiel. "Wir brauchen verstärkte globale Bemühungen und Ressourcen, um weitere verheerende und unumkehrbare Schäden für die Kinder am Horn von Afrika abmildern zu können. Wir müssen jetzt handeln, um das Leben von Kindern zu retten, ihre Würde zu wahren und ihre Zukunft zu schützen."

Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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