Vernachlässigte Tragödie im Sudan: „Kindern droht Katastrophe epischen Ausmaßes“
UNICEF ruft dringend zu mehr Unterstützung auf / Veranstaltung Unite with the Children of Sudan
Abseits der Weltöffentlichkeit steht das Leben Hunderttausender Kinder im Sudan auf dem Spiel, warnt UNICEF. Nach mehr als 14 Monaten Krieg ist der Sudan – und dort insbesondere die Region Darfur – eine Hölle für Kinder geworden. Rund 14 Millionen Kinder sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – ungefähr so viele Kinder, wie in ganz Deutschland leben. Rund 730.000 Kindern droht lebensbedrohliche Mangelernährung. In keinem anderen Land der Welt sind so viele Kinder auf der Flucht.
„Die Welt schaut kaum hin, doch für die Mädchen und Jungen im Sudan sind die endlose Gewalt, Hunger und Krankheiten zu einem lebensbedrohlichen Teufelskreis geworden“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, anlässlich der heute gemeinsam von UNICEF, Save the Children und USAID ausgerichteten Veranstaltung Unite with the Children of Sudan in Nairobi, Kenia. „Insbesondere in Darfur kämpfen Kinder inmitten grausamster Gewalt täglich um ihr Überleben. Es braucht jetzt einen konkreten Anlauf, um Leben zu retten. Wenn die Weltgemeinschaft noch länger wegschaut, droht eine Katastrophe epischen Ausmaßes.“
Der Sudan steuert, insbesondere in den schwer umkämpften Gebieten, auf eine Hungersnot zu. Rund 3,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind akut mangelernährt – 730.000 von ihnen droht ohne therapeutische Hilfe unmittelbar Lebensgefahr. Rund 8,9 Millionen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Hunger, chronische Mangelernährung und fehlende Impfungen machen Kinder anfälliger für lebensbedrohliche Krankheiten. Sie geraten in der bevorstehenden Regenzeit, die viele Straßen für humanitäre Hilfe unpassierbar macht, weiter in Gefahr.
Täglich werden Mädchen und Jungen im Sudan ihrer elementaren Rechte beraubt. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich Berichte über schwere Kinderrechtsverletzungen im Jahr 2023 verfünffacht, darunter insbesondere die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern durch Streitkräfte und bewaffnete Gruppierungen sowie die Tötung, Verstümmelung und sexuelle Gewalt gegen Kinder. Die 5,6 Millionen Mädchen und Jungen in Darfur sind besonders betroffen.
Der Sudan ist heute das Land mit den meisten geflüchteten Kindern weltweit. Rund fünf Millionen Kinder mussten vor den Kämpfen fliehen – so viele Kinder wie in ganz Berlin, Baden-Württemberg und Bayern zusammen. Seit April dieses Jahres sind rund 130.000 aus der heftig umkämpften Stadt Al-Fashir in Darfur geflohen. 17 Millionen Mädchen und Jungen im Sudan können nicht zur Schule gehen, mit gravierenden Folgen für ihre Zukunftschancen.
Gleichzeitig steht die grundlegende soziale und gesundheitliche Versorgung vor dem Zusammenbruch. Über 70 Prozent der Krankenhäuser in umkämpften Gebieten sind nicht funktionsfähig. Gehälter werden vielerorts nicht mehr ausgezahlt, Familien haben ihre Ressourcen aufgebraucht. Die zivile Infrastruktur, einschließlich Krankenhäusern und Schulen, wird weiter angegriffen.
„Die UNICEF-Teams berichten von einer humanitären Notlage, die unser Vorstellungsvermögen überschreitet“, sagte Schneider. „Nun steht auch noch die Regenzeit bevor. Es braucht jetzt einen Waffenstillstand, humanitären Zugang und diplomatische Anstrengungen, um dieser entsetzlichen Tragödie für Kinder ein Ende zu setzen. Jeder Tag zählt.“
UNICEF unterstützt gemeinsam mit seinen Partnern weiter Millionen Kinder im Sudan und den Nachbarländern und setzt alles daran, den Zugang zu wichtigen Hilfsgütern aufrecht zu erhalten. Seit Beginn des Konflikts hat UNICEF mehr als 18.500 Tonnen lebenswichtiger Hilfsgüter in den Sudan geliefert.
In diesem Jahr benötigt UNICEF 840 Millionen US-Dollar für die Hilfe im Sudan – Ende April betrug die Finanzierungslücke 711 Millionen US-Dollar. Allein 250 Millionen US-Dollar werden benötigt, um gezielt Kinder, die in 93 Gebieten von der drohenden Hungersnot betroffen sind, mit lebensrettender Hilfe zu erreichen.
Service für die Redaktionen
»Gerne vermitteln wir Interviews auch mit den UNICEF-Kolleg*innen im Sudan und in den Nachbarländern.
» Am 24. Juni 2024 richten UNICEF, USAID, Save the Children und weitere Partnerorganisationen die Veranstaltung Unite with the Children of Sudan in Nairobi aus, um den Scheinwerfer auf die schwierige Lage der Kinder im Sudan zu richten und ihnen Gehör zu verschaffen.
» Aktuelle Bild- und Videomaterialien stehen hier zur Verfügung.
» In unserem Faktenblatt finden Sie weitere Informationen zur Situation der Kinder im Sudan.
Christine KahmannSprecherin - Nothilfe