Pressemitteilung

UNICEF: COP26 als Chance zum Umsteuern nutzen

Die Vereinbarungen der Klimakonferenz entscheiden über das Leben und die Zukunft von Millionen Kinder

Köln

Vor der 26. Welt-Klimakonferenz in Glasgow ruft UNICEF die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs dazu auf, ihrer Verantwortung gegenüber den Kindern heute und zukünftigen Generationen durch entschlossene und sofortige Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise nachzukommen.

Nach Angaben von UNICEF wurden im Jahr 2020 durch wetterbedingte Veränderungen ihrer Umwelt über 9,8 Millionen Kinder intern vertrieben. Laut dem aktuellen Klima-Risiko-Index von UNICEF sind bereits heute eine Milliarde Kinder aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels extrem stark gefährdet. Fast jedes Kind weltweit ist schon von mindestens einem Klimarisikofaktor betroffen. UNICEF zufolge sind die größten Klimarisikofaktoren für Kinder in Europa Luftverschmutzung, Hitzewellen, Wasser- und Bodenverschmutzung sowie Überschwemmungen an Flüssen.

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Nicaragua, November 2020: Ein Kind schützt sich mit einem Plastikstuhl vor starkem Regen. An dieser Stelle stand das Haus seiner Familie, das vom Hurrikan Iota zerstört wurde.

© UNICEF/UN0372375/Ocon/AFP-Services

Anlässlich der sogenannten COP26 betont Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und Mitglied im Deutschen Komitee für UNICEF: „Die Klimaschutz-Deadline nach Paris 2015 ist ein sehr entscheidender Moment in unserer Menschheitsgeschichte. Wir haben nur noch ein kleines Zeitfenster, um die Klimakrise einigermaßen zu beherrschen und unseren Kindern und Enkelkindern eine Zukunft zu hinterlassen, die nicht ihre Lebensqualität und Freiheitsrechte fundamental einschränkt.

Wenn wir diese Chance nicht nutzen, werden wir eine Erderwärmung von deutlich über 2 Grad Celsius haben. Darauf folgen Chaos, Verlust und Zerstörung – in unvorstellbarer Weise. Deshalb müssen die Staaten jetzt gemeinsam handeln und auf der Klimakonferenz ausreichend Maßnahmen präsentieren, um die Erderwärmung zu stoppen. Dabei spielen auch Fragen der Finanzierung und des Naturschutzes eine wesentliche Rolle.“

Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, erklärt: „Die Vereinbarungen der Klimakonferenz entscheiden über das Leben und die Zukunft von Millionen Kindern und zukünftigen Generationen. Ohne entschiedene und rasche Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen werden wir ihre Lebensgrundlagen und Perspektiven zerstören.

Gleichzeitig muss mehr in die Anpassung der Lebensbedingungen von Kindern an die Veränderungen in ihrer Umwelt investiert werden. Wir müssen ihre Widerstandskraft stärken, indem wir ihre Grundversorgung verbessern, und wir müssen Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Klimakrise einbeziehen.“

UNICEF Deutschland fordert die Parteien während der aktuellen Koalitionsverhandlungen dazu auf, sich im neuen Regierungsprogramm klar zu einer globalen und nationalen, auf das Wohl und die Rechte von Kindern ausgerichteten Politik in den Bereichen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zu bekennen – unter anderem durch die Unterzeichnung der von Kindern und Jugendlichen entwickelten „Erklärung zu Kindern, Jugend und Klimaschutz“ („Declaration on Children, Youth and Climate Action“).

Christian Schneider ergänzt: „Schon heute wird das Leben von zahlreichen Kindern in erschreckend vielen Ländern stark durch die Klimakrise bestimmt. Ernten fallen aus, Überschwemmungen oder Wirbelstürme zerstören Häuser und Schulen, Krankheiten wie Malaria nehmen zu. Millionen Kinder haben dadurch keinen Zugang zu lebenswichtigen Bildungs- und Gesundheitsdiensten oder werden aus ihrer Heimat vertrieben. Wenn die Klimakrise auf der COP26 nicht von jeder Regierung mit der Dringlichkeit behandelt wird, die sie verdient, werden auch Kinder in Deutschland in einer ganz anderen Umwelt aufwachsen als wir sie kennen.“

Raina Ivanova, 17 Jahre, Mitglied im UNICEF JuniorBeirat, erklärte dazu bereits zu Beginn der Woche auf dem Weltgesundheitsgipfel in Berlin: „Wir Kinder und Jugendliche werden am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein, doch wir können viel zu selten aktiv mitbestimmen, wie unsere Gegenwart und Zukunft aussehen wird. Das ist inakzeptabel und muss sich ändern!

Der Klimawandel ist eine der größten globalen Herausforderungen, die wir nur zusammen bewältigen können. Kinder und Erwachsene müssen gemeinsam politische Entscheidungen treffen. Wir brauchen eine verantwortungsvolle Politik, die die am meisten Benachteiligten im Blick hat und eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft gestaltet.“

UNICEF fordert von Regierungen, Unternehmen und allen relevanten Akteur*innen:

  • Treibhausgasemissionen dringend zu reduzieren. UNICEF fordert die Länder dazu auf, ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent (gegenüber dem Niveau von 2010) zu senken, um die globale Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
  • Investitionen in die Klimaanpassung und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. UNICEF fordert die Industrieländer nachdrücklich dazu auf, ihr Versprechen aus dem Jahr 2009 einzuhalten, jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Klimafinanzierung bereitzustellen. Die Hälfte dieser Mittel sollte für Maßnahmen zur Klimaanpassung eingesetzt werden.
  • Jugendliche in alle Klimaverhandlungen und -entscheidungen einzubeziehen. UNICEF unterstützt die Forderungen junger Menschen an die Regierungen, sie konsequent in alle Verhandlungen und Entscheidungen zur Klimapolitik einzubeziehen, insbesondere die Kinder und Jugendlichen aus den am stärksten betroffenen Regionen. Klima und Umwelt müssen daher ein fester Bestandteil des Bildungsweges und der Förderung vom Kindesalter an sein.

» In unserem neuen Blog sprechen Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und Mitglied im Deutschen Komitee für UNICEF, und Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, sprechen über die Folgen der Klimakrise für Kinder.

Referentin Politik/Advocacy (UNICEF/UNI286732/Chiolo)

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