© UNICEF/UN0613966/Vincent TremeauMoldau: Ein Mädchen aus der Ukraine auf der Flucht.
Kinder weltweit

"Blue Dots": Hilfe für geflüchtete Kinder aus der Ukraine

Angriffe, Vertreibung, Traumatisierung – der Krieg ist eine Katastrophe für die Kinder in der Ukraine. Mehr als zwei Millionen Kinder sind bereits aus ihrer Heimat in die Nachbarländer geflohen. Sie brauchen dringend Hilfe und Unterstützung. UNICEF richtet in den Nachbarländern sogenannte "Blue Dots" ein, wichtige Schutzorte und Anlaufstellen für Kinder und Familien auf der Flucht.


von Christine Kahmann

Moldau: Iryna ist zusammen mit ihren Töchtern nach Rumänien geflüchtet.

Der Krieg trifft die Kinder besonders hart. Wie Iryna und ihre Töchter fliehen immer mehr Kinder und Familien aus der Ukraine in Nachbarländer wie Polen, Moldau oder Rumänien.

© UNICEF/UN0611808/Moldovan

Iryna und ihre beiden Töchter sitzen erschöpft auf einer Bank an der ukrainisch-rumänischen Grenze. "Ich bin wegen der Kinder geflüchtet", sagt Iryna. "Wenn die Sirenen aufheulten, haben wir Schutz in der Kellergarage gesucht. Sie hatten solche Angst. Wir haben so gut wie gar nicht geschlafen, weil die Sirenen immer wieder losheulten. Ich habe den Mädchen gesagt, dass dies wie ein Urlaub sei. Ich möchte, dass wir zurückkehren können."

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Flucht vor dem Krieg in der Ukraine: 9 Kinder, 9 Schicksale

Unsere UNICEF-Kolleg*innen vor Ort in der Ukraine und in den Nachbarländern berichten von herzzerreißenden Erlebnissen, die die Mädchen und Jungen durchmachen. Von Eltern und Kindern an Bahnhöfen, die sich voneinander verabschieden müssen, ohne zu wissen, wann sie sich wiedersehen werden. Von Vätern, die probieren ihren Kindern zu erklären, warum sie ohne sie ins Ausland fliehen müssen. Von Kindern, deren Leben von einem Tag auf den anderen durch den Krieg auf den Kopf gestellt wurde.

Bis zum 30. März sind mehr als zwei Millionen Kinder aus der Ukraine in Nachbarländer wie Polen, Republik Moldau und Rumänien geflohen – rund die Hälfte aller geflüchteten Menschen. Es ist die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

Ukraine: Eine Flüchtlingsfamilie wartet in Lwiw auf die Weiterreise.

Gemeinsam mit ihrer Mutter Vlada warten Camilla (5) und Amina (3) in Lwiw auf die Weiterreise nach Polen.

© UNICEF/UN0606529/Moskaliuk

Erhöhtes Risiko für Menschenhandel, Ausbeutung und Missbrauch

Die Menschen, die die Nachbarländer der Ukraine erreichen, sind zwar den Bomben entkommen. Aber insbesondere Kinder, die allein unterwegs sind oder von ihren Familien getrennt wurden, sind vielen weiteren Risiken ausgesetzt.

"Wie alle Kinder, die durch Krieg und Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben wurden, laufen sie Gefahr, von ihren Familien getrennt oder Opfer von Gewalt, sexueller Ausbeutung oder gar Menschenhandel zu werden", sagt unser Kollege James Elder, Sprecher von UNICEF, der bis vor Kurzem in Lwiw vor Ort gewesen ist. "Sie brauchen dringend Sicherheit, Stabilität und Schutz."

Moldau: Die Blue Dot-Einrichtungen lassen Familien auf der Flucht durchatmen.

Axana und ihr Sohn versuchen im “Blue Dot” in Chisinau, Moldau, ein wenig zur Ruhe zu kommen.

© UNICEF/UN0610998/Modola

Blue Dots: Sichere Orte für Kinder und ihre Familien

Um Kinder auf der Flucht zu schützen und zu unterstützen, richtet UNICEF gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk, lokalen Behörden und Partnern in den Nachbarländern der Ukraine sogenannte "Blue-Dot"-Anlaufstellen ein. Das sind sichere Orte, an denen Kinder und ihre Familien entlang der Flüchtlingsrouten wichtige Unterstützungsangebote erhalten, die an einem Ort gebündelt werden.

Moldau: Der vierjährige Marc und seine Mutter sind vor dem Krieg geflüchtet.

Bild 1 von 3 | Der vierjährige Marc sitzt mit seiner Mutter Veronika auf einer Bank in der “Blue Dot”-Anlaufstelle in Palenca, Moldau.

© UNICEF/UN0609292/Vladimir
Moldau: Ivan und seine Schwester Sofia sind aus Mariupol geflüchtet.

Bild 2 von 3 | Endlich wieder spielen! Ivan und seine Schwester Sofia sind aus Mariupol geflüchtet und spielen im Blue Dot in Chisinau, Moldau.

© UNICEF/UN0609996/Vladimir
Moldau: Eine Psychologin von Blue Dots spricht mit einer Flüchtlingsfamilie.

Bild 3 von 3 | Ana Zincov (links), eine Psychologin, die am Blue Dot von Palence in Moldau im Einsatz ist, spricht mit einer geflüchteten Familie nach ihrer Ankunft in Moldau.

© UNICEF/UN0610660/Vladimir

Die Anlaufstellen knüpfen an die Sozial- und Kinderschutzsysteme der jeweiligen Regierungen an und bauen auf bereits bestehenden nationalen und lokalen Hilfs- und Informationsangeboten auf. Mobile Teams ergänzen die Arbeit.

Wie sieht es in den "Blue Dots" aus? Sehen Sie selbst! In unserem Video führt unsere Kollegin Yulia Yurova durch ein "Blue Dot" in Rumänien.

Nach ihrer Ankunft im "Blue Dot" werden alle Kinder und ihre Angehörigen registriert. Das ist wichtig, um besonders schutzbedürftige Kinder rasch zu identifizieren und dafür zu sorgen, dass ihnen geholfen wird und sie sicher sind. Insbesondere für Kinder, die allein unterwegs sind und von ihren Familien getrennt wurden, sind die "Blue Dots" ein wichtiger Schutzort, an dem sie schnell Hilfe erhalten und von Kinderschutzexpertinnen und -experten betreut werden. Ziel ist es, sie so schnell wie möglich mit ihren Angehörigen zusammenzuführen. Deshalb sind die "Blue Dots" untereinander vernetzt.

Moldau: Dasha aus der Ukraine malt mit einer Kindertherapeutin.

Endlich wieder spielen. Dasha (4) malt gemeinsam mit einer Kindertherapeutin in einem „Blue Dot“ in Palenca in Moldau.

© UNICEF/UN0609214/Modola

Kinder wie Dasha haben dort die Möglichkeit zu spielen und zu malen. Das hilft ihnen, das Erlebte zu verarbeiten und gibt ihnen die Chance, zumindest für einen Moment einfach wieder Kind zu sein. Geschultes Personal leistet wichtige psychosoziale Hilfe, denn viele der Kinder haben Schreckliches erlebt, stehen unter Schock oder sind traumatisiert. Mütter können ein wenig zur Ruhe kommen und sich über die Weiterreise und Hilfsangebote informieren.

"Wir probieren, den Kindern keine Angst zu machen, also sprechen wir nicht viel über den Krieg, wenn wir wissen, dass sie zuhören", sagt Dashas Mutter Yula, die gemeinsam mit ihrer eigenen Mutter und ihren anderen drei Kindern aus Odessa geflohen ist. "Aber es ist nicht leicht. Wir sagen den Kindern zwar, dass alles gut werden wird. Dass alles in Ordnung ist. Aber wir wissen selbst nicht, was passieren wird und wie dieser Krieg enden wird", erklärt sie, während sie den Kindern beim Spielen zusieht.

Familien erhalten im "Blue Dot" zudem grundlegende Rechtsberatung und Hinweise auf örtliche Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. Hilfsgüter wie Hygieneartikel und Decken werden bereitgestellt, um Familien mit dem Nötigsten zu versorgen. Und auch sichere Schlafplätze stehen zur Verfügung, an denen sich Familien ausruhen und bei Bedarf an längerfristige Notunterkünfte verwiesen werden können.

Krieg in der Ukraine: Ministerin für Entwicklung Svenja Schulze spricht mit Geflüchteten in Rumänien

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze beim Besuch der "Blue Dot"-Anlaufstelle in Sighet, Rumänien. Das BMZ ist seit Jahren eine der wichtigsten Säulen der UNICEF-Hilfe für die Ukraine.

© UNICEF/UN0609957/Nicodim

Die ersten "Blue Dots" haben in Rumänien und in der Republik Moldau ihre Arbeit aufgenommen, weitere sollen in den kommenden Tagen eingerichtet werden.

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Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Ständige Bedrohung für Kinder
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Sie möchten mehr UNICEF-Blogs zur Ukraine lesen? In unseren Blogbeiträgen zur Ukraine schildern wir die aktuelle Situation der Kinder, geben Tipps, wie man mit Kindern über den Krieg sprechen kann, und erklären Ihnen, wie sich der Konflikt über die Jahre entwickelt hat.

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Mitarbeiterfoto: Christine Kahmann, UNICEF Deutschland
Autor*in Christine Kahmann

Christine Kahmann berichtet aus der Pressestelle über aktuelle UNICEF-Themen.